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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
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trank normalerweise keinen Rotwein, sondern helles Ale. Auch das Brot sah ganz anders aus als das, was sie aus England gewöhnt war. Und der Käse stank so sehr, dass sie nicht glaubte, ihn essen zu können. Plötzlich wurde ihr klar, dass dies ihre erste Mahlzeit in Paris war. Im Hotel war noch keine Gelegenheit zum Essen gewesen. Kate hatte nicht unbedingt angenommen, dass sie französische Spezialitäten in einem Kohlenkeller zu sich nehmen würde. Aber das Leben hielt offenbar immer wieder Überraschungen für sie bereit, wenn auch nicht unbedingt schöne.
    Kate biss von dem langen Laib ab und spülte das knusprige Weißbrot mit Rotwein herunter. Es schmeckte alles besser, als sie befürchtet hatte. Sie traute sich sogar, von dem Käse zu probieren. Ihr Magen füllte sich, und allmählich kehrten ihre Lebensgeister zurück.
    Kate konnte es nicht gut ertragen, eingesperrt zu sein. Wenn sie in London war und ihrem Beruf nachging, war sie den ganzen Tag lang an der frischen Luft. Ihre Wohnung betrat die Pilotin meistens nur zum Schlafen. Kate zerbrach sich den Kopf, wie sie aus diesem elenden Kellerloch entkommen konnte.
    Da hörte sie plötzlich wieder Geräusche hinter der Tür.
    Kate beglückwünschte sich selbst dazu, dass sie die Weinflasche nur zur Hälfte geleert hatte. Sie musste jetzt bei halbwegs klarem Verstand bleiben, wenn sie ihre Chance nutzen wollte. Langsam wurde die Tür geöffnet, und eine Frau betrat das Verlies.
    Die Fremde war eine aufsehenerregende Erscheinung. Sie hatte in etwa Kates Größe und eine ähnlich schlanke Figur. Aber damit hörten die äußerlichen Ähnlichkeiten auch schon auf. Die Frau trug ihr pechschwarzes Haar mit Schildpattkämmen hochgesteckt, außerdem hatte sie eine Orchidee hinter dem linken Ohr befestigt, was ihr ein besonders exotisches Aussehen verlieh. An ihren Ohren hing auffälliger Silberschmuck.
    Kate fand das Gesicht der Unbekannten sehr hübsch, allerdings starrte sie die Engländerin ziemlich finster an. Auf der rechten Wange war ein vermutlich künstlicher Schönheitsfleck befestigt, die Lippen hatte die Frau sich blutrot geschminkt. Ihr Körper steckte in einem äußerst gewagt ausgeschnittenen violett-schwarzen Kleid, dessen Anblick den meisten Londoner Betschwestern die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
    Die Schwarzhaarige warf einen verächtlichen Blick auf die halbleere Weinflasche.
    „So, du elendes Biest lässt es dir hier also gutgehen. Es gefällt dir wohl bei uns, oder?“
    Die Frau sprach Englisch mit starkem französischem Akzent. Also wusste sie offenbar, woher die Gefangene stammte. Kate blinzelte überrascht, denn sie verstand den Sinn der Worte nicht. Wollte diese seltsame Halbwelt-Lady sie verhöhnen? Oder meinte sie etwa ernst, was sie gesagt hatte? Wie konnte die Schwarzhaarige ernsthaft annehmen, dass Kate sich in einem feuchten kalten Kohlenkeller wohlfühlte? Oder war sie vielleicht nicht ganz richtig im Kopf?
    Irrsinn war eine einleuchtende Erklärung. Es entging Kate nämlich nicht, dass ihre Besucherin sie hasserfüllt anstarrte. Und das, obwohl Kate ihr nichts getan hatte.
    „Nein, es geht mir nicht gut. Ich wäre lieber in meinem Hotelzimmer, und am allerliebsten daheim in London. Aber Serpent hat mich entführen lassen, und nur deshalb bin ich hier. Wieso fragst du mich das überhaupt? Du gehörst doch zu ihm, nicht wahr?“
    „Ganz genau, du falsche Schlange! Besser gesagt ist Serpent Lolas Mann! Und deshalb wird es auch jedem Weibsbild schlecht ergehen, das Serpent Lola wegnehmen will!“
    Kate war nun endgültig davon überzeugt, dass ihre Besucherin einen Dachschaden hatte. Leute, die von sich selbst in der dritten Person sprachen, waren mit Vorsicht zu genießen. Diese Erfahrung hatte Kate jedenfalls schon öfter machen müssen. Und Lola – dieser Name passte zu der exotischen Schönheit mit dem feindseligen Killerblick wie die Faust aufs Auge.
    Lola, das klang in Kates Ohren nach Zirkus und Jahrmarkt. Wenn sie diesen Namen hörte, dann musste sie an Sägespäne in der Manege denken, an billiges aufdringliches Parfüm, an bunten Flitter und Konfetti. Genau diese Atmosphäre strahlte Lola aus. Doch es kam noch etwas Dunkles hinzu, das Kate gar nicht gefallen wollte. Während Serpent offensichtlich ein gefährlicher Mann war, wirkte Lola auf den ersten Blick nur verrucht, aber nicht mörderisch. Doch Kate konnte sich vorstellen, dass diese Frau zu echten Teufeleien fähig war.
    „Wie kommst du darauf, dass ich
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