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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 4
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zog ein schmales Messer aus der Tasche und ließ es durch seine Finger wirbeln, während er redete. Damit waren seine Hände so flink und geschickt wie die eines Klaviervirtuosen. Das trug nicht gerade dazu bei, Kate zu beruhigen.
    „Ja, ich habe dich durch meine Männer verschleppen lassen. Die beiden Witzfiguren, die in deiner Begleitung waren, haben wir am Leben gelassen. Meine Leute wissen, worauf es ankommt. Für Weiber kann man viel mehr Lösegeld kriegen als für Kerle. Ich weiß Bescheid, bin schon lange genug im Geschäft.“
    „Aber wieso glaubst du, dass jemand für mich Lösegeld bezahlen würde?“
    Kaum hatte Kate diesen Satz ausgesprochen, erkannte sie schon ihren Fehler. War es wirklich so clever, den Banditen davon überzeugen zu wollen, dass sie keine reichen Verwandten hatte? Was sollte ihn dann davon abhalten, sie zu töten? Serpent führte ihr schließlich gerade eindrucksvoll vor Augen, wie gut er mit einer Stichwaffe umgehen konnte. Doch vor allem war sie erleichtert darüber, dass Benson und Fletcher nichts geschehen war. Vorausgesetzt, sie konnte diesem Verbrecher Glauben schenken.
    „Du musst mich nicht für dämlich halten, Kate. Glaubst du, ich weiß nicht Bescheid über diesen Horace Lindsay, den meine Leute mit ein paar Revolverkugeln erledigt haben? Er war so eine Art Diener von diesem reichen englischen Lord Jeremy Summers, der in La Roquette in der Todeszelle hockt. Ich habe meine Spitzel überall. Ich weiß, dass es eine Verbindung zwischen diesen beiden Männern gibt. Clever wie ich bin, habe ich Horace Lindsay von meinen Getreuen beschatten lassen. Ich ahnte, dass etwas im Busch war. Lindsay bekam eine Morse-Nachricht und wurde sehr unruhig. Ich habe höchstpersönlich aus dem Postonkel herausgekitzelt, was in der Nachricht stand. Da wurde mir klar, dass Lindsay wirklich nur ein bedeutungsloser Befehlsempfänger ist.“
    „Und da hast du ihn einfach niederknallen lassen?“
    Kates Wut war nun größer als ihre Furcht, und das war ein gutes Gefühl. Serpent zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    „Sicher habe ich das. Wir sind hier in Paris, und ich tue das, was ich für richtig halte. Was glaubst du, warum ich Apache geworden bin? Weil ich mir von niemandem Vorschriften machen lasse, kapiert?“
    Serpent kannte keine Skrupel, das war Kate jetzt endgültig klargeworden. Wenn sie mit heiler Haut aus diesem Schlamassel herauskommen wollte, musste sie sich dringend etwas einfallen lassen. Und vor allen Dingen durfte sie Serpent nicht provozieren. Er gehörte offenbar zu den Menschen, bei denen sich die ganze Welt nur um sie selbst dreht.
    „Hör mal, Serpent – ich bin gar nicht die, für die du mich hältst.“
    „Willst du vielleicht behaupten, du wärst nicht wegen Jeremy Summers nach Frankreich gekommen?“
    Kate überlegte einen Moment lang, ob sie die Wahrheit sagen sollte. Aber das ging ihr gegen den Strich. Die Vernichtung dieser Paris-Maschine war eine sehr wichtige Aufgabe. Und Serpent war zwar ein Verbrecher, aber er war auch Franzose. Was würde er dazu sagen, wenn ein Trio aus Großbritannien einreiste, um diese mächtige Vernichtungswaffe zu zerstören? Kate wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen.
    „Doch, Jeremy Summers ist der Grund für meinen Besuch in Paris. Aber die Sache ist komplizierter, als du sie dir vorstellst.“
    Der Apache lachte höhnisch.
    „Du kommst dir wohl sehr schlau vor, was? Aber das bist du gar nicht, Kate. Ich wette, du bist die Tochter oder Nichte von Summers. Er hat einen Mord begangen, deshalb sitzt er in La Roquette. Du würdest alles tun, damit dein naher Verwandter mit dem Leben davonkommt, nicht wahr?“
    „Ja, das stimmt“, musste Kate zugeben. Summers war zwar weder ihr Vater noch ihr Onkel, aber diese Tatsache würde Serpent ihr ja sowieso nicht glauben. Kate vollführte gerade einen Eiertanz zwischen Wahrheit und Lüge. Das widersprach eigentlich ihrem gradlinigen Charakter. Aber es sah nicht danach aus, als ob es momentan eine andere Möglichkeit für sie gäbe.
    „Wusste ich es doch“, triumphierte Serpent. „Dieser Summers ist mir eigentlich egal. Wahrscheinlich würde man für ihn noch viel mehr Lösegeld herausschlagen können. Aber ich bin nicht lebensmüde. La Roquette ist ein verflucht sicherer Knast. Mit den Bullen von Paris ist nicht besonders viel los. Aber in diesem elenden Steinkasten sind sie die unangefochtenen Könige, das muss man ihnen lassen.“
    Diese Worte aus dem Mund eines Kriminellen
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