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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat
Autoren: Kira Licht
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Vaters niemals infrage gestellt hatte. Als Tochter eines Mannes, der eine Eroberungsdelegation anführte, kannte ich nichts anderes. Sobald Vater einen weiteren Planeten unterworfen hatte, zogen wir weiter und ein Teil des dämonischen Volkes aus meiner Heimatdimension wurde auf jenem Planeten angesiedelt. Unsere Delegation aber wurde nie sesshaft. Sobald die Feinde unterworfen und das Land erobert worden war , verließen wir den Planeten. Ich kannte nur den Krieg.
    Licht, das durch Fensterscheiben drang und bis weit hinaus in die grauschwarze Nacht strahlte, verriet mir, dass ich das Anwesen meiner Eltern fast erreicht hatte.
    Wenige Minuten später hielt ich vor einem schweren eisernen Tor. Es war in die Mauer eingelassen, die das Anwesen meiner Eltern umgab. Sofort richtete sich die Linse einer Kamera auf mich, die seitlich neben der Tür angebracht worden war. Sekunden später schwangen die Doppeltüren wie von Zauberhand auf. Ich fuhr die kiesbestreute Auffahrt hinauf, parkte seitlich vor dem Haus und stieg aus.
    Selbst im matten Schein des Mondes schimmerten die Kiesel zu meinen Füßen gleißend weiß. Einer der wenigen Vorteile des säurehaltigen Regens. Er löste alle Verunreinigungen von den hellen Steinen, sodass es wirkte, als würde ich über vom Himmel gefallene Sterne spazieren.
    Mein Blick wanderte zum Haus. Mit seinen hell erleuchteten Fenstern, dem ovalen Balkon in der ersten Etage und seinem cremefarbenen Anstrich sah es imposant und einladend zugleich aus. Das einzig Bedrohliche waren die zwei komplett in Schwarz gekleideten Wachmänner, die rechts und links der Haustür postiert waren. Ich hatte jedoch an meinen Schlüssel gedacht und konnte die Haustür einfach aufschließen. Die beiden Wache schiebenden Blutdämonen nickten mir zu und ich grüßte kurz zurück. Dann betrat ich das Haus.
    Wenn es von außen schon imposant gewirkt hatte, so verdoppelte sich dieser Eindruck, sobald man die Eingangshalle betrat. In der unteren Etage lagen die offiziellen Räume, in denen meine Eltern Gäste empfingen oder in denen Vater Besprechungen abhielt. Eine breite, geschwungene Treppe führte hinauf in die erste Etage. Sie endete in einer Galerie, von der es nach rechts zu den Räumen meiner Eltern und meines Bruders Jaro ging. Linksseitig gelangte man in den Flügel, den meine Schwester Mayra, ihr Mann Ikanto und ihre drei kleinen Töchter bewohnten.
    Schmuckstück der Eingangshalle war der ausladende Kronleuchter, den Vater komplett hatte restaurieren lassen. Er war in circa sechs Meter Höhe angebracht und stand man etwa auf halber Treppe, konnte man ihn aus der Nähe bewundern. Altgolden gefärbtes Metall und scheinbar unendlich viele Kristalltropfen vereinten sich zu einem glitzernden Schauspiel. Der gesamte Eingangsbereich war in dezenten Farben gehalten, die gut zu dem dunklen Holz der Möbel passten. Der sandfarbene Marmorboden glänzte wie ein Spiegel. Wäre man nicht wie ich in diesem Haus groß geworden, würde es vermutlich in all seinem Prunk ziemlich einschüchternd wirken. Wer jedoch schon einmal auf Socken auf dem Marmorboden »Eiskunstlaufen« gespielt hatte und mit dicken Kissen die Treppe heruntergerutscht war, dem flößte diese Halle keinen Respekt mehr ein.
    Aus dem Speisezimmer drangen leise Gesprächsfetzen. Ohne anzuklopfen, ging ich hinein. Der soeben noch heitere Gesichtsausdruck meiner Mutter gefror zu einer eisigen Maske.
    »Guten Abend, zusammen. Tut mir leid, ich bin ein bisschen zu spät.«
    Zunächst sah ich von meinem potenziellen Lebensabschnittspartner nur seine breiten Schultern. Als sich die Herren höflicherweise erhoben, war ich positiv überrascht. Sein Haar war pechschwarz, glänzend und etwa kinnlang . Er hatte es gekonnt nach hinten gekämmt, was seine hohe aristokratische Stirn betonte und sehr gut zu seiner geraden arroganten Nase passte. Seine Augen waren dunkelgrün und wurden von tief liegenden Brauen überdacht. Ich sah unwillkürlich auf seinen harten Mund, der überhaupt nicht zu dem stereotypen Lächeln passte, das er mir gerade schenkte.
    Mutter hatte sich bereits wieder gefangen und ihren Gesichtsausdruck von »Du bist zu spät, du Nichtsnutz« in »Ich bin die perfekte, gut gelaunte Gastgeberin« umgestellt. In ihrem cognacfarbenen Seidenkleid und mit dem kostbaren Schmuck wirkte sie wie eine Königin, die Hof hielt. Sie war einen halben Kopf kleiner als ich und im Gegensatz zu meiner schlanken sportlichen Figur war alles an ihr irgendwie runder und
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