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Hoellischer Verrat

Hoellischer Verrat

Titel: Hoellischer Verrat
Autoren: Kira Licht
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nicht fassen, dass er mich nur für seine Zwecke benutzt hatte.
    Und nun hatte ich mich doch wieder überreden lassen. Mutter war der Meinung, etwas Abwechslung würde mir guttun. Irgendwann gab ich ihrem andauernden Drängen nach. Ich nahm mir vor, beim Dinner nur körperlich anwesend zu sein und meinen Gedanken nachzuhängen, während meine Eltern ihr übliches Theater veranstalten würden. Das bedeutete für gewöhnlich, dass Mutter mit all unserem Wohlstand angab und Vater den ganzen Abend nur über Politik reden wollte .
    Hinzu kamen noch meine ältere Schwester Mayra und ihr Ehemann Ikanto, die mich wie das schwarze Schaf der Familie behandelten. Und zuletzt mein jüngerer Bruder Jaro, der nur Unsinn im Kopf hatte und sich hinter dem Rücken unseres Gastes über ihn lustig machte. Was meist dazu führte, dass wir beide am Tisch in lautes Gelächter ausbrachen, wofür wir von unseren Eltern wie Kleinkinder gemaßregelt wurden. Und wofür mich Mayra und Ikanto noch verächtlicher ansahen. Man konnte sich also ausmalen, diese Abendessen waren so nett wie ein rostiger Nagel im Fuß.
    Ich verließ die Tiefgarage und bog nach rechts auf eine breite Straße ab. Meine Wohnung lag im Stadtzentrum, das sich rund um das Hauptquartier, für das ich arbeitete, gebildet hatte. Hier fanden sich Geschäfte, in denen man alles für den täglichen Bedarf kaufen konnte. Läden mit Lebensmitteln oder Kleidung, Fahrzeughändler und kleinere Dienstleistungsbetriebe. Außerdem größere Wohnblöcke und Apartmenthäuser, in denen die Angestellten des Hauptquartiers und der umliegenden Geschäfte lebten.
    Die Villa meiner Eltern lag etwas außerhalb. Allerdings nicht so weit entfernt wie die Fabriken und Großbetriebe , die, sicher abgeschirmt gegen den gefährlichen Regen, Nutztiere züchteten, Gemüse und Obst anbauten oder Fahrzeuge produzierten. Hier war alles streng geregelt. Bestimmte Betriebe arbeiteten nur für ein Hauptquartier und sicherten die Versorgung der dort arbeitenden Dämonen.
    Die meisten Hauptquartiere waren in den zerstörten Großstädten der Menschen lokalisiert. Mehrere nebeneinanderliegende Hochhäuser wurden renoviert und wieder nutzbar gemacht. Um diesen Komplex herum baute man dann weitere Häuser wieder auf und besserte die umliegenden Straßen aus. Unsere Delegation war groß, doch da wir über den gesamten Planeten verteilt lebten, wirkten die Siedlungen rund um die Hauptquartiere wie kleine Dörfer innerhalb einer riesigen zerstörten Stadt.
    Da die Ratsversammlung es nicht einsah, mehr von den Städten wieder aufzubauen als benötigt wurde, führte jeder Weg hinaus unweigerlich durch apokalyptisch zerstörtes Gelände, das einem eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Unglaublich, sich vorzustellen, dass noch bis vor wenigen Jahren Menschengruppen inmitten der Trümmer gehaust hatten.
    Um zu meinen Eltern zu gelangen, musste ich einmal quer durch die Stadt fahren. Schon bald hatte ich den Bereich, in dem die Straßen eben und glatt waren, verlassen und durchquerte jene Stadtteile, die zerfallen und unbewohnt waren. Hier verlief ein großer Krater, in dessen Innere m flüssiges Magma brodelte. Mein Weg führte mich nur wenige Meter entfernt an ihm vorbei. Obwohl es immer wieder ein faszinierendes Schauspiel war, zu beobachten, wie das Innere permanent rot glühende Funken in die Luft warf, atmete ich jedes Mal auf, wenn ich den Graben passiert hatte. Der Anblick erinnerte mich zu sehr an die rohen Naturgewalten, die diesen Planeten fast unbewohnbar gemacht hatten. Auch heute hielt ich die Luft an, als ein Funkenregen nach oben geschleudert wurde, gerade als ich daran vorbeifuhr.
    Kaum hatte ich die Ausläufer der ehemaligen Großstadt verlassen, schien die Zivilisation wie abgeschnitten. Die Häuser der Vorstädte waren schon lange dem Erdboden gleichgemacht und nur noch eine gleichmäßige Steinschicht erinnerte daran, wie viele Menschen hier vor wenigen Jahrzehnten noch gewohnt hatten. Nun glich das Land einer gespenstischen Einöde, die bei Nacht an eine Steinwüste erinnerte, in der es niemals Leben gegeben hatte.
    Ich hatte nie Mitleid mit den Menschen gehabt. Sie hatten sich selbst zugrunde gerichtet und ich fand die frommen Bemühungen der Engel, eine untergehende Zivilisation zu retten, reichlich lächerlich. Aufgewachsen in einem kriegerischen Volk war der Grundsatz, dass sich der Stärkere vom Schwächeren nehmen konnte, was er wollte , so tief in mir verankert, dass ich das Handeln meines
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