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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller
Autoren: Andreas Winkelmann
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einfach in den Schnee zu legen, als endlich die Hütte auftauchte.
    Links des Weges stand sie erhöht auf einem Podest aus Natursteinen. Ein trotz seiner Größe gedrungen wirkendes zweistöckiges Gebäude. Die Fassade war mit kleinen Holzschindeln verkleidet, die es düster und unheimlich erscheinen ließen. Ein abweisendes, stummes Geisterhaus in der Einsamkeit der Berge. Sämtliche Läden vor den Fenstern waren verschlossen.
    Mara kämpfte sich bis zum Eingang vor. Eine Schneewehe verdeckte die Tür vollständig. Da würde sie nicht hineinkommen.
    Sie ging rechts um die Schneewehe herum. Auf der dem Berg zugewandten Seite war zwischen der Hüttenwand und dem Hang nicht viel Platz. H öchstens drei Meter. Da diese Kluft von Tannen geschützt war, lag kaum Schnee darin. Hier gab es keine Fenster. Aber ungefähr in der Mitte befand sich eine viereckige Tür aus Metall. Mara torkelte darauf zu, zog den Riegel zurück und riss die Tür auf.
    Dahinter lag der Winterschutzraum. Im Winter, wenn die Hütte nicht bewirtschaftet wurde, konnten Wanderer und Bergsteiger hier Schutz suchen. Die Tür wurde nie abgeschlossen. Es war ein kleiner quadratischer Raum von vier mal vier Metern. An beiden Seiten waren übereinander vier Holzpritschen montiert. Auf den Pritschen lagen alte graue Wolldecken. Es gab sogar einen kleinen Holzofen. Auf einem Regal darüber lagen ein paar Kerzenstummel. In einer durchsichtigen Plastiktüte befanden sich Streichhölzer, Feuerzeug und eine kleine Flasche Brennspiritus. Holz gab es allerdings nicht. Egal. Mara hatte ohnehin nicht vor, ein Feuer zu entzünden und durch den Qualm auf sich aufmerksam zu machen.
    Sie war froh, dem Schneesturm zu entkommen.
    Mara zog die Tür hinter sich zu. Leider gab es keinen Riegel, mit dem sie sie von innen hätte versperren können. Sie musste einfach darauf hoffen, dass Sand sie hier nicht fand oder die Verfolgung aufgegeben hatte. Natürlich bestand die Gefahr, dass er ihren Spuren im Schnee folgte. Mara glaubte aber, dass der Wind sie sehr schnell zugeweht hatte.
    Sie nahm den Rucksack ab und legte ihn behutsam auf eine der unteren Pritschen. Dann nahm sie einen Kerzenstummel vom Regal, entzündete mit dem Feuerzeug aus der Plastiktüte den Docht und stellte die Kerze auf die Pritsche. Schließlich krabbelte sie selbst darauf und hüllte sich in zwei der muffig riechenden Wolldecken. Sie fühlten sich klamm an.
    Schließlich öffnete Mara den Deckel des Rucksacks.
    Im Rucksack befand sich nichts weiter als einige Blatt Papier.
    Der Lichtschein der Kerze reichte aus, um Lauras Handschrift zu erkennen.
    Mara nahm das erste Blatt und las.
    Hallo Mara,
    ich bin mir nicht sicher, ob du diese Zeilen zu lesen bekommst, aber ich habe getan, was ich konnte, damit du den Rucksack findest. Da mein Schatten in meinem und deinem Leben ein und aus geht, wie es ihm passt, musste ich eine Möglichkeit finden, dir eine geheime Nachricht zukommen zu lassen. Ich hoffe, es hat geklappt.
    Ich liebe dich, das weißt du. Und nichts schmerzt mich mehr, als dich zurückzulassen. Aber es geht nicht anders. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen. Glaub mir bitte, dass ich dir niemals wehtun wollte. Alles geschah zu deinem Schutz. Am Ende hat es aber doch nichts genützt. Ich habe mich mit dem Teufel eingelassen.
    Ich kenne seinen Namen nicht. Ich weiß nichts über ihn. Er kommt und geht, nicht einmal die Polizei kann ihn finden. Ich weiß nur, dass es der Mann ist, mit dem ich an jenem Regentag vom Berg gestiegen bin.
    Ich war damals verwirrt, erschöpft und unendlich enttäuscht von Ricky. Ich brauchte dringend jemanden, an den ich mich anlehnen konnte. In diesen Stunden war ich sehr verletzlich. Ich habe mich gefühlt wie ein kleines Mädchen auf der Suche nach seinem starken Vater. Ich habe mir immer einen Vater gewünscht, der mich beschützt, aber wie du ja weißt, hat meiner mir nur Vorhaltungen gemacht und versucht, mein Leben zu bestimmen.
    Aber dieser Mann wollte nicht mein Vater sein. Er wollte etwas anderes. Mit dem ersten Kuss in der kleinen Kapelle gegenüber der Höllentalangerhütte hat er mich überrascht. Ich ließ es geschehen. Was ist schon ein Kuss?, dachte ich. Doch er hörte nicht auf. Wurde zudringlich. Da begann ich mich zu wehren. Doch das stachelte ihn nur noch mehr an. Ich weiß bis heute nicht, was geschehen ist. Wir haben miteinander gerungen, ich schlug mit dem Kopf gegen eine Wand und verlor das Bewusstsein. Als ich erwachte, war er fort. Ich lag
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