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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller
Autoren: Andreas Winkelmann
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auf dem Boden. In der Hand hielt ich ein Medaillon. Habe ich es ihm im Kampf abgerissen? Hat er es mir in die Hand gelegt? Ich weiß es nicht. Ich habe es behalten. Ich weiß nicht einmal, warum.
    Von da an hat er mich verfolgt. Wenige Tage nachdem wir zurück waren in Augsburg, begann es. Er rief mich an. Ich beschimpfte und bedrohte ihn. Er stellte mir nach. Einmal schlich er sich in eine Kabine, als ich etwas zum Anziehen anprobierte. Er war überall. Wie mein wirklicher Schatten.
    In meiner Not wandte ich mich an Ricky, obwohl ich nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte. Ich dachte, er würde mir helfen. Doch dann brach der Mann in meine Wohnung ein und vergewaltigte mich.
    Ricky begleitete mich zur Polizei, wir erstatteten Anzeige, doch die Polizei fand ihn nicht. Sie konnte nicht einmal seine Identität feststellen. Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, warum ich nicht zu dir gekommen bin. Anfangs schämte ich mich zu sehr. Dann warst du bei deinen Eltern in Frankreich, und schließlich war es auch schon zu spät.
    Die Vergewaltigung hat ihm nicht gereicht. Er begann, mich mit eurem Leben zu erpressen. Dem ersten Erpresserschreiben hat er einige Gegenstände beigefügt. Ich habe sie in einem Versteck in meinem Wandschrank aufbewahrt. Vielleicht hast du sie ja schon gefunden.
    Er hat Armins Katze getötet. Das Stück Ohr ist von ihr, da bin ich mir sicher. Der Brief von Bernd, die Fotografie aus Rickys Wohnung, deine Postkarte … Er ist überall gewesen. Er hatte Zutritt zu euren Wohnungen, ebenso wie zu meiner eigenen.
    Ich habe ihn bezahlt. Zweimal. Zwanzigtausend Euro. Meine Mutter hat mir das Geld geliehen, ohne Fragen zu stellen. Ich habe ihr versprochen, ihr eines Tages die Wahrheit zu erzählen. Das kann ich jetzt nicht mehr selbst tun, aber in dem Rucksack befindet sich ein Brief für meine Eltern. Kannst du ihn überbringen, Mara? Bitte!
    Nachdem ich ihn zum zweiten Mal bezahlte, verschwand er tatsächlich. Wochenlang passierte nichts, und ich war schon so weit zu glauben, mich und euch mit dem Geld freigekauft zu haben. Ich habe mich auf die Suche nach einer neuen Wohnung gemacht, denn wie konnte ich weiterhin dort leben, wo er eingedrungen ist? Wo er mich in meinem eigenen Bett vergewaltigt hat? Ich hatte eine Wohnung gefunden, hatte mir das Geld für die Kaution abermals von meiner Mutter geliehen und hätte am 01.12. einziehen können … hätte in ein neues Leben ohne Angst ziehen können …
    Am 30.11. rief er nachts an. Er tat so, als sei nichts passiert, als sei er nur kurz fort gewesen, und sagte, er sei nun bereit, an unserer Liebe zu arbeiten. Kein Wort von dem Geld, er stritt sogar ab, etwas damit zu tun zu haben. Unsere Liebe sei etwas Besonderes, Einmaliges, und er wäre durch die Hölle gegangen, nur um zu mir zurückkehren zu können, sagte er.
    Am nächsten Tag wollte er mich besuchen.
    Heute, am 1. Dezember.
    Ich kann nicht mehr. Kein Mensch kann so etwas aushalten. Wären wir damals nur nicht aufgestiegen. Wäre ich nur bei dir in der Pension geblieben.
    Verzeih mir bitte.

Deine Laura
    Schon während sie gelesen hatte, hatte Mara zu weinen begonnen. Ihre Tränen benetzten das Papier und lösten die Tinte auf, mit der Laura ihren letzten Brief geschrieben hatte. Mara ließ den Brief sinken und wischte sich mit dem Handrücken die Wangen ab.
    Draußen toste der Sturm um die Hütte.
    Sie glaubte ein Geräusch zu hören und lauschte angespannt.
    Wenn Sand sie hier aufspürte, hatte sie verloren, das wusste Mara. Doch sie hatte keine Kraft mehr, um ihre Flucht fortzusetzen. In diesen Sekunden wünschte sie sich sogar zu sterben. Dann könnte sie Laura bitten, dass sie ihr verzieh. Dafür, dass sie nicht für sie da gewesen war. Sie hatte lieber Urlaub bei ihren Eltern in Frankreich gemacht, statt sich um ihre beste Freundin zu kümmern. Das war unverzeihlich.
    Das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Mara legte den Brief beiseite und las den kurzen Text auf dem nächsten Blatt.
    Mir reicht es jetzt, ich ziehe andere Seiten auf. Du betrügst mich nach Strich und Faden und fügst mir damit große Schmerzen zu. Ich will 10 000 Euro in bar, sozusagen als Schmerzensgeld. Du deponierst das Geld im Stadtwald. In dem Hohlraum, der sich im Fuß der Statue direkt neben dem Ententeich befindet. Und zwar am 01.09. morgens um fünf Uhr. Damit du weißt, dass ich nicht scherze, lege ich dir etwas bei. Ich denke, du verstehst schon, wie es gemeint ist. Also, denk an deine Freunde, bevor du etwas
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