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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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Schlichtungssitzung – etwa wie ein Bursche in den Raum kam und schrie, »Er hat mich mit einem Messer bedroht!«, und der andere Seemann dagegen hielt, »Erst als er mir einen Schraubschlüssel auf die Rübe hauen wollte!« Ich hörte ihnen geduldig zu, nickte und wartete, bis sie Dampf abgelassen hatten. Schließlich sagte ich: »Schüttelt euch die Hände, und dann zurück an die Arbeit!« Das macht nicht jeder Kapitän, aber meiner Meinung nach verbessert es das Klima auf dem Schiff.
    Wenn ich zur See fuhr, heftete Andrea immer ein Foto von mir an die Kühlschranktür, dazu ein Bild von »Daddys Schiff«. Und daneben hing eine Liste, auf der die Kids die Fragen eintragen konnten, die Daddy nach seiner Rückkehr beantworten sollte. Aber am wichtigsten war unser gemeinsamer Vollmond. Andrea gefielen die Vollmondphasen am besten, weil sie mich ihr so nahe brachten.

ZWEI
    - 8 Tage
    »GOLF VON ADEN: Massengutfrachter (TITAN) am 19. März 2009 um 14.30 Uhr UTC auf Fahrt in Position 12° 35’N – 047° 21’E entführt. Sechs Männer in Schnellbooten, bewaffnet mit mehreren AK-47 und Pistolen, enterten und entführten das Schiff. Die Piraten übernahmen die Kontrolle über das Schiff und steuerten es in die somalischen Küstengewässer.«
    »GOLF VON ADEN: Frachter (DIAMOND FALCON) am 14. März 2009 um 06.29 Uhr UTC auf Fahrt in Position 13° 42’N – 049° 19’E beschossen, ungefähr 50 Seemeilen südöstlich von Mukalla, Jemen. Zwei Skiffs mit Männern, bewaffnet mit Sturmgewehren und RPGs eröffneten das Feuer auf das Schiff. Der Kapitän leitete Ausweichmanöver ein und ordnete Maßnahmen zur Abwehr der Piraten an. Ein in der Nähe liegendes türkisches Kriegsschiff entsandte zwei Hubschrauber zur Unterstützung; ein dänisches Kriegsschiff kam ebenfalls zu Hilfe. Nach Ankunft der Kriegsschiffe ergriffen die Skiffs die Flucht.«
    East Africa Bulletin, Worldwide Threats to Shipping Report, Office of Naval Intelligence, April 2009
    W ir wollten am 1. April von Salala in See stechen. Ich wachte um 5.00 Uhr auf, warf einen Blick auf die Wetterlage und begann mit meiner Morgenroutine. Ich gehe jeden Morgen über das gesamte Schiff und überprüfe es auf Beulen, Lecks und andere Mängel. Die Hafenkräne hatten die letzten Container geladen, wir hatten die abgelöste Crew ausbezahlt, ein paar neue Männer angeheuert und Verpflegung und Ausrüstung geladen – Nahrungsmittel, neue Videos, Treibstoff. Wir waren seeklar. Um 6.30 Uhr stand ich auf der Brücke, trank die erste Tasse Kaffee und schaute aufs Meer hinaus, das in der schon jetzt heißen Sonne vor mir lag. Auf dem Schiff herrschte immer noch hektische Betriebsamkeit, Kräne, Männer, an Stahlseilen schwebende Container, alles war in ständiger Bewegung. Aber das Meer war ruhig, die große Sonne hing noch dicht über dem Horizont und der leichte Morgendunst löste sich allmählich auf.
    Ein Seemann verfällt immer wieder in einen uralten Rhythmus. Die Sonne sagt dir, wann du aufstehen und zu Bett gehen musst. Die unglaublichen Sonnenauf- und -untergänge sind gewissermaßen die Klammern, die den Tag umfassen und begrenzen. Ich konnte es kaum erwarten, aufs Meer hinaus zu kommen. Deshalb fährst du zur See , dachte ich, als ich den Blick über mein Schiff schweifen ließ. Mir war klar, dass jeder Tag auf See anders sein würde. Das war immer so. Nie sah das Meer gleich aus, seine Farbe wechselte von schwarzem Granit über lebhaftes Blau bis hin zu fast transparentem Grün. Männer fahren aus ganz verschiedenen Gründen zur See – weil sie unter freiem Himmel arbeiten wollen, weil sie das Meer lieben, weil ihre Väter und Großväter Seeleute waren oder weil sie glauben, dass man dabei sein Geld leicht verdienen kann (was nicht der Fall ist). Aber wenn man einen Morgen wie diesen nicht mag, an dem die ganze Fahrt noch vor einem liegt, sollte man besser zu Hause bleiben und in einer Fabrik arbeiten, die Toaster produziert. Ein echter Seemann wird sich bei jedem Ablegen daran erinnern, dass er immer schon Seemann sein wollte, trotz aller Gefahren und Langeweile und Einsamkeit.
    Während wir uns auf das Ablegen vorbereiteten, unterhielt ich mich auf der Brücke mit dem Lotsen, der uns aus dem Hafen von Salala dirigieren würde. Der Lotse rief, »Ganz langsam voraus!« und der Dritte Maat bestätigte, während ich die UpM-Anzeige beobachtete. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten gleich auf Volle Kraft voraus gehen können. Nach einer halben Stunde hatten wir

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