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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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Besatzungsmitgliedern schüttelte ich im Laufe des Tages die Hände. Für mehr bleibt auf einem Schiff, das kurz vor dem Auslaufen steht, keine Zeit. Die meisten Kapitäne verschaffen sich zuerst nur einen oberflächlichen Eindruck von ihrer Crew. Diese Besatzung schien ein recht gutes Team zu sein, mit Ausnahme des einen älteren Matrosen.
    Die Befehlshierarchie auf einem Handelsschiff ist ähnlich wie bei der US-Navy. Der Kapitän ist verantwortlich für die Besatzung, das Schiff und alles, was sich darauf befindet. Punkt. Ihm sind drei Abteilungen unterstellt: die Deckabteilung mit dem Ersten Offizier an der Spitze (der auf dem Schiff einfach nur »Mate« genannt wird), die Maschinenabteilung, die dem Leitenden Ingenieur unterstellt ist (gewöhnlich »Chief« genannt), und schließlich die Serviceabteilung unter der Leitung des Chefstewards. Der Mate ist verantwortlich für Fracht, Sicherheit, Gesundheit, Wartung, Lagerhaltung, Laden, Sicherheitsoperationen und überhaupt für alles, von einem Meteoriteneinschlag auf Deck mal abgesehen. Ihm ist der Zweite Offizier unterstellt (der »Paper Mate« genannt wird); er ist zuständig für die Navigation, die Karten und die elektronische Ausrüstung der Brücke. Er plant die Route, bestimmt die Kurse, benennt sie und sorgt dafür, dass die Liste der Leuchttürme auf unserer Route und die Schifffahrtsmeldungen immer auf dem neuesten Stand sind. Der Dritte ist meistens ein Anfänger; er hat sich um die Sicherheitsausrüstung zu kümmern und führt die Befehle aus, die ihm der Mate erteilt. Unter dem Dritten kommt noch der Bootsmann, der die Vollmatrosen führt, und ein Vorarbeiter, der ebenfalls dafür sorgt, dass die Befehle des Mate ausgeführt werden. Der Chief und seine Männer (der Erste, Zweite und Dritte Ingenieur) konzentrieren sich auf alles, was das Schiff in Gang hält: den Maschinenraum und die Hilfsmaschinen (Kompressoren, Pumpen und Motoren); außerdem warten sie die gesamte Ausrüstung des Schiffs.
    Mark Twain sagte einmal, zur See zu fahren sei ungefähr so wie ein Gefängnisaufenthalt, aber mit der Möglichkeit zu ertrinken, und damit traf er den Nagel auf den Kopf. Sobald man an Bord geht, kann man jeden Gedanken an ein normales, bequemes Leben vergessen. Seeleute der Handelsmarine sind keine Wochenendhelden. An Bord arbeiten wir rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Draußen auf dem Meer ist jeder Tag ein Montag – ein Arbeitstag in einer langen Reihe weiterer Arbeitstage.
    In der Handelsmarine habe ich mir den Ruf eines zähen Burschen erarbeitet. Ich bin dafür bekannt, viel zu verlangen, und das stimmt auch. Jeder Kapitän ist verantwortlich für das Leben seiner Männer, und ich werde niemals zulassen, dass es leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird, nur weil einer nicht gut vorbereitet ist. Andreas Bruder, der ebenfalls Seemann ist, erklärte ihr einmal: »An Bord ist Rich ein ganz anderer Mensch als der Bursche, den du kennst und der immer Spaß haben will. Du würdest ihn nicht wiedererkennen.« Aber auch bei meiner Arbeit habe ich gern Spaß, nur darf es nicht auf Kosten der Anforderungen gehen, die das Schiff stellt. Auf meinem Schiff gibt es etwas nicht.
    Meine erste Aufgabe war, der Crew unmissverständlich klar zu machen, dass wir das Sicherheitsprofil wieder auf die Reihe kriegen mussten. Die Nachrichten aus Somalia waren düster. Alle wussten, dass die Piratenüberfälle in den Schifffahrtsrouten verheerenden Schaden anrichteten. Die normale Route um das Horn von Afrika nähert sich der somalischen Küste bis auf 20 Meilen. Doch seit 2005, als die Piraten anfingen, die Handelsschiffe zu terrorisieren, waren die Kapitäne neue Kurse mit immer größeren Abständen zur Küste gefahren, zuerst fünfzig, dann hundert, dann zweihundert Meilen, nur um diesen Banditen auszuweichen. Hatte dieser Streckenabschnitt früher fünf Tage gedauert, so dauerte er jetzt zehn Tage. Schiffe verdoppeln nicht einfach ihre Fahrtzeit, wenn ihnen nicht wirklich gefährliche Leute auflauern. Aber so weit aufs Meer hinaus die Schiffe auch auswichen, die Piraten spürten sie doch auf und kaperten sie.
    Kaum hatte ich mich an Bord der Maersk Alabama eingerichtet, als auch schon immer mehr Mitteilungen vom Office of Naval Intelligence und verschiedenen Sicherheitsfirmen über die Piraten per E-Mail bei mir eintrafen: Geheimnisvolle Echozeichen tauchten auf den Radarschirmen auf und verfolgten die Schiffe, es gab Feuergefechte und Enterungen. Überall wurden Schiffe,
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