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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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zufrieden, als er sein Blatt auf den grünen Filz legte. »Ich habe drei Damen.«
    Van Dorn zuckte mit den Schultern und warf seine Karten auf den Tisch. »Ich passe.«
    »Und Sie, Mr. Bell?« fragte Danzler mit einem listigen Grinsen.
    Isaac Bell legte nacheinander seine Karten auf den Tisch. »Ein Straight Flush«, stellte er nüchtern fest. Dann erhob er sich und verließ wortlos den Salon.

3
    Am späten Vormittag fuhr ein Mann mit einem alten Karren, vor den zwei Esel gespannt waren, am Friedhof vor der Stadtgrenze von Rhyolite, Nevada, vorbei. Schlichte Holzzäune standen um die Gräber, an denen hölzerne Schilder hingen; in die waren die Namen der Verstorbenen eingeritzt. Viele davon waren Kinder, die, bereits geschwächt vom harten Leben in einer Bergbaustadt, an Typhus oder Cholera gestorben waren.
    Die Julihitze in der Mojavewüste unter der brennenden Sonne war unerträglich. Der Kutscher auf dem Karren saß unter einem zerfetzten, am Sitz befestigten Regenschirm. Schwarzes Haar fiel ihm über den Nacken knapp bis zu den Schultern, und sein Kopf wurde von einem fleckigen mexikanischen Sombrero geschützt. Seine unsichtbaren Augen spähten durch das blau getönte Brillenglas, und ein Handtuch war um die untere Gesichtshälfte geschlungen, um den Staub abzuhalten, den die Eselshufe aufwirbelten. Die Art und Weise, wie er sich zusammenkauerte, machte es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, seine Statur zu erahnen.
    Im Vorbeifahren blickte er neugierig auf ein Haus, das ein Minenarbeiter aus Tausenden von weggeworfenen Saloon Bierflaschen und Lehm gebaut hatte. Die Flaschenböden zeigten nach außen, die Öffnungen nach innen, wodurch das grüne Glas den Innenraum in ein unheimliches Licht tauchte.
    Er erreichte eine Bahnlinie und lenkte die Esel auf die Straße, die in der Nähe verlief. Die Gleise glänzten wie schmale Doppelspiegel in der gleißenden Sonne. Es waren die Gleise der Las Vegas & Tonopah Railroad, die sich mitten durch das Wohnviertel der Stadt wanden.
    Der Karren rollte langsam an über achtzig Güterwaggons auf einem Abstellgleis vorbei. Sie waren bereits entladen und wurden jetzt mit Erz für die Walzwerke gefüllt. Der Kutscher warf einen kurzen Blick auf den letzten Güterwaggon, der an einen anderen Güterzug gekoppelt war. Der Schriftzug an der Seite lautete O'B RIAN F URNITURE C OMPANY , D ENVER . Er blickte auf das Zifferblatt seiner billigen Taschenuhr - sonst trug er nichts bei sich, womit man ihn hätte identifizieren können - und stellte fest, dass der Zug erst in vierundvierzig Minuten fahrplanmäßig nach Las Vegas aufbrechen würde.
    Einen knappen halben Kilometer weiter erreichte er den Bahnhof von Rhyolite. Das riesige Gebäude war eine Mischung aus gotischem und frühem spanischem Stil. Der verzierte Bahnhof war aus Stein, der in Las Vegas gewonnen worden war. Am Bahnsteig stand ein Personenzug, der aus San Francisco gekommen war. Die Fahrgäste waren ausgestiegen, die Sitze von den Schaffnern gereinigt worden, und der Zug füllte sich bereits wieder mit Menschen, die zur Küste zurückfuhren.
    Der Kutscher erreichte das Stadtzentrum, wo ein reges Treiben auf den Straßen herrschte. Er blickte sich zu einer großen Warenhandlung um, das Geschäft von H D & L D P ORTER . Unter dem Schild stand ein Werbespruch auf einer Tafel, die über dem Haupteingang hing. Er lautete: Wir handeln mit allem außer Whiskey.
    Der Goldrausch von 1904 hatte eine wohlhabende kleine Stadt mit solide errichteten Gebäuden, die lange überdauern sollten, hervorgebracht. 1905 war Rhyolite bereits eine florierende Gemeinde mit über sechstausend Einwohnern. Sie hatte sich rasch von einer geschäftigen Zeltsiedlung in eine bedeutende Stadt verwandelt, die es auch in ferner Zukunft noch geben sollte.
    Die Hauptgebäude waren aus Stein und Zement gefertigt und machten die kleine Metropole Rhyolite zur größten Stadt im südlichen Nevada. Eine viergeschossige Bank kam in Sicht, ein elegantes Bauwerk, das einen erfolgreichen und vermögenden Eindruck erweckte. Einen halben Block entfernt stand ein dreigeschossiges Bürogebäude.
    Es gab ein Postamt, ein Opernhaus, ein Krankenhaus mit zwanzig Betten, komfortable Hotels, zwei Kirchen, drei Banken und eine große Schule. Rhyolite rühmte sich eines hochmodernen Telefonsystems und eines eigenen Elektrizitätswerks. Es hatte auch einen boomenden Rotlichtbezirk, vierzig Saloons und achtzig Tanzsäle.
    Der Mann, der den Karren fuhr, war an nichts anderem in
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