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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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zu spät. Der Bankräuber hatte durch den Direktor persönlich von der Waffe erfahren, als sie sich im nahegelegenen Saloon unterhalten hatten.
    »Lassen Sie die Waffe, wo sie ist!«, bellte er, als hätte er übersinnliche Fähigkeiten.
    Wilkins war nicht so leicht einzuschüchtern. Er starrte den Bankräuber an und nahm jeden Zentimeter von ihm in sich auf. »Sie werden das Geld nicht kriegen«, sagte er verächtlich.
    Der Bankräuber sprach mit kalter, monotoner Stimme. »Ich habe es vorher getan und werde es wieder tun.« Er bewegte sich auf den imposanten Safe zu, der fast zweieinhalb Meter hoch aufragte. »Öffnen Sie ihn!«
    Wilkins blickte dem Bankräuber direkt in die Augen. »Nein, ich denke gar nicht daran.«
    Der Bankräuber fackelte nicht lange. Er wickelte den Lauf der Pistole in ein dickes Handtuch und schoss dem Kassierer zwischen die Augen. Dann wandte er sich wieder an Wilkins. »Mag sein, dass ich hier ohne einen Cent rausgehe, aber das werden Sie nicht mehr erleben.«
    Wilkins stand entsetzt da und starrte auf die größer werdende Blutlache um den Kopf des Erschossenen. Dann blickte er auf die verkohlte Stelle des Handtuchs, wo die Kugel durchgegangen war, und er wusste, dass wahrscheinlich niemand im Gebäude den Schuss gehört hatte. Wie in Trance ging er zum Safe und drehte am Kombinationsschloss. Nach einer halben Minute drückte er den Hebel hinunter, und die massive Stahltür schwang auf.
    »Nimm es und fahr damit zur Hölle!«, zischte er.
    Der Bankräuber lächelte nur und schoss Wilkins in die Schläfe. Kaum war der Direktor zu Boden gegangen, als der Bankräuber eilig zur Vordertür lief, sie absperrte, ein G ESCHLOSSEN -Schild ins Fenster hängte und die Rollläden herabließ. Dann nahm er systematisch sämtliche Banknoten aus dem Safe und beförderte sie in einen Wäschesack, den er sich unter seinem Hemd um die Taille gebunden hatte. Als der Sack so voll war, dass sich die Nähte spannten, stopfte er die restlichen Geldscheine in seine Hosentaschen und Stiefel. Nachdem er fein säuberlich das gesamte Geld aus dem Safe geräumt hatte, blickte er kurz auf die Gold- und Silbermünzen und nahm lediglich eine in Gold als Andenken mit.
    Es gab eine schwere, stählerne Hintertür, die auf eine schmale Straße führte. Der Bankräuber öffnete den Riegel auf der Innenseite, stieß die Tür auf und überprüfte die Straße. Auf der gegenüberliegenden Seite reihten sich Wohnhäuser aneinander.
    Einen Block von der Bank entfernt spielten ein paar Jungen Baseball. Nicht gut. Damit hatte der Bankräuber nicht gerechnet. In den vielen Stunden, in denen er die Straßen rund um die Bank beobachtet hatte, hatte er nie Kinder auf der Straße hinter der Bank spielen sehen. Er musste sich an einen Zeitplan halten und den Güterbahnhof und seinen getarnten Waggon innerhalb von zwölf Minuten erreichen. Er schulterte den Sack so, dass seine rechte Gesichtshälfte abgeschirmt wurde, und ging dann um das Ballspiel herum und weiter die Straße entlang, bis er in einer Gasse verschwand.
    Die Jungen ignorierten ihn fast die ganze Zeit. Nur einer von ihnen blickte zu dem ärmlich gekleideten Mann hinüber, der einen großen Sack auf der rechten Schulter trug. Was dem Jungen auffiel, war, dass der Mann einen mexikanischen Hut trug, was in der Gegend um Rhyolite ein seltenes Kleidungsstück war. Die meisten Männer in der Stadt trugen Fedoras, Derbys oder Bergarbeitermützen. Und da war noch etwas an dem zerlumpten Mann... Da rief ihn ein anderer Junge, und er wandte sich wieder dem Spiel zu, gerade noch rechtzeitig, um einen Flyball zu fangen.
    Der Bankräuber band sich den Sack über die Schultern, sodass er ihn auf dem Rücken trug. Das Fahrrad, das er zuvor hinter der Zahnarztpraxis abgestellt hatte, stand hinter einem Fass, das Regenwasser aus der Dachrinne auffangen sollte. Er stieg auf und radelte die Armagosa Street entlang, vorbei am Rotlichtbezirk, bis er den Rangierbahnhof erreichte.
    Ein Bremser ging am Gleis entlang in Richtung Zugende, wo sich der Dienstwagen befand. Der Bankräuber konnte sein Pech nicht fassen. Trotz seiner akribischen Planung spielte ihm das Schicksal einen bösen Streich. Im Gegensatz zu seinen anderen Banküberfällen und Morden war er diesmal von einem dummen Jungen bemerkt worden. Und jetzt auch noch der Bremser. Noch nie war er so vielen Augen begegnet, die ihn womöglich auf seiner Flucht beobachteten. Ihm bleib nichts anderes übrig, als die Sache weiter
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