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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund
Autoren: James Herbert
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der Freund, der ganz offen zugegeben hatte, dass es immer nur ein Mädchen für ihn gegeben hatte und dass ich dieses Mädchen geheiratet hatte, war schließlich die Ehe eingegangen, nicht nur als noble Tat, um meine des Vaters beraubte Familie zu versorgen, sondern weil er Carol immer geliebt hatte. Er hatte sie schon lange vor mir gekannt (er hatte uns miteinander bekannt gemacht), und unsere Rivalität um sie war heftig gewesen, bis ich schließlich gewonnen hatte, und dann war er uns beiden ein enger Freund geworden.
    Unsere geschäftliche Partnerschaft war oft stürmisch gewesen, aber unsere Freundschaft war nur selten erschüttert worden. Bis zu unserem Konflikt am Ende, meine ich. Und das war ein Konflikt, von dem ich weiß, dass er ihn bitter bedauerte, so wie jetzt ich.
    Ich blickte zu dem Wagen zurück, dessen Motor tot war, dessen Scheinwerfer aber immer noch strahlten. Aufgewirbelter Staub tanzte in dem Lichtkegel. Ich kniff die Augen zusammen und taumelte aus dem Lichtschein heraus in die Dunkelheit. Meine Augen passten sich schnell dem plötzlichen Wechsel an, und ich sah Regs Körper halb aus der zerschmetterten Windschutzscheibe über die Motorhaube hängen. Er sah leblos aus.
    Mit einem Aufstöhnen der Angst rannte ich vor und sprang auf die Motorhaube. Einer seiner Arme hing an der Seite herunter, und sein weißes Gesicht war mir im Mondlicht zugewandt. Ich streckte mich vor und leckte ihm das Blut von der aufgerissenen Wange, bettelte um Verzeihung für das, was ich getan hatte, für das, was ich gedacht hatte. Sei nicht tot, betete ich. Stirb nicht sinnlos, so wie damals ich.
    Er regte sich, stöhnte. Seine Augen öffneten sich, und er blickte direkt in die meinen. Und einen Moment lang, das schwöre ich, erkannte er mich.
    Seine Augen weiteten sich, wurden weich. Es war, als könnte er meine Gedanken lesen, als könnte er verstehen, was ich ihm zu sagen versuchte. Vielleicht war es nur meine Einbildung, vielleicht befand er sich nur im Schock, aber ich bin sicher, dass er mir zulächelte und versuchte, mich mit der herunterhängenden Hand zu streicheln. Dann verloren seine Augen plötzlich ihre Schärfe, als ihm das Bewusstsein davonglitt. Abgesehen von der Wunde an der Wange und am Ohr, die meine Zähne verursacht hatten, war nur wenig Blut an ihm; mein Körper hatte die Windschutzscheibe zerschmettert, er war nur hinter mir hergeflogen. Das Steuerrad hatte verhindert, dass er weiter flog, und ich sah nach, um mich zu vergewissern, dass er keine ernsthaften Schäden am Körper hatte. Er würde am nächsten Tag einen riesigen blauen Flecken am Leib haben, aber wahrscheinlich sonst nichts Ernsthaftes. Sein Kopf musste den oberen Teil des Rahmens der Windschutzscheibe getroffen haben, und das hatte zu seiner Bewusstlosigkeit geführt. Da war kein Todesgeruch an ihm.
    Stimmen hallten von weiter vorn an der Straße zu uns herüber, als die Leute ihre Häuser verließen, um nachzusehen, was da für ein Lärm gewesen war. Ich entschied, dass für mich jetzt die Zeit zum Verschwinden gekommen war; hier gab es nichts mehr für mich zu tun.
    Ich streckte mich und küsste Reg auf die Stirn. Er regte sich, kam aber nicht wieder zur Besinnung.
    Dann ließ ich mich auf alle viere fallen und trottete davon, in die Nacht hinein.

21

    So, da hast du es jetzt, Alter. Das wär's.
    Glaubst du mir?
    Oder glaubst du, dein Schmerz hat dich verrückt gemacht?
    Die Dämmerung kriecht in uns beide, und der Tod — für dich — kommt mit ihr gekrochen. Das wusste ich, als ich dich gestern Nacht hier am Straßenrand fand, wusste, dass es zu spät war, Hilfe für dich zu suchen; der Krebs in deinem Magen hatte seinen Anspruch bereits angemeldet.
    Wie lange bist du über die Straßen gezogen, hast dich um niemanden gekümmert und niemanden gehabt, der sich um dich gekümmert hat? Was hat das Leben getan, um dich dazu zu bringen, vor ihm zu fliehen? Nun, für dich ist es jetzt vorbei; deine Jahre des Wanderns sind vorüber.
    Ich frage mich, ob du alles verstehst, was ich dir gesagt habe. Ich glaube, deine Nähe zum Tod hat unsere Kommunikation möglich gemacht. Du befindest dich in jenem Übergangsstadium, das die Sterbenden für viele Dinge empfänglich macht, für die sie vorher ihr Bewusstsein verschlossen haben. Glaubst du immer noch, dass es nur eine Schwärze gibt, die dich erwartet? Oder die Hölle? Der Himmel? Wenn es nur so einfach wäre.
    Es gibt jetzt nicht mehr viel, was ich dir sagen könnte. Ich wartete, in
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