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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund
Autoren: James Herbert
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Ich wusste, warum die schlechten Erinnerungen an Reg noch nach dem Tode dageblieben waren, warum mein eigener Tod jene Erinnerungen verwirrt und verzerrt hatte. Ich sah, wie die Dummheiten des Lebens die Sinne im Leben nachher verzerrten und den Frieden einer Seele stören konnten. Ich lag da und ließ meinen Geist die Erinnerungen begrüßen, beschämt und gleichzeitig erleichtert. Ich sah, dass die Bilder meines Expartners nur vage gewesen waren, weil er mit meinem Tode in Verbindung gestanden hatte, und weil ein Teil von mir hatte vergessen wollen, warum und wie ich gestorben war: Weil ich mir selbst die Schuld dafür geben musste.
    Wir hatten in unserer Partnerschaft viele Meinungsverschiedenheiten gehabt, aber gewöhnlich hatte einer dann aus Respekt für die besonderen Qualitäten des anderen nachgegeben: Regs kaufmännisches Geschick oder meine Kenntnisse, was Kunststoffe anging. Nur diesmal war es anders gewesen. Diesmal war keiner von uns beiden bereit gewesen zurückzustecken.
    Die Auseinandersetzung war eine, wie sie uns geradezu vorgezeichnet war; über kurz oder lang musste sie einfach kommen, wenn unser Geschäft wuchs: stagnieren oder wachsen. Ich war dafür, unsere Position im Weichplastikbereich zu halten und nur in bestimmten Bereichen zu diversifizieren. Reg war für Expansion, den Einstieg in das Thema Hartplastik. Er wollte die Eigenschaften von Polypropylen erkunden und meinte, Glas würde mit der Zeit einmal der Vergangenheit angehören, würde durch das dauerhaftere Plastik ersetzt werden; zuerst im Behältermarkt, dann in den meisten anderen Bereichen, wo jetzt Glas eingesetzt wurde. Polypropylen schien die meisten hierfür erforderlichen Eigenschaften zu besitzen: Klarheit, Stärke, Hitze- und Kältebeständigkeit und außerdem große Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse.
    Zu jener Zeit setzten wir hauptsächlich Polyäthylen für flexible Verpackungen wie Tragetaschen, Tiefkühlbeutel und Behälter für Gartenartikel ein; der Übergang von dieser Produktion auf Hartplastik würde eine erhebliche Investition erfordern. Während ich mit meinem Partner bezüglich der Zukunft der Kunststoffe einer Meinung war, war mein Argument, dass wir im Augenblick noch nicht so weit waren, um in jenes Feld vorzudringen. Die Firma würde neue Strangpressen brauchen, um das Rohmaterial aufzuweichen und zu formen, und man würde die Fabrik selbst vergrößern oder sie vielleicht an einen anderen Ort verlegen müssen. Außerdem würde das zusätzliche Mitarbeiter und Ingenieure erfordern, und die Transportkosten würden explodieren, weil die Liefermengen viel voluminöser sein würden. Dazu würde es einer Investition von mindestens eineinhalb Millionen Pfund bedürfen, und das würde wiederum erfordern, dass wir neue Partner aufnahmen, vielleicht sogar Anschluss an eine andere Firma suchten. Das Geschäft, so argumentierte ich, war so, wie es war, gut; sollten doch andere Firmen den Weg in diese neuen Bereiche pflastern. Für uns wäre es unsinnig, so kurz nach der Ölkrise das Risiko der Expansion einzugehen. Wenn es wieder zu einem solchen Schock kam, oder falls es in der Förderung von Nordseeöl zu Verzögerungen kommen sollte, würden viele Firmen Probleme bekommen. Jetzt war die Zeit, unsere Wachstumsrate zu halten, wirtschaftliches Gleichgewicht herzustellen und uns Zeit zu lassen. Aber Reg wollte davon nichts wissen.
    Er bezeichnete es als Egoismus, dass ich nicht bereit sei, Fremde in die Firma aufzunehmen, die wir selbst aufgebaut hatten. Er warf mir vor, ich könne nicht über den Tellerrand sehen, hätte keine Vision für die Zukunft. Er nannte mich stur, fantasielos. Ich wurde zornig und bezeichnete ihn als habgierig.
    Wir taten natürlich beide dem anderen unrecht, und insgeheim wussten wir das auch; aber bei Auseinandersetzungen braucht man Worte, und Worte übertreiben oft.
    Als ich dann herausfand, dass er bereits heimlich Verhandlungen mit einer Hartplastikfirma begonnen hatte, kam es zur Krise. >Ich habe ihn nur ausgehorcht<, hatte er mir gesagt, als ich ihn mit meiner Entdeckung konfrontierte. (Ich hatte einen Anruf entgegengenommen, als Reg unterwegs war: ein Direktor der anderen Gesellschaft, der von meinem Widerstand gegen die Pläne meines Partners nichts wusste.) Aber damit war ich nicht zu beruhigen. Trotz meines Respekts für Regs Geschäftstalent war ich argwöhnisch und begann jetzt zu fürchten, dass alles für mich zu schnell gehen könne, dass meine technischen
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