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Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz
Autoren: Kelley Armstrong
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auf weiteres mein Möglichstes, mir nicht zu überlegen, wie viele Sorgen er sich machen musste. Ich würde ihm eine Nachricht schicken, sobald es möglich war. Aber bis auf weiteres war die ausgesetzte Belohnung ein Problem.
    Mit meinem rötlich blonden Haar wäre ich ziemlich leicht zu erkennen gewesen, auch ohne die roten Strähnen, die ich mir hineingefärbt hatte, bevor sie mich nach Lyle House gesteckt hatten. Also hatte Derek mir eine auswaschbare Tönung besorgt. Eine schwarze Tönung. Ich war viel zu blass für schwarzes Haar, und jetzt sah ich genau so aus, wie man sich eine Nekromantin vorstellte. Weiße Haut und schwarzes Haar. Ultragothic. Aber glücklicherweise begann die Farbe bereits zu verblassen. Zumindest hatte ich den Eindruck, dass sie es tat.
    Tori trabte den Gang entlang hinter mir her und gab Ratschläge, wie ich die Farbe herausbekam – Miss Hilfsbereit, nachdem sie mich keine zwei Minuten zuvor noch rückgratlos genannt hatte. Zurzeit schien das ihre Einstellung zu mir wiederzugeben – sie machte einen winzigen Schritt in Richtung Freundschaft, dann fiel ihr wieder ein, dass wir Erzfeindinnen waren.
    Jetzt war sie gerade im freundschaftlichen Modus. »Wasch’s nicht mehr als dreimal, sonst wird es strohig. Ich hab da drin eine Kurspülung gesehen. Nimm die und lass sie gründlich einwirken.«
    »Im Moment wäre mir strohiges Haar immer noch lieber als schwarzes Haar.«
    Simon streckte den Kopf aus seinem Zimmer. »Du wäschst die Farbe raus?«
    »So schnell ich kann.«
    Er zögerte. Der Ausdruck in seinen Augen teilte mir mit, dass er etwas sagen würde, das er lieber ungesagt gelassen hätte. »Ich weiß, dass du es raushaben willst, aber … Na ja, wenn wir rausgehen …«
    »Im Moment wäre mir Hausarrest immer noch lieber als schwarze Haare.«
    »So schlimm ist es nicht.«
    Tori flüsterte laut: »Simon findet den Gothicgirl-Look irgendwie heiß.«
    Er stierte sie wütend an. »Nein. Ich meine einfach …« Er verstummte und schoss einen ungeduldigen Blick in Toris Richtung, der ihr mitteilte, sie solle verschwinden. Als sie sich nicht von der Stelle rührte, senkte er den Kopf zu meinem Ohr herunter, während er seine Finger in meine flocht. »Ich weiß, du willst das loswerden. Ich sage Andrew, er soll dir eine bessere Farbe besorgen. Ist mir egal, wie deine Haare aussehen. Ich will einfach, dass du in Sicherheit bist.«
    »Das ist ja richtig niedlich«, sagte Tori.
    Simon schob sich zwischen uns, mit dem Rücken zu ihr. »Frag Andrew. Vielleicht bin ich auch einfach übervorsichtig?«
    »Nein, bist du nicht. Die Dusche brauche ich wirklich, aber ich werde nicht versuchen, die Farbe rauszuwaschen.«
    »Gut. Oh, und Derek hat erzählt, du hättest nach Selbstverteidigungslektionen gefragt. Wie wäre es, sollen wir das nachher probieren?«
    Ich war eigentlich nicht in der richtigen Stimmung dafür, aber er lächelte und wünschte sich unverkennbar, etwas für mich tun zu können, nachdem er mir die Haarwäsche ausgeredet hatte. Und es war ja nicht so, als ob wir irgendwas Besseres zu tun gehabt hätten, also sagte ich: »Natürlich.«
    »Klingt gut«, sagte Tori. »Ja, ich weiß schon, keiner hat mich eingeladen, aber wir könnten das Training beide brauchen. Und nein, ich versuche nicht, mich da zwischen euch zu stellen. Ich bin über dich weg, Simon. Ich bin der Ansicht, du und Chloe, ihr werdet als Paar so niedlich sein, dass einem übel werden kann. Aber ihr könnt euch auch ein andermal seelenvoll in die Augen sehen, im Moment brauche ich gerade Selbstverteidigungslektionen. Also treffen wir uns hinterm Haus.«
    Sie ging Richtung Treppe und rief uns über die Schulter zu: »Und ihr wärt sowieso nicht lang allein geblieben. Ich bin mir sicher, Derek stößt dazu, sobald er mit dem Lauschen fertig ist.«
     
    Als ich aus dem Bad kam, rannte ich direkt in Derek hinein.
    »Besprechung vorbei?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Simon streckte den Kopf aus seinem Zimmer, und Derek winkte ihn in den Gang heraus.
    »Wo ist Tori?«, fragte er.
    »Draußen. Aber sie wartet auf uns, wir können also nicht lang bleiben.«
    »Und das Urteil lautet?«, fragte Simon.
    »Gwen und Andrew glauben uns. Margaret nimmt an, wir haben die Situation missverstanden und beim Tod von Liz, Brady und Amber die falschen Schlüsse gezogen. Nur Russell glaubt, wir lügen absichtlich.«
    »Arschloch. Wie kommt der dazu …«
    Derek warf ihm einen Blick zu, woraufhin Simon verstummte und Derek mit einer Geste sagte,
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