Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenglanz

Hoellenglanz

Titel: Hoellenglanz
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
lassen.
    »Sie hat einen Fehler gemacht. Wollen Sie damit sagen, wir sollten sie dafür sterben lassen?« Meine Stimme wurde lauter. Ich schluckte und gab mir Mühe, ruhig und rational zu bleiben. »Was sie auch getan hat, sie hat zu diesem Zeitpunkt gedacht, es wäre richtig. Ich lasse sie jetzt nicht im Stich.«
    Ich sah zu den anderen hinüber. Simon stimmte mir zu, rasch und entschieden. Derek murmelte ein unwirsches: »Yeah, sie hat Mist gemacht, aber Dummheit ist schließlich kein Kapitalverbrechen.«
    Und dann sahen wir alle Tori an. Ich hielt den Atem an und spürte die Blicke der Erwachsenen, die auf uns lasteten. Ich wusste, wir mussten hier als Einheit auftreten.
    »Nachdem wir wegen Chloes Tante sowieso wieder hingehen, sollten wir auch Rae retten«, sagte Tori schließlich. »Sie müssen beide so schnell wie möglich da rausgeholt werden. Die Edison Group selbst ist vielleicht keine Meute von rachsüchtigen, durchgeknallten Killern – aber meine Mutter dürfte da eine Ausnahme sein, und als wir weg sind, war sie gerade ziemlich sauer auf Dr. Fellows.«
    »Ich glaube nicht …«, begann Russell.
    »Jetzt kommt dann wohl der langweilige Teil«, schaltete Andrew sich ein. »Warum geht ihr Kids nicht nach oben und seht euch die anderen Zimmer an, ich könnte mir vorstellen, ihr hättet gern jeder ein eigenes.«
    »Schon okay so«, sagte Simon.
    Andrew warf den anderen einen Blick zu. Sie wollten uns aus dem Zimmer haben, um erörtern zu können, ob sie uns helfen würden oder nicht.
    Ich hätte am liebsten gebrüllt:
Was gibt es da zu diskutieren? Die Leute, für die ihr früher gearbeitet habt, bringen Jugendliche um. Ich dachte, das wäre eure Absicht gewesen – sicherstellen, dass die Edison Group keinem schadet? Hört auf, hier Donuts zu mampfen, und tut irgendwas!
    »Warum geht ihr nicht …«, begann Andrew.
    »Wir sitzen gut hier.« Es klang wie ein Knurren, was ganz einfach Dereks Ich-mein’s-ernst-Tonfall war, aber plötzlich war es im Zimmer vollkommen still geworden. Alle Blicke richteten sich auf ihn, und jedes Gesicht wirkte plötzlich wachsam.
    Derek sah weg und murmelte: »Willst du, dass wir gehen?«
    »Bitte«, sagte Andrew. »Es wäre einfacher …«
    »Warum auch immer.«
    Derek führte uns aus dem Raum.

[home]
5
    D raußen im Gang drehte sich Derek zu uns um. »Geht ihr schon mal ein Zimmer für Tori finden. Ich besorge noch ein paar Donuts.«
    Simon und ich wechselten einen Blick. So gern Derek auch aß, im Moment konnte ihm eigentlich nichts ferner liegen als der Gedanke daran, sich den Bauch vollzuschlagen. In Wirklichkeit wollte er damit sagen:
Nehmt Tori mit und verschwindet, damit ich in Frieden die Besprechung belauschen kann.
Sein werwölfisches Gehör brachte es mit sich, dass er das auch von der Küche aus bewerkstelligen konnte.
    »Bring mir eins mit Schokoladenguss mit«, sagte Simon, während er Tori und mich bereits in Richtung Treppe schob.
    »Du sollst doch keine …«
    »Wollt dich nur ärgern, keine Sorge«, gab Simon zurück. »Komm schon, Tori, suchen wir dir ein Zimmer aus.«
     
    Aber wie sich herausstellte, wollte Tori bei mir bleiben. Nicht, dass sie das
gesagt
hätte – natürlich nicht. Sie sah sich die anderen Möglichkeiten an, zickte und meckerte herum, wie staubig es dort war und dass sie allem Anschein nach bei mir festsaß. Ich erbot mich, selbst ein anderes Zimmer zu nehmen, woraufhin sie auf
mich
losging – ich sollte nicht immer so nett sein, es würde Zeit, dass ich etwas Rückgrat entwickelte. Ich entschied, dass dies ein guter Zeitpunkt zum Duschen war.
    Die Dusche würde mir auch Gelegenheit geben, mir die Tönung aus den Haaren zu waschen. Als wir aus Lyle House weggelaufen waren, hatte man meinem Dad genau das erzählt – dass ich weggelaufen war. Er hatte keine Ahnung, dass man uns kurz danach wieder eingefangen und ins Hauptquartier der Edison Group gebracht hatte. Er wusste nicht, dass es die Edison Group gab oder was eine Nekromantin war. Er wusste nur, dass seine schizophrene Tochter aus einem Wohnheim geflohen war und jetzt wahrscheinlich in Buffalo auf der Straße lebte. Also hatte er einen Finderlohn ausgesetzt. Eine Belohnung in Höhe von einer halben Million Dollar.
    Ich hätte ihn gern wissen lassen, dass es mir gutging. Himmel, wie sehr ich mir wünschte, genau das zu tun. Aber Tante Lauren hatte gesagt, es sei ungefährlicher für ihn, wenn er die Wahrheit nicht kannte, und Derek teilte diese Meinung. Also tat ich bis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher