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Hoellenfluestern

Hoellenfluestern

Titel: Hoellenfluestern
Autoren: Jana Oliver
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Bahnsteig rollte, vorbei an einer hölzernen Bank und zwei verdutzten Zuschauern.
    Dämon oder Flamme? Riley setzte dem Feuer nach, aus Furcht, es könnte die Station in Brand setzen, wenn sie es nicht unter Kontrolle bekäme. Über ihr öffnete sich mit einem splitternden Geräusch eine weitere Kugel, und der Inhalt wirbelte herum wie ein Schneesturm in North Dakota. Vom herunterfallenden Schnee wurde der Boden glatt, so dass sie ausrutschte und unsanft auf den Knien landete. Der Flammenball rollte auf die offene Tür eines U-Bahn-Wagens zu.
    O Mist.
    Voller Panik riss sie sich die Jacke vom Leib und warf sie auf den Flammenball. Der Stoff begann von der intensiven Hitze sofort zu glühen, und Riley klopfte mit den Händen darauf herum. Die Flammen wurden schwächer und erstarben schließlich ganz.
    Ungeachtet des Dramas gingen die Leute einfach an ihr vorbei. Jemand versetzte ihrem Ellenbogen einen Knuff, als er an ihr vorbeikam. Ein Paar lachte darüber, wie sie dort mit nassen Haaren über ihrer qualmenden Jacke im Schnee kniete. Ein anderer begann, Schneebälle zu werfen. Nachdem die Zugtüren sich geschlossen hatten, presste ein kleines Kind seine Nase gegen das Fenster, die Augen weit aufgerissen, und beobachtete sie eindringlich. Sie zwinkerte ihm zu, und zu ihrer Überraschung winkte es schüchtern zurück, als die U-Bahn abfuhr.
    Vielleicht ist das Leben am Ende doch nicht nur doof.
    Nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte, stellte Riley fest, dass Simon eine Köderbox mit dem Pyro-Dämon in den Händen hielt. Ausreichend Trockeneis würde ihn davon abhalten, sich als Brandstifter zu betätigen, bis sie ihn an einen Dämonenhändler verkauft hatten. Wie erwartet beschallte das Ding die gesamte Station mit seinen Flüchen.
    Ein rascher Blick bestätigte, dass der Bahnsteig frei von Gaffern war, bis auf einen einsamen Typen mit einem Handy, der den Einsatz eifrig gefilmt hatte. Wahrscheinlich hatte er das Video schon ins Internet gestellt, ehe sie die Station verließen.
    »Das war schlampige Arbeit«, meckerte Beck, die Hände in die Hüften gestemmt. Das war seine Ich-bin-echt-sauer-und-du-hörst-besser-zu-Pose. »Was ist mit euch los?«
    Riley hätte ihm liebend gerne erklärt, was los war, wenn der Typ mit dem Handy nicht danebengestanden hätte.
    Simon brachte ein schwaches »Sorry« heraus.
    Als Beck sie finster anstarrte und erwartete, dass sie sich ebenfalls entschuldigte, schüttelte Riley den Kopf. Sie stopfte ihm ihre verkokelte Jacke unter den Arm und flüsterte: »Du kannst mich mal.«
    Sobald sie oben auf der Straße und außer Sichtweite des Typen mit dem Telefon waren, suchte Riley ihre Hände nach Verbrennungen ab.
    Neben ihr schnappte Simon hörbar nach Luft. »Wo kommen die denn her?«, fragte er mit weit aufgerissenen Augen.
    Ups . Sie hatte die dunklen Male in ihren Handflächen völlig vergessen. In diesem Moment war es ihr egal, ob die anderen Dämonenfänger erfuhren, was sie bedeuteten. Riley hob die linke Hand und deutete auf die schwarze Krone. »Dies hier ist vom Himmel.« Sie hob die andere Hand. »Und das flammende Schwert stammt von der Hölle«, erklärte sie. »Ja, ich weiß, es ist echt schräg, beide zu haben.«
    Als Simon die Stirn runzelte, wappnete sie sich für einen Sturzbach aus Beschuldigungen, sie sei Luzifers Favoritin des Monats.
    Doch stattdessen wurden die Furchen auf seiner Stirn nur noch tiefer. »Lassen die uns denn nie in Ruhe?«, fragte er mit zitternder Stimme.
    »Eines Tages vielleicht«, log sie.
    Riley passte nicht richtig auf, als sie zu ihrem Auto ging, weil sie so schnell wie möglich von Beck und seiner anmaßenden Haltung wegkommen wollte, ehe sie sich vor den Augen ihres Exfreundes gegenseitig anbrüllten. Das wäre die ultimative Blamage.
    Sie hatte gerade ihren Wagen erreicht, als jemand laut ihren Namen rief. Als Riley sich umdrehte, näherten sich ihr zwei Mädchen. Sie waren etwa in ihrem Alter, trugen schlichte Kleider und dem kalten Februar angemessene Mäntel, die Haare hatten sie sittsam in festen Knoten hochgesteckt. Doch vor allem verrieten sie sich durch die Bibel, die große Flasche Weihwasser und das Kreuz, die sie wie Waffen vor sich hertrugen.
    Es war nicht das erste Mal, dass Riley sich jemandem gegenübersah, der ganz scharf darauf war, ihre Seele zu retten.
    Obwohl der Vatikan und seine Dämonenjäger versucht hatten, nichts von der Schlacht auf dem Friedhof an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, vor allem von dem ganzen
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