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Höllenbote Angela

Höllenbote Angela

Titel: Höllenbote Angela
Autoren: Jason Dark
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letzte Zucken sah aus, als hätte das Schicksal Regie geführt. Die noch zur Faust geschlossenen Finger der rechten Hand öffneten sich. Durch die Schräglage konnte die Pistole aus der Hand rutschen. Wertlos blieb sie liegen.
    Der Mann mit der MPi atmete auf. Er trat gegen den Körper. Kein Lebenszeichen. Die Garbe hatte optimal getroffen.
    »Kleine, böse Angela«, sagte er und lachte. »Du hattest gedacht, deinen Vertrag nicht erfüllen zu brauchen. Ein Irrtum, und manche Irrtümer enden tödlich.«
    Danach ging er zu dem Libyer. Auch hier reichte ein Blick aus, um festzustellen, daß er nicht mehr lebte.
    An der Tür erschien der Umriß eines Mannes. Der Wirt winkte ihm zu. Wenig später betrat der Mann aus dem Wagen das Bistro. Er schaute sich kurz um und nickte zufrieden, während er an seinen Handschuhen zupfte. »Ist ja alles erledigt, Raoul.«
    Der Wirt nickte. »Und wie, Chef.«
    »Gut, zwei Fliegen mit einer Klappe.« Er wedelte mit seiner Rechten. »Machen Sie sich an die Arbeil und beseitigen Sie den Abfall.« Er mußte lachen.
    Raoul wußte nicht, weshalb. Wie hätte er auch diesen Insider-Joke verstehen können…?
    ***
    Ich bin tot! Ich bin tot!
    Die Schreie tobten in ihrem Kopf. Hammerschläge, wie auch immer. Die Worte malträtierten Angela, und die eben erlebte Todesszene lief immer und immer wieder vor ihren Augen ab.
    Ich bin tot!
    Wiederholung. Verzweiflung. Tot – tot – tot…
    Der Wirt. Die Waffe. Die Schüsse. Die Bewegungen. Sehr langsam, zeitlupenhaft. Die harten, wuchtigen Einschläge der Geschosse. Ihr Körper wurde zurückgewuchtet. Er war wie ein Blatt gewesen. Ein totes, ein altes Blatt.
    Nein, unmöglich. Tote können nicht denken. Tote sind tot. Es gibt kein Leben mehr. Keine Bewegungen, kein Atmen, auch keine Gedanken. Sie war völlig durcheinander. Sie konnte fühlen, hören, sogar sehen, obwohl die Welt um sie herum verschwommen war. Sie war aber nicht tot. Männer, die Umgebung mit den Stühlen, den Tischen und der Theke. Alles verzerrt, so daß lebende Personen wie Gummipuppen wirkten.
    Der Blick verzerrte sich weiter. Er wurde noch düsterer. Verschwamm immer mehr. Die Düsternis nahm zu. Ein dichtes Grau, das wie große Wolken anschlich und alles bedeckte.
    Wo waren die Schmerzen? Sie mußten einfach vorhanden sein, denn die Kugeln hatten Löcher in ihren Körper gerissen. Sie hatte ihr eigenes Blut gesehen. Sie war zu Boden gefallen, sie hatte sogar noch geächzt oder geschrien.
    Jetzt das hier.
    Nichts mehr.
    Kein Tod. Denken können, sogar etwas sehen, trotz des Graus. Sie vernahm Stimmen, war allerdings nicht in der Lage zu verstehen, was die Männer miteinander sprachen.
    Das Leben war vorbei wie ein nächtlicher Traum. Sie war über die Schwelle geschritten, aber nicht in die Welt des Todes hinein, sondern in eine andere Dimension.
    Angela Sarti lag auf dem Boden. Nichts an ihr bewegte sich mehr. Sie atmete nicht. Sie lebte auch nicht mehr, aber sie existierte trotzdem und lebte auf ihre Art und Weise. Sie spürte, daß sich ihr eine gewaltige Kraft näherte. Sie bewegte sich lautlos heran. Sie war mächtig, wie ein großer Vorhang, und aus seiner Mitte schob sich etwas hervor, das Angela auch mit geschlossenen Augen hätte sehen können, weil es sich ebenfalls in ihrem Kopf aufbaute.
    Ein Bild – ein Gesicht!
    Düster und irgendwie auch unheimlich. Allerdings auch beherrschend, und Angela glaubte fest daran, daß dieses Gesicht etwas mit ihr zu tun hatte. Sie wußte es. Es war ungemein wichtig für sie in ihrer weiteren Existenz, die nicht vom Tod gezeichnet war.
    Das Gesicht schob sich näher. Vielleicht wich auch die graue Umgebung zurück, so daß die Tote in der Lage war, es besser >sehen< zu können. Das Gesicht eines Mannes. Bleich, mit leicht eingefallenen Wangen, hoher Stirn, leicht gekrümmter Nase und sehr düsteren und bohrend wirkenden Augen.
    Angela sah, wie sich die geschlossenen Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen, als wäre dies das Startsignal für eine Veränderung gewesen, die sich auf der bleichen, breiten und auch hohen Stirn abzeichnete. Dort erschien etwas Rotes, dessen Umrisse leicht flimmerten. Es war nicht zu erkennen, ob sich dort ein Kreis oder ein Oval abmalte. Es verdichtete sich immer stärker, als würde es aus der Tiefe des Kopfes entsprechenden Nachschub erhalten.
    Kein Kreis, kein Oval – ein Buchstabe.
    Ein D!
    Übergroß im Vergleich zur Stirn. Mächtig, strahlend, in einem düsteren und blutigen Rot. Dieser eine Buchstabe
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