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Höllenbote Angela

Höllenbote Angela

Titel: Höllenbote Angela
Autoren: Jason Dark
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darüber die Luger umfaßten.
    Überlegen ist für einen Killer schlecht. Besonders so dicht vor der Tat. Das ging zumeist nicht gut. Menschen, zu denen auch sie sich zählte, die dachten nicht nach. Sie schössen und kassierten. Das allein war ihr Credo.
    Auch bei Angela. Bisher jedenfalls. Nun war sie unsicher geworden. Außerdem wollte sie raus aus dem Kontrakt, den sie noch nicht ganz erfüllt hatte. Das sollte kein Hindernis sein.
    Was tun?
    Der Kaffee war gut, wenn auch etwas bitter. Sie schaute zur Theke. Der dunkelhaarige Wirt kümmerte sich wieder um seine Zeitung. Draußen passierten Menschen das Bistro, ohne einen Blick hineinzuwerfen. Auf Angela wirkten sie meilenweit entfernt.
    Was war hier anders als bei den normalen Aufträgen? Nichts war anders. Abgesehen von ihrem dummen Gefühl. Sie hatte sogar ideale Bedingungen erhalten. Kaum Zeugen, und der Wirt war möglicherweise eingeweiht. Die Firma ermöglichte vieles. Es gab kaum eine Institution, die einen so langen und starken Arm besaß.
    Der Libyer schaute noch immer nicht auf. Er hatte sich in seinen Gedanken verloren, und sein Kaffee war sicherlich schon kalt geworden.
    Angela leerte die Tasse.
    Dann stand sie auf.
    Die reche Hand blieb in der Seitentasche der Lederjacke. Fest und trotzdem auch irgendwo locker umspannte ihre Hand den Griff der Pistole. Noch war es nicht soweit. Sie brauchte etwas mehr Platz und ging von ihrem Stuhl weg.
    Dann zog sie die Waffe.
    Der Libyer saß genau in der Schußlinie. Er mußte etwas gesehen haben, aber er tat nichts. Er schaute sie nur an. So starr und zugleich mitleidig.
    Das hatte die Killerin noch nie erlebt. Sie zögerte mit dem ersten Schuß. Vielleicht nur für die Dauer einer halben Sekunde. Doch was ihr da durch den Kopf ging, das glich schon einem Film, dessen Bilder sehr schnell vor ihren Augen entlangglitten.
    Sie sah sterbende Menschen. Männer, die im Kugelhagel zusammenbrachen. Sie sah die zerfetzten Leiber derjenigen, die eine Bombe getötet hatte. Sie bekam einfach alles zu Gesicht. Es waren Erinnerungen, die sich in ihrem Kopf gespeichert hatten, und sie sah sich selbst. Eingekreist, eingekesselt, ohne Chance. Jede Menge Mündungen auf sich gerichtet.
    Die Bilder verschwanden.
    Der Libyer erschien wieder.
    Sein Gesicht war so groß, so bleich und zugleich durch den Schock gezeichnet. Angela Sarti schoß.
    Sie zielte auf das Gesicht des Mannes, das sie als Profi einfach nicht verfehlen konnte. Es wurde zerrissen. Die ersten beiden Kugeln zerschlugen es mit einer schon widerlichen Brutalität. Die dritte Kugel jagte sie in die Brust des Mannes, den die Einschläge zurückgeworfen hatten. Er rutschte vom Stuhl, als hätte er Schläge erhalten. Sein steifer Körper prallte auf den Boden. Das Gesicht war von den Einschüssen völlig zerstört worden, doch Angela schaute nicht hin. Sie kannte diese Bilder zur Genüge.
    Statt dessen fuhr sie herum!
    Die Aktion hatte nur wenige Sekunden Zeit in Anspruch genommen. Das nächste war die Flucht und eventuell ein zweiter Toter, falls der Wirt nicht mitspielte.
    Bisher hatte die Firma immer dafür gesorgt, daß ihr auch der Rücken gedeckt wurde.
    Auch jetzt spielte der zweite Mann wieder mit. Nur anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Er stand noch hinter seiner Theke, doch die Waffe, die er jetzt festhielt, gehörte nicht zu seinem Handwerkszeug. Es war eine kurzläufige, sehr moderne Maschinenpistole, und sie spie augenblicklich ihre tödliche Ladung aus…
    ***
    Angela wollte es nicht glauben. Sie war eine Frau mit wahnsinnig guten Reflexen, die in diesem Augenblick jedoch versagten. Zu sehr hatte dieser Anblick getroffen. Sie dachte noch an ihr seltsames Gefühl, aber sie kam nicht dazu, noch zu reagieren. Da streikte ihr Körper plötzlich, und die Hand mit der Luger war auch so wahnsinnig schwer geworden.
    Vor der Mündung schimmerten die fahlen Blitze. Noch immer konnte die Frau nicht glauben, daß sie das Ziel der Kugeln war. Bis sie von den Einschlägen getroffen wurde, die wie eine diagonal gezeichnete Naht ihren Körper von unten nach oben zeichneten.
    Sie flog zurück.
    Sie sah Blut aus ihren Wunden fließen oder spritzen. Und sie sah mit einer ungewöhnlichen Klarheit ihren Mörder, der mit einem Satz über die Theke sprang, auf sie zulief und dabei auf ihren Kopf zielte, um ihn ebenfalls mit Kugeln zu bestücken.
    Er schoß nicht mehr.
    Dafür schaute er auf das letzte Zucken des rechten Arms. Die Tote lag zwischen den Tischen, und dieses
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