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Höllenbote Angela

Höllenbote Angela

Titel: Höllenbote Angela
Autoren: Jason Dark
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beherrschte das Gesicht, als wollte er es terrorisieren. Die Strahlung breitete sich auf der Stirn aus und rann auch hinein in die Augen, deren dichte, schwarze Pupillen ebenfalls einen blutigen Schein erhielten.
    Das Gesicht stand einfach vor Angela. Nur dieses Gesicht. Es gab keinen Oberkörper. Sollte es ihn gegeben haben, er wäre sicherlich in der das Gesicht umgebenden Schwärze verschwunden.
    Das Lächeln der Lippen verschwand. Der Mund zog sich für einen Moment zusammen, bevor er sich öffnete. Allerdings ohne zu lächeln, denn jetzt präsentierte die Gestalt ihre wahre Erscheinung. Etwas ragte aus dem Oberkiefer hervor. Hell, in einer gelblichweißen Farbe, an den Enden leicht gebogen, aber spitz.
    Ein Vampirgesicht!
    Angela Sarti war tot. Kugeln hatten sie getroffen, aber sie wußte plötzlich, daß dieses Gesicht erschienen war, um ihr eine entsprechende Hoffnung zu geben.
    Ein Vampir, der Hoffnung gab! Wieso?
    Die >Tote< grübelte. Sie dachte genau nach. Die Vergangenheit drückte sich aus der Tiefe hervor, und plötzlich kehrte wieder die Erinnerung zurück.
    Ja, da war etwas gewesen. Damals. Vor ihrer Zeit als Killerin, und noch vor ihrer Zeit als Terroristin. Jemand war zu ihr gekommen. Ein Mensch in Schwarz, der ihr ein Versprechen gegeben hatte, als hätte er in die Zukunft schauen können.
    Wie war es noch gewesen? Was hatte er zu ihr gesagt? Was hatte er ihr damals gegeben?
    Ein Souvenir. Ein gefährliches, ein blutiges…
    Ihre Gedanken verwischten. Sie kam nicht mehr zurecht. Etwas stoppte sie immer wieder. Möglicherweise auch deshalb, weil sie das Gesicht zu intensiv wahrnahm. Sie sah die beiden Zähne, die ihr keine Angst einflößten. Sie starrte auf die Lippen, die jetzt lächelten, was so etwas wie ein Anfang war, denn sie wußte genau, daß dieser Fremde und ihr gleichzeitig doch so Vertraute etwas vorhatte.
    Er wollte ihr etwas mitteilen!
    Waren es Worte? Oder nur Gedanken, die durch ihren Kopf schössen? Jedenfalls empfing sie eine Botschaft, die sie nie vergessen würde. Tief drang sie in ihre Erinnerung ein.
    »Du kannst nicht sterben. Nicht, solange ich dich beschütze. Ich habe dir damals etwas versprochen, und nun ist es an der Zeit, dieses Versprechen einzuhalten. Ich legte vor einigen Jahren den Keim in dir, und dieser Keim hat wachsen, sich vermehren und wer weiß was können. Er hat dich mit mir zusammengebracht, durch ihn sind wir aneinandergekoppelt worden, und das werden wir ausnutzen. Du und ich…«
    Angela Sarti starrte auf das Gesicht. Die Augen einer Toten, die normalerweise nichts sahen, entdeckten jedes Detail, und sie kam auch allmählich damit zurecht.
    Wie war das noch gewesen?
    Verzweifelt versuchte Angela, ihre Vergangenheit zu durchleuchten. Die Kindheit und Jugend konnte sie vergessen, das war längst begraben. Aber die Zeit des Hasses war noch frisch in der Erinnerung geblieben.
    Damals hatte sie dem Staat und seinen Repräsentanten schweren Schaden zugefügt. Als mörderische Angela war sie in der Terrorszene ein Begriff gewesen. Sie hatte als unfaßbar gegolten. Keinem der Terroristenjäger war es gelungen, sie zu fassen. Zumindest in den ersten Jahren nicht. Bis man sie dann doch gestellt hatte. Auch umstellt. Man hatte sie in die Enge getrieben. Noch jetzt sah sie sich in diesem alten Haus sitzen, beinahe schon eine Ruine. Versteckt in einem schmutzigen Keller, die Waffe in der Hand, den Lauf in den Mund geschoben, den Finger am Abzug. Sie war bereit gewesen, abzudrücken, weil sie nicht in die Hände ihrer Jäger fallen wollte.
    Dann war die Gestalt erschienen. Ein Stück Dunkelheit in der Düsternis. Sie war einfach nur dagewesen, und auf ihrer Stirn hatte das rote D gestrahlt so wie jetzt.
    Dieser Mann hatte sie davon abgehalten, sich selbst zu töten. Er hatte sich zu ihr gesetzt und sie umarmt. Es war ihr nicht gelungen, sich gegen diesen Einfluß zu wehren. Er war einfach zu stark gewesen, er hatte sie gestreichelt, und seine Stimme war so wunderbar beruhigend gewesen. Leise und trotzdem intensiv hatte er auf sie eingesprochen und sie dazu überredet, sich von ihm auf eine besondere Art und Weise lieben zu lassen.
    In dieser Lage damals war ihr alles egal gewesen, und so hatte sie sich dem Fremden hingegeben.
    Ein wunderbarer Liebesbeweis. Etwas, das sie nie zuvor erlebt hatte. Der Fremde hatte sie zurückgedrückt und sie nicht einmal entkleidet. Er hatte sich mit ihrem Gesicht und auch mit ihrem Hals beschäftigt. Und dann hatte er an der linken
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