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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen
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sie. »Im Reich der Träume werden sie wörtlich genommen. ›Der Mann mit den zwei linken Händen‹, ›auf Herz und Nieren prüfen‹ und ›der Kopf voll Scheiße‹!« Diese Leute waren wirklich schlimmer dran als sie, wodurch Lacuna sich besser, in gleichem Maße aber auch schuldiger fühlte. Wie furchtbar mußte es sein, wenn alles so wörtlich genommen wurde.
    Dann kurvte der Korb plötzlich in eine kleine Kammer. Er krachte auf den Boden und überschlug sich beinahe, so daß sie herauskriechen mußte. Sie war am Ziel.
    Als sie ihr Gleichgewicht wiedererlangt hatte, sah sie, wie der Korb auf und davon flog. »Halt!« rief sie und versuchte ihn zu greifen. Aber es war schon zu spät. Sie hatte ihre Rückreisemöglichkeit verloren.
    Zum Glück wußten Grey und Ivy, wo sie sich befand. Sicherlich würden sie den Handkorb zurückschicken, wenn sie merkten, daß er leer war. Sie mußte einfach daran glauben!
    Lacuna sah sich um – und da saß der alte Gute Magier Humfrey auf einem harten Holzstuhl! Sie erkannte ihn sofort. Die gnomenhafte Gestalt und das hohe Alter des kleinen Mannes waren unverwechselbar. Anscheinend machte er gerade ein Nickerchen.
    Das war aber auch schon alles. Der Rest der Kammer war bis auf einen zweiten Stuhl leer.
    Auf diesem nahm sie Platz. Abgesehen davon gab es rein gar nichts zu tun. Sie strich ihr schmutziges Kleid glatt und bemerkte dabei, daß sie ihre normalen Kleider trug, obwohl sie sich hier in ihrer Geistform befand. Das war auch gut so, denn es hätte ihr nicht besonders gefallen, wenn sie in dieser höllischen Region nackt herumlaufen müßte, obwohl das bestimmt kein Ort war, an dem man Geheimnisse für sich behalten konnte. Sicherlich war die Kammer hier nicht die eigentliche Hölle, denn von einem Feuer war nichts zu sehen. Es mußte der Vorhof zur Hölle sein.
    Aber warum saß Humfrey immer noch hier und wartete? Ja wirklich, was tat er hier überhaupt? Wo war seine Familie? Zehn Jahre waren mittlerweile ins Land gegangen, seit dieser Mann mit seiner Frau und seinem Sohn aus dem Schloß verschwunden war und Xanth im Stich gelassen hatte. Die Zentaurin Chex, ihre Kameraden Esk der Oger und Volney Wühlmaus hatten berichtet, daß er einfach nicht mehr aufzufinden war. Anscheinend waren die Schloßbewohner genau in dem Augenblick verschwunden, als die Prüfungen für die drei gerade eingeleitet worden waren. Das war das große, noch immer nicht gelöste Rätsel Xanths: Was war dort geschehen?
    Nun ja, vielleicht war das nicht gerade ihre Angelegenheit, obwohl sie natürlich genauso neugierig war wie jeder andere auch. Doch sie hatte nur eine Frage auf dem Herzen, die sie dem Magier stellen wollte. Deshalb mußte sie ihre Anteilnahme an allem anderen, was sein Leben betraf, unterdrücken.
    Eigentlich hätte sie ihn lieber nicht in seinem Schlummer gestört, aber sie wußte nicht genau, wie lange sie hier noch sicher war. Wenn dies der Vorhof zur Hölle war, dann bestand jederzeit die Gefahr, daß sich eine Tür öffnete und ein Dämon erschien, der in einem Tonfall rief, daß es einem durch Mark und Bein ging: »Der Nächste!« Und dann würden entweder Humfrey oder sie selbst fortgeschleppt werden. In beiden Fällen wäre ihre Chance dahin, eine Antwort zubekommen.
    »Ähem«, räusperte sie höflich.
    Zuerst zuckte nur ein Augenlid, dann beide, und endlich schlug Humfrey die Augen auf und blickte sie an. »Lacuna! Was machst du denn hier?«
    »Was denn – du erkennst mich?« fragte sie verwundert.
    »Natürlich erkenne ich dich! Du warst doch mein Babysitter, als ich durch eine Überdosis Wasser aus dem Jungborn wieder zum Kleinkind wurde. Du warst damals ein richtig süßer Teenager. Ganz anders als jetzt, wo du wahrscheinlich in einem totalen Blabla steckst.«
    Sie hatte ganz vergessen gehabt, wie groß seine Informationskraft war. Aber für einen Informationsmagier verstand sich das ja wohl von selbst. Sogar in seinem stark verjüngten Zustand hatte er sehr schnell gelernt. Und auch jetzt, wo er sie achtzehn Jahre lang nicht gesehen hatte, beurteilte er ihre augenblickliche Verfassung mit erschreckender Sicherheit.
    »Ich bin gekommen, um dir eine Frage zu stellen«, erklärte sie.
    »Ich beantworte jetzt keine Fragen. Geh zum Schloß. Eigentlich sollte sich Murphys Junge darum kümmern.«
    »Das hat er auch gemacht. Er hat mich hierher geschickt, weil du der einzige bist, der meine Frage beantworten kann.«
    »Warum? Hat er das Buch der Antworten nicht
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