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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen
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gewesen ist. Er war zu bescheiden und dachte wohl, daß sein Talent wertlos wäre. Ich weiß, daß er meinen Antrag angenommen hätte. Aber leider habe ich ihn nicht gefragt.«
    »Aber was hilft es dir, das jetzt nach zwölf Jahren zu erkennen?« fragte Ivy.
    »Nichts, außer daß es mich persönlich zufriedenstellt, über meinen Fehler Bescheid zu wissen. Wenn ich das nächste Mal einen Mann treffe, den ich heiraten möchte, werde ich ihn einfach fragen. Wahrscheinlich wird er den Antrag nicht annehmen, da ich inzwischen kein junges Mädchen und für niemanden mehr anziehend bin. Aber zumindest…«
    Ivy war verwirrt. »Grey, ich weiß, daß ihre Frage beantwortet ist, aber es kommt mir nicht ausreichend vor, wenn man den Dienst bedenkt, den sie für uns verrichten will. Schließlich wird sie dich von dem Fluch befreien, der auf deinem Leben liegt. Gibt es nicht eine Möglichkeit, sie von ihrem Fluch zu erlösen? Sie vielleicht zurückzuschicken, so daß sie es diesmal richtig machen kann?«
    »Ich glaube wirklich nicht…«, begann er.
    »Schau im Buch nach«, unterbrach sie ihn mit dem gewissen Tonfall, den nur die Mitglieder der Weiblichen Verschwörung beherrschten.
    Er zuckte mit den Schultern und blätterte weiter. Endlich fand er die richtige Stelle und las angestrengt. »Es… ist womöglich machbar. Aber…«
    »Machbar?« rief Lacuna aus. »Daß ich diese falsche Entscheidung rückgängig machen kann?«
    »Ja. Aber die Einzelheiten sind so technisch formuliert, daß ich sie nicht alle verstehe. Das Buch benutzt eine Programmiersprache, und es wird mich Jahre kosten, auch nur einen Teil davon zu begreifen. Nur Humfrey, dem ein Jahrhundert zur Verfügung stand, die Feinheiten zu erlernen, kann die Antwort ergründen.«
    »Dann muß ich Humfrey fragen!« bestimmte Lacuna. »Gleich im Anschluß an meine Dienstzeit hier bei dir.«
    »Aber Humfrey hält sich an einem unmöglichen Ort im Kürbis auf«, warf Grey ein. »Und er will nicht gestört werden. Wahrscheinlich ist er gerade mit etwas überaus Bedeutendem beschäftigt.«
    »Er wird mit mir sprechen«, versicherte Lacuna selbstsicher. »Ich war bei seiner Hochzeit dabei.«
    »Genau gesagt befindet er sich im Vorhof der Hölle, der schlimmsten Gegend des Traumreichs. Du wirst bestimmt keine Lust verspüren, dich dorthin zu begeben.«
    »Aber natürlich! Wenn es eine Möglichkeit gäbe, das zu verändern, was ich falsch gemacht habe, und es zurechtzurücken… das würde für mein Leben bedeuten, was ich für dein Leben tun werde, Magier. Also, antworte mir: Wie kann ich Humfrey erreichen?«
    »Ich weiß wirklich nicht…« Aber er konnte seinen Einwand nicht weiter ausführen, weil Ivy ihn mit dem Starren Blick fixierte, einer weiteren Eigenschaft weiblicher Magie.
    »Nicht du mußt dorthin, sondern ich will es«, ergänzte Lacuna. »Wenn ich für deine Antwort noch einen Dienst ableisten soll, so werde ich das mit Freuden tun. Laß mich nur einmal zu Com-Puter gehen und unseren Plan durchführen, dann komme ich wieder und…«
    Grey seufzte. »Nein, wenn du dir damit so sicher bist, werde ich dir ohne weitere Bezahlung helfen, Humfrey aufzusuchen, und zwar sofort. Dein Dienst für mich kann warten.«
    »Ja, wenn du sicher bist…«
    »Ich bin nicht sicher. Aber es ist wohl von den Musen so bestimmt.«
    »Vom Schicksal«, murmelte Ivy.
    »Mir fällt ihr Name einfach nicht ein«, meinte er verwirrt.
    »Metria«, sagte Ivy.
    »Richtig, die Dämonin Metria«, erwiderte er. »Ich habe das falsche Wort benutzt.« Er blickte zu Lacuna. »Was soll’s, ich werde dich zu Humfrey schicken. Aber ich warne dich, es wird keine Vergnügungsreise.«
    »Mein ganzes Leben ist keine Vergnügungsreise! Ich könnte etwas Anregung vertragen.«
    »Nun, dann geh zur Hölle.«
    Lacuna war bestürzt. »Aber…«
    »In einem Handkorb«, ergänzte er. »Dort ist Humfrey, und es ist die einzige Möglichkeit, zu ihm zu gelangen, weil du dort nicht hingehörst.«
    »Aha.« Sie hatte doch tatsächlich die Bedeutung seiner Worte falsch verstanden. Die Leute aus Mundania hatten manchmal ziemlich grobe Redensarten.
    »Aber du kannst ja morgen gehen«, schlug Ivy vor. »Du wirst dich sicherlich heute nacht hier ausruhen wollen.«
    »Nein, ich glaube nicht. Ich breche lieber gleich auf und hole mir die zweite Antwort vom Magier Humfrey.«
    »Wie du wünschst«, sagte Grey. Er ging zu einem verschlossenen Schrank, drehte den Schlüssel, öffnete die Tür und brachte ein versiegeltes Gefäß
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