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Hoelle aus Feuer und Eis

Hoelle aus Feuer und Eis

Titel: Hoelle aus Feuer und Eis
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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brüchig zu werden; es war besser, man belastete sie nicht zu sehr. French überlegte, wie viele von denen, die nicht zurückgekommen waren, wohl an einer undichten Naht ihres Anzuges zugrunde gegangen waren, statt in den Netzen der Spinnen zu sterben. Wenn er die Wahl hätte, dachte er, würde er diese Art des Todes wahrscheinlich vorziehen, obgleich man sagte, daß es sehr qualvolles Sterben sein sollte - zuerst verwandelte sich die Haut in Eis, bis sie so hart und spröde war, daß sie wie Glas zerbrach, dann explodierte man, von innen heraus und ganz langsam French war gerade dabei, sich die achte oder neunte originelle Todesart auszudenken, die ihm zustoßen konnte, als er ein leichtes Vibrieren spürte. Sofort brach er seinen morbiden Zeitvertreib ab, schmiegte sich enger hinter den Träger und blickte zur Schleuse hinunter. Tatsächlich - sie begann sich zu öffnen. Frenchs Herz begann zu hämmern, und seine Hände in den groben Handschuhen wurden feucht. Er war nervös. Das allmählich größer werdende Loch in der Mitte der gewaltigen Irisblende stimmte ihn nicht unbedingt fröhlicher. Er konnte es sich nicht leisten, in Ruhe die Lage zu sondieren und abzuwarten, ob die Gelegenheit günstig war. Er hatte schon viel zuviel Zeit verloren. Wenn er ins Nest eindringen wollte, dann jetzt, ganz egal, ob eine einzelne Spinne oder eine ganze Armee in der Schleuse auf ihn wartete. Mist! Ein dürres, haariges Bein tastet sich zitternd ins Freie, und French spannte sich. Ein Gefühl, als krabbelten Hunderte ähnlicher, nur sehr viel kleinerer Spinnenbeine sein Rückgrat entlang, drohte für einen Moment sein logisches Denken zu überwältigen. Aber es gelang ihm, wenigstens für dieses Mal mit seiner Furcht fertig zu werden. Er war in Sicherheit. Solange er hier oben auf dem Träger hockte und sich nicht rührte, konnte ihm gar nichts passieren. Dummerweise war er nicht hierhergekommen, um auf diesem Träger hockenzubleiben und sich nicht zu rühren ... Dem Bein folgte ein zweites, drittes und viertes, und schließlich schob sich der ganze mißgestaltete Leib der Spinne ins Freie. French unterdrückte ein Seufzen, als er sah, daß es eine der Sechsbeinigen war. Anscheinend hatte er das Pech heute gepachtet. Und zwar gleich in mehrfacher Ausführung, denn der ersten Spinne folgte eine zweite, eine dritte und schließlich noch eine vierte und fünfte. Unter dem dünnen, glitzernden Stoff ihrer Anzüge waren wenige Einzelheiten zu erkennen, aber French war fast sicher, Waffen an ihren lächerlich dürren Hüften zu erkennen. Langsam bewegte sich die Prozession der schwarzen Scheusale an einem der zerborstenen Träger herab, um in den unerforschten Tiefen der Toten Zone zu tun, was immer die Spinnen dort taten, und French sah, wie sich die Schleuse langsam wieder zu schließen begann. Er zählte in Gedanken bis fünf, dann stieß er sich ab und glitt mit weit vorgestreckten Armen auf das Iristor zu. Seine Haltung war perfekt, das spürte er selbst, aber die beiden zusätzlichen Glieder an jeder Seite seines Körpers pendelten wild hin und her. Verdammt, diese beiden Deppen im Hort erfanden allen möglichen Firlefanz, aber eine einfache Mechanik, die die Bewegung der Zusatzarme koordinierte, bekamen sie nicht zustande! Er würde ein paar Worte in dieser Richtung mit dem Alten wechseln, sobald er zurück war. Wenn er zurück kam. Vorerst einmal hatte er alle Hände voll damit zu tun, nicht von den sich rasch zusammenziehenden Rändern des Schleusenverschlusses in zwei Teile zersäbelt zu werden, denn er war um eine Winzigkeit zu spät losgesprungen. Seine Füße schrammten hart über das Metall, und er spürte, wie die durchsichtige Schutzhülle über seinem Anzug riß. Es war nicht der erste Riß, den sie bekam. Trotzdem kauerte er sich in einer Ecke des Schleusenraumes zusammen und opferte kostbare drei Minuten dafür, den Schnellkleber aus der Tasche zu klauben und die Schadstelle sorgfältig zu reparieren. Die Spinnen waren nicht blöd. Oder vielleicht doch - aber selbst wenn, würden sie vielleicht anfangen, sich Gedanken zu machen, wenn sie einen ihrer Brüder sahen, der mit einem Riß im Anzug aus der Toten Zone kam... Nachdem er seine Tarnung wieder in eine halbwegs passablen Zustand zurückversetzt hatte, richtete er sich auf, trat gebückt aus dem Schleusenraum hervor und sah sich um. Er war allein. Gut. In diesem Teil des Nestes traf man selten Spinnen, und wenn, so waren sie stets in großer Eile
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