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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens
Autoren: Harald Evers
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würde zuletzt derjenige sein, der die
Macht bewahrte.
Mit verbissenem Gesichtsausdruck raunte er Rasnor zu: »Ihr
seid ein hartnäckiger Gesprächspartner, Hoher Meister.« Seine
Augen huschten durch das Zimmer, so als wäre noch jemand
hier, der sie belauschen konnte.
»Hoher Meister? So habt Ihr mich noch nie angesprochen!«
»Ja. Ein Rang, der Euch zukommt, Rasnor. Ich habe verstanden, dass Ihr Euren Teil der Macht abhaben wollt. Also gut, so soll
es sein. Ihr habt die Macht, das Schicksal der gesamten Höhlenwelt mit einem Schlag zu verändern.«
Rasnor schluckte. »Und wie?«
Ötzli spitzte die Lippen und sog langsam Luft durch die Nase
ein. Er sah, wie Rasnor erschauerte. »Ich bin mit Menschen hier.
Keine Drakken, versteht ihr? Drakken könnten die MAF-1 im Augenblick nur mit Schutzanzügen betreten, wegen des Salzes. Aber
Menschen macht das Zeug nichts aus.«
»Menschen? Ihr meint… Menschen von… dort draußen? Aus dem
All?«
»Richtig. Sie sind etwas größer als wir, ansonsten aber eindeutig Menschen. Es sind Fachleute für… ach, ich habe diesen Namen
vergessen. Jedenfalls sind es Techniker, und sie reinigen das
Schiff mit riesigen Maschinen, sodass die Drakken dort wieder
leben können.«
Rasnor schien ruhiger geworden zu sein. Seine Wut und Unzufriedenheit waren größenteils verraucht. »Und… was hat das mit
mir zu tun?«
»Nun, es sind keine Soldaten, versteht Ihr? Nur ein paar Dutzend Leute und ein Haufen Maschinen. Es gibt lediglich eine Hand
voll Drakken, die zur Besatzung meines Schiffes zählen. Mit ihnen
muss ich in Kürze nach Soraka zurückkehren. Dann werden nur
ein paar Drakken in Schutzanzügen übrig sein, die auf der MAF-1
zurückbleiben.« Zufrieden stellte Ötzli fest, dass Rasnor langsam
etwas dämmerte. »Wenn es Euch gelingt, mein Lieber, diese
Techniker und die Drakken… nun… verschwinden zu lassen, könnte sich das als gewaltiger Vorteil für uns herausstellen. Dann
würde die MAF-1 gewissermaßen schon jetzt uns gehören.« Rasnor erschauerte.
Ötzli nickte. »Ich werde zwischenzeitlich mit diesen vierundsiebzig Amuletten der Stimme einen Vorschlag unterbreiten, den sie
nicht ausschlagen kann.« Ötzli glaubte beinahe, das aufgeregte
Pochen von Rasnors Herz hören zu können.
»Ja. Das… das ist ein wirklich guter Plan.«
»Das würde ich doch meinen. Er wird uns Macht und Mittel einbringen. So viel von beidem, dass wir sogar die Shaba aushebeln
und die Macht der gesamten Höhlenwelt an uns reißen können.«
»Und Ihr seid sicher, dass Euer Plan funktioniert? Wird sich die
Stimme denn auf so etwas einlassen?« Ötzli zuckte gelassen mit
den Schultern. »Das liegt hauptsächlich an Euch, Hoher Meister.
Ob Ihr es schafft, die paar Leute auf der MAF-1 loszuwerden und
das Schiff in Besitz zu nehmen. Nachdem sie ihre Arbeit getan
haben, versteht sich. Sodass anschließend unsere kleine Drakken-Privattruppe dort wieder Fuß fassen kann.«
Rasnor stieß die angehaltene Luft aus, befreite sich aus Ötzlis
Griff und trat ein paar Schritte von ihm fort. Nachdem er kurze
Zeit ins Leere gestarrt hatte, wandte er sich Ötzli wieder zu, und
ein unsicheres Lächeln stand auf seinem Gesicht. »Das… das wäre
wirklich ein Geniestreich.«
Seine Worte schmeichelten Ötzli. Es war ein spontaner Einfall
gewesen, keine fünf Minuten alt, und geboren aus dem, was der
unerwartete Fund der Amulette an Möglichkeiten bot. Dass Rasnor dies sogleich als Geniestreich bezeichnete, erfreute den Altmeister. Und die Sache konnte wirklich funktionieren. Während er
über die Ecken und Kanten seines Plans nachdachte, wurde ihm
mehr und mehr die Tragweite des Ganzen bewusst. Der Gedanke
daran erregte ihn. Er hatte Dinge ausgesprochen, die er sich
zweimal überlegt hätte, wäre er dem Doy Amo-Uun gegenübergestanden, der Stimme des Pusmoh. Dieses übergroße, groteske
Wesen war imstande, aus purer Rachsucht seine eigenen Interessen zu verleugnen, um ihn abermals so zu demütigen, wie er es
bereits getan hatte. Ötzli glaubte, die elektrischen Schocks, oder
was immer es gewesen war, noch immer zu spüren. Aber konnte
der Doy sich dergleichen nun noch erlauben? Angesichts des
Krieges, der im All tobte und den er ohne die Magie der Höhlenwelt zu verlieren drohte? Ötzli schüttelte leise den Kopf.
Nein, Konnte er nicht »Überlegt nur!«, flüsterte er beschwörend. Er deutete hinaus, in Richtung des Sonnenfensters über
Lismar. »Der Pusmoh führt seit Jahrtausenden einen
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