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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
Autoren: Harald Evers
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denken, wenn wir uns jemals wieder sehen würden.« Sie lächelte. »Wirklich? Das hat sie gesagt?«
    »Wort für Wort. Ich bin dann losmarschiert – bei Nacht und Nebel. Ich war mit ein paar Brüdern zusammen, wir hatten uns in einer alten Ruine irgendwo im Marschenforst verkrochen. Zum Glück hat mich niemand verfolgt.«
    »... und du hast gehofft, dass Alina dich aufnehmen würde?«
    »Warum nicht? Ich suchte schon seit einiger Zeit nach einer Gelegenheit, von dort zu verschwinden, weißt du?« Sein Blick verfinsterte sich. »Die Bruderschaft... früher einmal haben wir an ein Ziel geglaubt. Auch wenn es ein dunkles, böses Ziel war – aber das war uns ja gar nicht bewusst. Ich wurde hineingeboren in die Bruderschaft, habe nie eine Mutter gehabt. Nur Väter – dunkle, böse Väter. Sie haben es verstanden, den Hass auf die normalen Leute in uns zu schüren, bis wir zuletzt überzeugt waren, es sei richtig, was wir tun. Aber jetzt? Da regieren dort nur noch der Hass, der Neid, die Angst... Ich war froh, plötzlich zu wissen, dass es jemanden gab, der mir aus diesem Sumpf heraushelfen konnte.«
    »So sicher warst du? Du hast Alina doch nur dieses eine Mal gesehen.«
    Ullrik warf ihr einen viel sagenden Blick zu.
    Marina verstand. Zu Alina Vertrauen zu fassen war eine Sache von Sekunden. Ein Blick in ihre Augen genügte.
    »Wie war euer Wiedersehen?«
    Er seufzte leidenschaftlich. »Sie fiel mir um den Hals – so wahr ich hier sitze! Ach, Alina hat eine unbeschreibliche Ausstrahlung, und sie ist so wunderschön... Ich habe mich richtig verliebt in sie.«
    Marina kicherte leise. »Wirklich? Hast du ihr das gesagt?«
    »Bist du verrückt? Sie ist eine verheiratete Frau, und Mutter ist sie obendrein auch noch.« Er grinste sie an. »Aber nun hat sie mich ja euch Kätzchen zugeteilt, nicht wahr?«
    »Aha!«, stellte Marina geschäftsmäßig fest und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also sind wir doch nicht so sehr unter deiner Würde, was? Wir Kätzchen.« Sie hob die Schultern. »Was soll das eigentlich bedeuten?«
    Er lächelte unschuldig. »Ach, nichts. Ist nur so ein Ausdruck...«
    Sie hörten eine Tür gehen, und Azrani trat aus der Hütte des Drachenmeisters. »Seltsam«, berichtete sie, als sie wieder bei ihnen war. »Aus irgendeinem Grund sind die Drachen noch nicht da.
    Ich hatte mit Nerolaan abgemacht, dass wir heute ab der Mittagszeit reisebereit sind. Eigentlich hätte er schon heute Morgen hier eintreffen sollen.«
    Marina stand auf und blickte sich um. »Und was machen wir nun?«
    Azrani zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht. Wir werden einfach noch warten müssen.« Marina seufzte, und Azrani setzte sich neben sie. Zu dritt starrten sie in den Himmel hinaus, lauschten abwechselnd ins Trivocum, aber kein Nerolaan meldete sich. Zum Zeitvertreib brachte Marina Ullrik ein paar Wörter der alten Drachensprache bei und erklärte ihm, wie man durch das Trivocum mit den Drachen in Verbindung trat. Ullrik erwies sich klug und verständig. So vergingen zwei Stunden, aber Nerolaan und seine beiden Artgenossen tauchten immer noch nicht auf.
    »Wir könnten mal den Sonnendrachen fragen«, meinte Azrani schließlich.
    Marina und Ullrik blickten in Richtung des schlafenden Giganten.
    »Den dort drüben?« Azrani drehte sich um. »Ja. Er heißt Meados.
    Der Drachenmeister sagte, er sei vor drei Tagen von weit her gekommen, aus dem Osten.«
    »Und... was willst du ihn fragen?« Azrani erhob sich. »Einfach um seinen Rat. Er hat sicher bessere Möglichkeiten als wir, andere Drachen übers Trivocum zu fragen. Vielleicht bekommt er heraus, wo Nerolaan steckt.« Plötzliche Neugierde stieg in Marina auf. Mit einem Sonnendrachen hatte sie noch nie gesprochen.
    Innerhalb von Augenblicken war sie auf den Beinen, und eilte quer über den Platz auf den riesigen Sonnendrachen zu. Azrani folgte ihr. Als sie vor ihm angelangte, wurde ihr klar, dass sie bisher noch nie einem so großen Drachen nahe gekommen war.
    Abgesehen von den schrecklichen Malachista – mystischen Kreaturen, über deren wahre Natur man sich immer noch uneinig war –, waren die Sonnendrachen die größte Art der fliegenden Echsen, die es in der Höhlenwelt gab. Dieser hier musste eine Spannweite von hundert oder hundertzwanzig Ellen haben – er war einfach gewaltig.
    Die hinteren zwei Drittel seines Körpers lagen in einem der Drachenquartiere, einer großen Höhlung in der aufsteigenden Felswand. Ein Teil des Bodens war mit Stroh gedeckt,
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