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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot
Autoren: Hoeps/Toes
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Monitor. Die Flammen klommen an der Fassade empor zum Dachgeschoss.
    »Sie müssen sich beeilen!«, rief er. »Die ganze Bude brennt!« Den letzten Satz wiederholte er ein paar Mal.
    »Unsere Löschzüge sind bereits ausgerückt«, antwortete die Telefonistin jedes Mal ruhig.
    Raik zoomte auf die Rückseite des Hauses. Das Tor war aufgesprungen und der Auslieferungsraum dahinter glühte wie ein Schmelzofen.
    »Wo sind Sie jetzt?«, fragte die Telefonistin.
    Raik richtete sich auf. »Auf meinem Posten!«, brachte er heraus.
    »Gehen Sie jetzt nach draußen«, redete ihm die Telefonistin gut zu. »Ich höre gerade, dass die Kollegen eingetroffen sind.«
    Zwei Scheinwerfer bogen in die Auffahrt ein und hielten vor den Schlagbäumen inne. Die Sirene verhallte und nur die Blaulichter rotierten. Raik betätigte den Schalter, der die Schlagbäume öffnete, doch sie blieben reglos liegen. Ein Kurzschluss hatte sein Bedienungspanel unbrauchbar gemacht! Für solche Fälle gab es einen Notknopf, der alle Zugänge gleichzeitig öffnete. Er schlug ein paar Mal mit der Faust darauf, aber nichts geschah. Verzweifelt sprang er hinter seinem Tresen im Foyer auf, um die Aufmerksamkeit des Fahrers im Löschzug auf sich zu lenken. Endlich flog die Beifahrertür auf und zwei Feuerwehrleute stürmten durch die aufsurrenden Glastüren auf ihn zu. Er hämmerte weiter mit den Fäusten auf den Notknopf, bis sie ihn unter den Achseln griffen und hinausschleppten.
    Dort lehnten sie ihn an eine Mauer und hielten ihn fest, während sich ein Rüstwagen an die Spitze des Löschzugs setzte und kurzerhand die Schlagbäume durchbrach.
    »Ist noch jemand drinnen?«, fragte einer der Feuerwehrleute.
    Raik schüttelte den Kopf.
    »Ganz sicher?«
    »Da ist niemand«, erklärte er.
    Er wollte noch hinzufügen, dass Frau Roeder als Letzte das Gebäude verlassen hatte, doch die zwei Männer ließen ihn bereits los und eilten ihren Kollegen hinterher.
    Während Raik ihnen zum Parkplatz folgte, schoss eine Kolonne von Streifenwagen auf das Gelände. Im selben Moment löste sich unter lautem Knallen die Dachverschalung und zerschellte an der Außenmauer. Die Bruchstücke landeten unter einem Funkenregen in den Blumenbeeten.
    Um 02.17 Uhr kam die Meldung ›Brand unter Kontrolle‹.
    Raik erfuhr es über das Funkgerät eines Polizeitransporters. Er saß auf einer Bank im hinteren Teil und drehte einen Kaffeebecher in den Händen. Schon drei Mal hatte er verschiedenen Polizeibeamten dieselbe Geschichte erzählt. Während seiner ersten Aussage war Ingrid Roeder an dem Kleinbus vorbeigegangen, gefolgt von Jens Hinrichs.
    »Sie wurden also durch die Alarmanlage auf den Brand aufmerksam gemacht«, fasste der letzte Polizist seine Aussage zusammen. »Danach haben Sie die Rettungskräfte alarmiert. Und Sie haben nichts Verdächtiges gesehen oder gehört?«
    Er klang ungläubig, aber Raik nickte nur. Es gehe ihm miserabel, erklärte er, er wolle jetzt nach Hause.
    Die Polizisten erwiderten, sie würden ihn im Laufe der Nacht noch brauchen und gaben ihm einen nach Schmieröl stinkenden Overall. Seine eigene Kleidung musste er in eine Plastiktüte stopfen, die ein Ermittler mitnahm.
    »Mögliches Beweismaterial«, erklärte man ihm.
    Eine Stunde später erschien ein Feuerwehrmann an der Seitenscheibe der Beifahrertür und flüsterte dem Polizisten etwas zu. Gleich darauf hörte Raik, dass über Funk ein zusätzliches Team der Spurensicherung angefordert wurde, das gleich nach Ankunft im Auslieferungsraum verschwand.
    Kurz vor sechs Uhr bog ein Leichenwagen auf den Parkplatz ein. Raik erschrak und presste das Gesicht gegen die Heckscheibe. Er konnte aber nur erkennen, dass ein Sarg in den Auslieferungsraum gebracht wurde. Schließlich trugen vier Männer den Sarg wieder hinaus und schoben ihn in den Leichenwagen.
    »Da lag jemand im Gebäude. Haben Sie eine Idee, wer das sein könnte?«, fragte der Polizist am Steuer. Er hatte Raiks Reaktionen die ganze Zeit scharf beobachtet.
    Raik schüttelte den Kopf und richtete den Blick zur aufgehenden Sonne. Es versprach, ein schöner, warmer Tag zu werden, doch er rechnete nicht damit, dass er allzu viel davon mitbekommen würde.
    Tatsächlich quetschten sie ihn den ganzen Tag über zu jeder Einzelheit seiner kurzen Schicht aus. Mittags legten sie dann zwei durchweichte Joints und eine Kippe vor ihn auf den Tisch.
    »Die sind von mir«, antwortete er ehrlich.
    Er blieb bei seiner ursprünglichen Aussage, auch nachdem bekannt wurde,
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