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Höchstgebot

Höchstgebot

Titel: Höchstgebot
Autoren: Hoeps/Toes
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Risikokäufen Trends setzen wollten oder die Chance zu schnellen Gewinnmitnahmen nutzten.
    Was immer diesmal dahinterstecken mochte: Inzwischen hatten Saal- und Telefonbieter den Preis auf 24 Millionen Euro klettern lassen.
    Erneut versuchte Robert, Carsten zu erreichen. Wieder vergeblich. Wollte er sich die erwarteteNachricht vom Verkauf noch eine Weile vom Leib halten? Vielleicht litt er doch mehr unter dem Verlust des Bildes, als er zugeben wollte.
    Ingrid Roeder, seine jüngere Schwester, hatte die Scheherazade fünf Jahre zuvor von ihrem Vater geerbt. Dabei besaß sie, anders als ihr Bruder, keinen Bezug zu diesem Bild.
    Doch nach dem Willen der Eltern sollte Carsten noch vor der Mutter, die nur ein Viertel der Anteile behielt, Hauptaktionär der Roeder AG sein, um das Unternehmen alleinverantwortlich zu leiten.
    Ingrid hingegen wurde testamentarisch nur die Leitung der Forschungsabteilung auf Lebenszeit zugesprochen. Der Magritte diente neben einigen Immobilien und zehn Prozent der Aktien als finanzieller Ausgleich. Diese Erbschaftsregelung hatte das ohnehin nicht sehr harmonische Verhältnis zwischen den Geschwistern noch weiter verschlechtert. Carsten hatte den Verkauf des Gemäldes als Racheakt seiner Schwester bezeichnet, die sich benachteiligt fühlte.
    Wenigstens hatte er Ingrid davon überzeugen können, einen externen Gutachter einzuschalten, der eine Expertise über den Zustand des Gemäldes erstellen und ihr bei den Gesprächen mit dem Auktionshaus zur Seite stehen sollte. Und er vermittelte ihr Robert, mit dem er knapp fünfundzwanzig Jahre zuvor Kunstgeschichte in Westberlin studiert hatte. Zumindest vier Semester lang, ehe Carsten auf Betriebswirtschaft umsattelte.
    Roberts Telefon vibrierte. Endlich.
    »Carsten, hier ist der Wahnsinn ausgebrochen. Wir sind bei 31 Millionen.«
    »Wiederhol das bitte.«
    »Wir sind bei – jetzt schon bei 32 Millionen.«
    »Mir ist wirklich nicht nach Witzen zumute«, sagte Roeder säuerlich.
    »Es ist kein Witz. 33 Millionen. Einer am Telefon und einer im Saal. Eiskalt der Typ hier. Hebt die Hand, als verscheuche er eine lästige Fliege.«
    Robert sah jetzt wohl selbst wie ein Händler aus, während er Carsten die neuen Höchststände durchsagte. Die Zeiträume zwischen den Geboten wurden allmählich größer, so als würden die Bieter ganz allmählich aus ihrem Rausch erwachen. Und doch konnte sich wohl niemand mehr vorstellen, dass dieser Schlagabtausch jemals ein Ende finden würde.
    Aber schließlich war es so weit. Als der Bieter im Saal 43 Millionen Euro anmeldete, schüttelte der Mitarbeiter am Telefon nach kurzer Rücksprache den Kopf.
    Der Auktionator nannte mit fragendem Blick die Summe, wiederholte sie, schaute zur Sicherheit noch einmal über das Publikum und die Telefonisten hinweg: »43 Millionen zum Zweiten, forty three million, nobody more? For this wonderful Magritte? Zum Zweiten? Zum Zweiten und zum Dritten! Für 43 Millionen Euro verkauft an den Herrn mit der Bieternummer 317.«
    Der Hammer fiel auf den Tisch und Magritte schoss in der Liste der Auktionsweltrekorde um zwanzig Plätze nach oben auf Rang 9, gleich hinter Cézanne.
    Die Anspannung des Publikums entlud sich in einem lang anhaltenden Applaus.

2
    Wake up and live. Nach und nach wurde Gabi von der erbärmlich verzerrten Stimme Bob Marleys geweckt, die aus dem Lautsprecher eines Handys krächzte. Sie griff nach dem Apparat auf dem Nachtschränkchen und drückte ihn ihrem Freund Raik in die Hand.
    »Hier, für dich«, brummelte sie.
    Raik öffnete die Augen und starrte auf die kleinen Buchstaben des Displays. Gabi zog sich die Bettdecke über den Kopf, während Bob Marley weitersang: And don’t complicate your mind …
    »Beim nächsten Mal gehst du aber dran, wenn es der Chef ist«, meckerte Raik.
    Sie hatten denselben Arbeitgeber, das Aachener Schutz- und Schließunternehmen , eine Firma, die sich auf Unternehmensbewachung spezialisiert hatte.
    Raik hörte still zu, versprach, dass die Sache in Ordnung ginge und unterbrach seufzend die Verbindung.
    »Es regnet Krankmeldungen«, sagte er zu Gabi. »Heino und Freddy sind mal wieder ausgefallen. Einer von uns muss heute Abend ihren Dienst in Roeder West übernehmen. Aber solo. Der andere muss nämlich zu Roeder Ost , da fehlt auch jemand. Wir dürfen uns selbst aussuchen, wer die Arschkarte kriegt.«
    Gabi schmiegte den Kopf in Raiks Schulterbeuge. »Mist«, murmelte sie schläfrig.
    Roeder West lag an der Weststraße in einem kleinen
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