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Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Titel: Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Autoren: Milena Mayfeldt
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fettige Haare und war unrasiert, aber das Auffälligste an ihm war ein Riesenpickel, der auf seinem Kinn prangte.
    »Ja?«, fragte er lahm.
    Ich musterte ihn einen Augenblick lang ungläubig. War es etwa möglich, dass der Kerl Mareikes Neuer war? Ich konnte es mir kaum vorstellen. Das ungepflegte Äußere hätte ich ihr bei einem Lover vielleicht ja noch zugetraut, aber auf keinen Fall diese Lahmarschigkeit.
    »Hallo, ich suche Mareike Besinski«, sagte ich zu dem Pickel. »Wohnt die hier noch?«
    Der Pickel sah mich eine Weile nachdenklich an. Wahrscheinlich arbeitete sein Gehirn noch mechanisch und brauchte ein paar Sekunden, um sich in Gang zu setzen, dachte ich. Dann drehte er sich um.
    »Muschi?«, rief er über die Schulter in die Wohnung. »Kennst du eine Mareike Besinski?«
    Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Gab es heutzutage tatsächlich noch Männer unter fünfundachtzig, die ihre Frauen Muschi nannten?
    Aus dem Raum, den ich als Küche in Erinnerung hatte, näherten sich weitere Schritte. Ein junges Mädchen schob sich hinter den Pickel. Sie hatte ein rundes, hübsches Gesicht und trug eine Latzhose, unter der sich ein Bauch von der Größe eines Sitzballs abzeichnete.
    »Ich glaube, so hieß die Vormieterin«, überlegte sie und grinste mich freundlich an. »Aber die ist schon vor zwei Jahren ausgezogen.«
    Mist!
    »Ah, okay. Habt ihr zufällig ihre neue Adresse?«, fragte ich in der Hoffnung, dass man mir meine Verzweiflung nicht ansah.
    Der schlaksige Kerl schüttelte so unerwartet heftig den Kopf, dass ich Angst hatte, sein Pickel könnte durch die Fliehkraft platzen. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, um nicht getroffen zu werden, sollte sich der Inhalt zufällig in meine Richtung bewegen.
    »Tut uns leid«, bemerkte die junge Frau freundlich. Offenbar hatte sie mir meine Enttäuschung angesehen.
    Ich nickte. »Trotzdem danke. Und alles Gute«, fügte ich mit einer Kopfbewegung in Richtung ihres dicken Bauches hinzu.
    Ich beeilte mich, aus dem Haus zu kommen, bevor ihr vielleicht noch die Fruchtblase platzte und ich Geburtshilfe leisten musste.
    Ratlos saß ich kurz darauf wieder in meinem Auto. Jetzt hatte ich überhaupt keine Ahnung, wo ich die Nacht verbringen sollte.
    Ich überlegte hin und her, aber die einzige Möglichkeit war wohl, mir ein nicht allzu teures Hotelzimmer zu nehmen.
    Ich fuhr also ziellos durch die Gegend und sah mich nach einem Gasthaus oder einer Pension um. Die großen Hotels waren wahrscheinlich sowieso alle ausgebucht, da gerade Messe war.
    Irgendwie schienen die Messen den roten Faden in meinem Leben zu bilden, überlegte ich stirnrunzelnd.
    Nachdem ich mich bei drei kleineren Gasthäusern nach einem Zimmer erkundigt hatte – zwei davon waren ausgebucht, das andere roch im Inneren so unangenehm, dass ich freiwillig die Flucht ergriff – kam ich an einem Haus mit einem beleuchteten Schild vorbei, auf dem in großen Buchstaben das Wort HOTEL stand. Es hieß Zum Schwarzen Winkel, und da ich mit Nachnamen Winkler hieß und gerade einen rabenschwarzen Tag hinter mir hatte, nahm ich es als Wink des Schicksals und ging rein.
    Im Inneren wirkte die Lobby einigermaßen freundlich und hell. Das einzig Schwarze am Schwarzen Winkel schienen die Ränder unter den Fingernägeln des Portiers zu sein – und vielleicht die Seelen der anderen Gäste, wenn ich mir so ansah, was gerade die Treppe hinunterkam.
    Ich ließ mich trotzdem nicht abschrecken und erkundigte mich nach einem Zimmer.
    »Eins ist noch frei, für wie lange soll’ s denn sein?«, erkundigte sich der Portier, nachdem er mich von oben bis unten und zurück gemustert hatte.
    »Ich denke, für eine Nacht sollte reichen«, gab ich so freundlich wie möglich zurück. Ich hatte plötzlich das Gefühl, mich gewaltig im Etablissement geirrt zu haben, und die Nachfrage des Portiers »Die ganze Nacht?« trug auch nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.
    Trotzdem nickte ich. Ich hatte keine Ahnung, wo ich sonst hinsollte. Und alles, was ich jetzt brauchte, war ein Bett und ein Kissen, in das ich hineinheulen konnte. Außerdem brachten mich meine Füße fast um. Die hochhackigen Pumps waren eindeutig zum Sitzen gedacht. Stehen ging ja gerade noch so, aber länger als zwanzig Meter auf den Absätzen zu laufen, war reine Folter.
    »Zimmer fünf«, sagte der Portier, nachdem ich den geforderten Preis gezahlt hatte. Er zog einen altmodischen Schlüssel mit einem Anhänger in der Größe eines Wagenhebers hervor und
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