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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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…«
    »Was ist das da unten?«, fiel Lars ihr ins Wort.
    Sie hatten die Baustelle am Fjord erreicht. Zwei Wagen standen auf dem Gelände, unweit davon unterhielten sich zwei Männer.
    Hellen flog einen Bogen, und sie beobachteten, wie die Männer sich trennten und in entgegengesetzte Richtungen davonfuhren. Der eine in Richtung Norrtälje, der andere einen schmalen Weg entlang, an dessen Ende sich ganz in der Nähe des Ufers eine kleine Hütte befand.
    »Runter!«, stieß Lars hervor, aber das war unnötig. Hellen hatte die Nase der Maschine bereits gesenkt und setzte parallel zur Hütte zur Landung an.
    Lars sprang aus dem Flugzeug und watete ans Ufer, und Hellen folgte ihm eilig. So leise wie möglich schlichen sie bis zur Hütte und versteckten sich im Unterholz. Es dauerte nicht lange, da kam der Fahrer heraus.
    Hellen hatte ihn schon einmal gesehen, auf dem Polterabend. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf. Dort hatten Erik und er sehr vertraut gewirkt, wie enge Freunde. Wie konnte es sein, dass er jetzt hier, in diesem Schuppen war? Plötzlich hörte sie ein Rascheln neben sich und sah, wie Lars sich anschickte, aus dem Gebüsch zu krabbeln. Hellen folgte ihm, ihr Herz klopfte wild vor Aufregung und Anspannung.
    »Kalle! Für wen machst denn du hier die Drecksarbeit?« Lars’ Stimme klang ungläubig und entsetzt zugleich.
    Der Mann bemerkte ihn und Hellen erst jetzt. Die Situation war ebenso eindeutig wie das Etikett mit dem großen Totenkopf auf den Kanistern, die er rechts und links in der Hand hielt. Das Gesicht des Mannes war schneeweiß geworden.
    Er schüttelte den Kopf, offensichtlich wollte er versuchen zu retten, was nicht mehr zu retten war. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Du kannst lesen«, erwiderte Lars spöttisch und zeigte auf einen der Kanister. »Es steht drauf, was drin ist.«
    »Ich weiß nicht, was das ist«, behauptete Kalle. »Ich habe nur den Auftrag, diese Kanister zu holen. Übrigens von deinem Bruder.« Kalle versuchte ein Lächeln, das aber misslang.
    Obwohl Hellen diesen Mann nicht kannte, hatte sie das Gefühl, dass seine gesamte Haltung nichts als Schuldbewusstsein ausstrahlte.
    »Ich verstehe dich nicht, Kalle«, sagte Lars kopfschüttelnd. »Erik hat in dir immer einen guten Freund gesehen. Er hat dich sogar gebeten, sein Trauzeuge zu sein!«
    Kalle ließ den Kopf hängen, als könne er es nicht ertragen, Lars in die Augen zu sehen. Seine Brust hob und senkte sich in raschem Wechsel.
    »Weißt du was, Kalle«, sagte Lars, »du kommst am besten gleich mal mit nach Hardingsholm, und wir fragen Erik, ob er wirklich weiß, was in den Kanistern ist.«
    Kalle sagte kein Wort. Er schüttelte den Kopf, immer wieder, dann ließ er plötzlich beide Kanister fallen, drehte sich um und rannte los.
    »Verdammt, Kalle!«, brüllte Lars und rannte dem Mann nach. Die beiden verschwanden hinter den Bäumen.
    Hellen kam so schnell nicht nach. Sie hatte Angst und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Dann vernahm sie einen Aufschrei und kurz darauf Schritte, die eilig auf sie zukamen. Plötzlich stand Kalle wieder vor ihr.
    Sein Haar stand wild vom Kopf ab, seine Augen flackerten unstet, er hielt die Hände wie Krallen von sich gestreckt, kam einen Schritt näher …
    Hellen wich panisch zur Seite. Wo blieb Lars?
    Kalle lief an ihr vorbei, als hätte er sie nicht gesehen, zurück zur Hütte, und Hellen eilte in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Sie fand Lars ein Stück abseits des Weges. Er lag auf der Seite auf dem Boden, reglos, mit geschlossenen Augen.
    »Lars, was ist mit dir?« Hellen kniete neben ihm nieder, fasste ihn an der Schulter und drehte ihn auf den Rücken. An seiner Schläfe klaffte eine blutende Wunde.
    Hellen hörte, wie ganz in der Nähe ein Auto gestartet wurde. Kalles Wagen?
    Erneut wurde sie von Angst erfasst. Was, wenn er zurückkehrte, um die beiden Zeugen für immer zum Schweigen zu bringen? Es dauerte, bis sie begriff, dass sich das Motorgeräusch entfernte.
    »Lars, bitte«, flehte sie. »Wach doch auf.«
    Oder war er bereits tot?
    Sie tastete nach seiner Halsschlagader. Nichts!
    Und dann flackerten kaum merklich seine Augenlider, ein dumpfes Stöhnen entrang sich seiner Kehle, und endlich konnte Hellen auch seinen Puls fühlen. Flach und schnell zwar, aber immerhin. Er lebte. Fieberhaft fingerte sie nach ihrem Handy und informierte den Rettungsdienst sowie die Polizei.
    Während sie wartete, tastete sie immer wieder nach Lars’ Puls. Er
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