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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt
Autoren: Nathalie Bergdoll
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atmete tief durch und sandte die SMS an Reza. Ich würde bis zum vereinbarten Treffpunkt von hier aus exakt sieben Minuten brauchen, das hatten wir gecheckt, und auch der Handyempfang funktionierte problemlos bis an die eine Stelle, wo es so richtig losging mit Kurven. Also schob ich meine eigens präparierte CD in den Spieler, wartete, bis das erste Lied erklang (»Qué será« von Doris Day), startete den Motor und rief David Cramer an.
    »Hey, David, tut mir leid, dass es gedauert hat, hier in der Eifel ist immer so ein Scheiß-Empfang, ich hab es schon ein paar Mal probiert, aber jetzt geht’s wohl endlich ganz gut!«
    »Ich hab’s gemerkt, bis eben ging immer nur direkt deine Mailbox dran!«, sagte er, zahm wie ein Lämmchen – wahrscheinlich hatte er schon gar nicht mehr mit meinem Rückruf gerechnet. »Bist du denn jetzt schon zuhause?«, fragte er.
    »Nein, noch nicht ganz«, sagte ich wahrheitsgemäß, »aber quasi auf den letzten Kilometern. Die Serpentinen dauern halt immer ein bisschen, dafür ist hier wenigstens der Handyempfang gut. Ist aber gar nicht so schlimm, wenn ich den Anfang vom TV-Spektakel verpasse, ich weiß ja sogar schon, wie’s übermorgen ausgeht!«, flachste ich, dann fragte er mich, was mit Ralf sei, und ich spulte die gleichen Infos und Formulierungen herunter, wie ich das bei den anderen Dreien getan hatte. Während ich so redete, war plötzlich auch schon das zweite Lied vorbei (»As time goes by« von den Stones ), und dann erklangen in meinem Autoradio bereits recht deutlich und so laut, dass David Cramer es bestimmt dezent im Hintergrund hören konnte, die ersten Zeilen von »Spinning Wheel«: »What goes up, must come down, spinning wheel, got to go round, …«
    Jetzt blieben mir noch exakt anderthalb Minuten, und nach einer Minute und 26 Sekunden stieg ich so heftig auf die Bremse, dass es quietschte, brüllte ein »Aargh…!« in den Hörer und drehte das Radio so laut, dass er den unfassbar lauten, dumpfen Knall mit anschließendem Geschepper, der sich exakt bei Timecode 1:30 des dritten Liedes auf der CD befand, definitiv hören musste. Um auf Nummer Sicher zu gehen und ihm neben der absoluten Top-Story wahrscheinlich sogar ein ordentliches Pfeifen im Ohr zu bescheren, stieg ich aus meinem stehenden Auto aus, ließ mein Handy auf den Boden fallen und trat mit voller Wucht drauf.
    Dann tauschte ich die CD im Autoradio aus, setzte das Auto ein paar Meter zurück, wo die Straße für wenige Meter eben war, und betrachtete von dort aus zufrieden die hübsche Bremsspur, die das Reifenquietschen hinterlassen hatte. Jetzt musste ich nur noch den Schalthebel auf »N« stellen, die Kordel um den Hebel schlingen und den Backstein aus dem Handschuhfach nehmen, um ihn auf das Gaspedal zu legen. Der Motor röhrte, und als ich mit geübter Hand – ich hatte immerhin vier Wochen lang im Februar geübt – die Kordel sanft zog, sodass der Schalter genau auf »D« sprang, raste die Karre los wie der Blitz, nahm durch den nunmehr abschüssigen Straßenverlauf zusätzlich an Fahrt auf und schoss ein Stückchen hinter meinen Bremsspuren durch die Leitplanke.
    Ich ging hinterher, und als ich den Abhang neben der Straße hinunterblickte, war mein Auto ungefähr dreißig Meter tiefer und pittoresk zerbeult (so wie das Dach aussah, gab es mindestens einen Überschlag) mit der Fahrerseite an einem Baum hängen geblieben. Als ich den Abhang vorsichtig heruntergestiegen war und dabei irgendwo auf dem Weg die Überreste meines Handys hatte fallen lassen, öffnete ich die Beifahrertür – was gottlob noch völlig normal funktionierte – und pulte die Kordel vom Schalthebel ab, nur den Backstein konnte ich blöderweise nicht finden.
    Von der anderen Seite her hörte ich ein Auto kommen und halten, dann kamen Schritte in meine Richtung. »Hallo …?«, hörte ich Reza rufen, »Ist hier jemand verletzt?«
    »Na, das will ich doch schwer hoffen!«, antwortete ich.
    »Lienchen, Gott sei Dank!«, sagte er und umarmte mich. »Wow …«, brachte er seinen Respekt über die Position und den Zustand meines Autos zum Ausdruck.
    »Ja, hat alles ganz gut geklappt, ich hatte sogar die BamS an der Strippe dabei, aber den Backstein finde ich leider nicht. Ich kann da mit dem Bauch auch nicht mehr so durchklettern, um den zu suchen«, relativierte ich mein Hurra.
    »Na, du legst dich jetzt erst mal schön auf die Seite, ich muss ja auch noch was zu tun haben! Besorgen wir uns erst mal das Schwein, das schuld
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