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Historical Saison Band 08

Historical Saison Band 08

Titel: Historical Saison Band 08
Autoren: A Ashley
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der wie ein modischer Fauxpas wirkte. Ihm war das gleichgültig. Schon vor langer Zeit hatte er beschlossen, zu tun, was ihm beliebte. Ob er sich einen Bart wachsen ließ, war allein seine Sache.
    Das Wetter hatte ihn in der letzten Woche in The Folly festgehalten, ein Umstand, der ihn reizbar gemacht hatte. An diesem Morgen wollte er in die nächste Kleinstadt reiten, wo seine derzeitige Mätresse, eine hübsche Witwe, wohnte. Er gab ihr Geld, und sie gewährte ihm Befriedigung. Diese Übereinkunft kam ihm gelegen, und er beabsichtigte, ihre Begegnungen noch so ausgiebig wie möglich zu genießen. Sobald er im nächsten Frühling Miss Duckworth heiratete, würde er sich verpflichtet fühlen, die Affäre zu beenden. Er freute sich nicht auf diese Zeit. Die Witwe war in vielen Dingen sehr erfahren.
    Er zügelte sein Pferd beim Überqueren einer kleinen Brücke, die über einen heftig rauschenden Bach führte.
    Die Hufe des Pferdes gerieten auf dem Eis ins Rutschen. Pferd und Reiter schwankten. Schließlich gelangten sie heil über die Brücke und befanden sich auf erdigem Grund, der nur noch halb gefroren war und sich zunehmend in Matsch verwandelte.
    Guy lehnte sich vor und tätschelte seinen Wallach am Hals. „Du bist ein guter Junge, Dante.“
    Das prachtvolle Pferd wieherte und warf zustimmend den Kopf empor. Guy lachte.
    In leichtem Galopp ritt er den Hügel hinab. Schneefall setzte ein. Unter ihm lag das weite Tal mit seiner Moorlandschaft. So weit das Auge reichte, ragte graugrüner Ginster aus der dünnen Schneedecke. Der Wind wehte ihm den warmen Schal vom Hals, den er um das Gesicht gewickelt hatte. Im letzten Moment bekam er das Wolltuch zu fassen.
    Er hielt sein Pferd an und nahm den Schal fest in seine rechte Hand. Unterhalb des Hügels führte eine Straße entlang, auf der eine umgestürzte Kutsche lag. Aus dieser Entfernung sah es nicht so aus, als ob die Pferde sich verletzt hätten. Ein Mann, den Guy für den Kutscher hielt, ging mit den Pferden auf und ab, um zu verhindern, dass sie zu rasch auskühlten. Der Unfall musste eben erst passiert sein.
    Guy trieb Dante an, bis sie auf gleicher Höhe mit der verunglückten Kutsche waren. Er sprang aus dem Sattel, und die Sohlen seiner Lederstiefel knirschten auf dem vereisten Boden. „Ist jemand verletzt?“
    Der Kutscher warf Guy nur einen flüchtigen Blick zu und wies mit dem Kopf in Richtung eines vorstehenden Felsens. „Sie.“
    Dort auf dem kalten Untergrund lag eine Frau. Ein schwarzer Umhang hüllte den ausgestreckten Körper ein. Sie hatte die Augen geschlossen und war leichenblass. Strähnen kastanienbraunen Haars fielen in ihr Gesicht. Ihre Lippen waren blau angelaufen.
    Sofort eilte Guy zu ihr und hockte sich neben sie. Ihre Brust hob und senkte sich unter schnellen, wenn auch flachen Atemzügen, wie er erleichtert feststellte.
    „Madam?“, fragte er besorgt.
    Als sie nicht antwortete, ergriff er ihre rechte Hand. Ihre Finger fühlten sich selbst durch das schwarze Ziegenleder ihrer Handschuhe wie Eis an. Sie musste unbedingt an einen warmen Ort gebracht werden. Und zwar so rasch wie möglich.
    „Wie lange liegt sie schon auf dem kalten Boden?“, erkundigte er sich, ohne ein Auge von ihr abzuwenden.
    „Seit ich sie aus der Kutsche herausgezogen habe“, lautete die knappe Antwort.
    Guy ärgerte sich über diese nichtssagende Auskunft. „Wie lange ist das her?“, fragte er in scharfem Tonfall.
    „Dreißig, vielleicht auch sechzig Minuten. Das kann ich nicht so genau sagen.“
    Guy schluckte eine vernichtende Erwiderung hinunter. Der Frau würde es nichts nützen, wenn er den Mann beschimpfte.
    Er ließ die Hand der Frau los, fasste sie unter Rücken und Oberschenkeln und hob sie hoch. Sie sank gegen seine Brust. Die Kapuze ihres Umhangs rutschte nach hinten, und ihr gelöstes Haar fiel herab. Es war so lang, dass es beinahe den Boden berührte. Guy hielt sofort an, weil er nicht auf die seidigen Strähnen treten wollte.
    Ihr Haar war prachtvoll. Das matte Wintersonnenlicht ließ die üppigen Locken aufleuchten wie Diamanten, die man gegen eine Scheibe aus Kupfer hielt. Das Gewicht der langen Haare zog ihren Kopf nach unten und gab den Blick auf ihren schlanken Hals frei. Ihr Puls ging schwach und rasch wie das Flügelschlagen eines kleinen Vogels. Sie wirkte zart und sinnlich zugleich.
    Und sie war verletzt.
    Guy holte tief Luft und blickte sich um. Nur The Folly lag in der Nähe. Seine Haushälterin würde sich besser um die Frau
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