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Historical Platin Band 04

Historical Platin Band 04

Titel: Historical Platin Band 04
Autoren: THERESA MICHAELS MERLINE LOVELACE MARGARET MOORE
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Bruder brüllen. „Olva, bist du hier?“, rief Hamar und stürzte einen Moment später ins Haus.
    „Was gibt’s denn?“, erkundigte sich Einar, der sich über Hamars panisches Geschrei wunderte.
    „Gunnhild – ihr Kind kommt!“
    Besorgt blickte Einar seine Mutter an. Helsa, die Hebamme des Dorfs, ein selbstsüchtiges altes Weib, war vor drei Monaten gestorben und hatte ihre Geheimnisse mit sich genommen.
    „Olva, kannst du kommen?“, flehte Hamar.
    „Ich glaube zwar nicht, dass ich eine große Hilfe sein werde“, meinte Olva bekümmert, „doch ich werde kommen.“
    „Handelt es sich um das schwangere Mädchen?“, fragte die Sachsenfrau zu Einars Verblüffung. „Haben die Wehen eingesetzt?“
    Alle drehten sich zu ihr um, und Olva schaute sie fragend an. „Ja. Ihre Zeit ist gekommen.“
    „Dann werde ich helfen.“
    Einar machte ein zweifelndes Gesicht. „Was versteht eine hochgeborene Sachsenfrau schon von Niederkünften – ihre eigenen vielleicht ausgenommen?“, spottete er.
    Der sächsische Junge schnaubte ärgerlich. „Meradyce ist keine …“, begann er und schwieg dann sofort, als er die Miene des Wikingers sah.
    „Was ist sie nicht?“, verlangte Einar zu wissen. Ihm dämmerte etwas, denn zum ersten Mal fiel ihm jetzt auf, dass die Kinder keinerlei Ähnlichkeit mit der Frau aufwiesen, die ihr eigenes Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatte.
    Der Junge schaute in die Runde, und man sah ihm seine Angst an. „Nichts! Ich wollte gar nichts sagen!“
    Einar sah, wie die Sachsenfrau auf den Knaben zutrat und ihn sanft, liebevoll und beruhigend anlächelte.
    „Entschuldige bitte, Meradyce“, flüsterte der Junge.
    „Schon gut“, sagte sie leise und legte ihm den Arm um die Schultern.
    „Was ist sie nicht?“, wiederholte Einar.
    „Ich bin nicht seine Mutter“, antwortete sie und blickte ihm direkt ins Gesicht. „Ich bin eine Hebamme.“
    „Du bist die Gemahlin des sächsischen Thans. Du trägst doch das Kreuz!“
    Unwillkürlich fasste sie sich an die Kehle. „Das hatte Kendrics Gemahlin mir zur Aufbewahrung anvertraut. Sie selbst befand sich nicht im Dorf.“
    „Einar, was ist denn?“, drängte Hamar. „Kommt Olva nun oder nicht?“
    Einar überlegte, ob er der Sachsenfrau glauben sollte. War sie wirklich nur eine dörfliche Hebamme, oder war sie die Gemahlin eines sächsischen Herrn? Immerhin trug sie das bewusste Kreuz, und mit ihrer stolzen, aufrechten Haltung und ihrer edlen Schönheit sah sie tatsächlich aus wie die Gattin eines Thans. Möglicherweise log sie, weil das ein Teil ihres Fluchtplans war. Doch wohin wollte sie denn fliehen?
    Die liebe, sanfte Gunnhild, die angebetete Ehefrau seines Bruders, brauchte dringend Hilfe, und falls diese Sächsin tatsächlich eine Hebamme war …
    „Behalte die Kinder hier“, sagte er entschlossen zu seiner Mutter. Anschließend berichtete er Hamar rasch, worum es sich handelte, und ergriff dann die schlanke Hand der Sachsenfrau.
    „Komm!“
    Während sie durch die Siedlung eilten, fragte sie Einar aus.
    „Wo ist die Frau, die hier gewöhnlich in solchen Fällen hilft?“, wollte sie wissen.
    „Tot.“
    „Besaß sie irgendwelche Arzneien? Darf ich sie mir einmal anschauen?“
    „Ja. Niemand hat seit ihrem Tod ihr Haus betreten. Alle fürchteten sich vor ihr.“
    „Umso besser, dann wurde wenigstens nichts durcheinandergebracht. Frage ihn, ob seine Gemahlin blutet.“
    Das tat Einar. Der kühle, gelassene Ton der Frau verwunderte ihn. Wäre sie ein Mann, dachte er, dann würde ich sie mir als meinen Verbündeten wünschen.
    „Frage ihn, ob das Fruchtwasser schon ausgetreten ist.“
    Wieder gehorchte Einar. „Noch nicht, sagt Hamar“, antwortete er dann.
    „Und die Wehen? Treten sie noch in größeren Abständen auf?“
    Sie erreichten ein kleines Holzgebäude, das sich außerhalb des Siedlungswalls im Wald direkt am Fluss befand.
    „Was ist dies für ein Haus?“
    „Das Badehaus. Hier bringen unsere Frauen ihre Kinder zur Welt.“
    Meradyce schwieg. Sie wollte Hamar folgen, der sich bücken musste, um durch den niedrigen Eingang in das kleine Holzhaus zu treten, doch als sie merkte, dass Einar zurückblieb, zögerte sie. „Ich werde deine Hilfe brauchen“, erklärte sie.
    „Wobei?“
    „Ich muss mit ihr sprechen, ihr Fragen stellen.“
    „Na schön“, sagte Einar wenig begeistert und folgte ihr ins Badehaus.
    Hamar hatte die Steine erhitzt, bis der Raum einem Backofen gleichkam, und jetzt kniete er sich neben
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