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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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aufgesteckt war, riss an ihrer Kopfhaut.
    Aber ihr Vater beachtete sie gar nicht. „Sie scheinen unter dem Eindruck zu stehen, dass ich mir etwas aus den Bälgern mache, die ich mit diesem bleichen Ding gezeugt habe, das ich als meine Braut ausgeben musste. Da täuschen Sie sich jedoch.“
    Das „bleiche Ding“ war Margarets Mutter gewesen – lieb und sanft, warm und liebevoll. Man hatte sie vor kaum sechs Monaten unter die Erde gebracht. Margaret blickte starr geradeaus, die Hände verkrampft.
    „Und wenn Sie mich jetzt genug beschimpft haben, möchte ich Sie bitten zu gehen. Sie langweilen mich.“ Ihr Vater lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen.
    Turner starrte ihn noch ein paar Augenblicke mit zusammengebissenen Zähnen an. Schließlich verließ er nach einem letzten Blick auf Margaret den Raum. Sie schloss die Tür hinter ihm und drehte sich zu ihrem Vater um. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, als schliefe er. Das bezweifelte sie jedoch. Unschlüssig beobachtete sie, wie sich sein Brustkorb beim Atmen pfeifend hob und senkte; sie wusste nicht, was sie glauben sollte.
    Was, in aller Welt, hatte Mr Turner mit seinen Worten gemeint? Dies war offenbar nicht das erste Mal gewesen, dass die beiden miteinander geredet hatten. Hinter der ganzen Angelegenheit steckte mehr als eine für ungültig erklärte Ehe und ein gierig nach dem Titel greifender Verwandter, aber Margaret hatte keine Ahnung, worum es dabei gehen mochte. Wichtiger noch hatte ihr Vater die unfreundlichen Worte nur zum Schein geäußert, damit Mr Turner glaubte, dass er sich nichts aus seinen Kindern machte, um sie vor seiner Rache zu schützen? Oder hatte er schlicht gesagt, was er dachte?
    Als spürte er ihre Fragen, schlug ihr Vater die Augen auf. Anscheinend sah er ihr an, wie verletzt sie war, denn er stieß angewidert die Luft aus. „Ach, Himmel noch mal, Anna. Du bist schon ein Mädchen und unehelich geboren. Wenn du jetzt noch anfängst zu heulen, bist du dreifach nutzlos.“
    Doch Margaret hatte keine Tränen mehr. Sie hatte sie schon vor Monaten vergossen, auch wenn es nichts geholfen hatte. Nun legte sich Schamesröte über ihre Haut wie ein brennendes Netz. Während der letzten Monate war ihr alles genommen worden: ihr Name, als herauskam, dass Lady Anna Margaret Dalrymple ein Bastard war. Ihre Mitgift, als das Gericht entschied, dass sie als uneheliches Kind keinerlei Anspruch auf das Erbe ihrer Mutter hatte.
    Margaret atmete tief durch. Man hatte ihr alles weggenommen. Geblieben war ihr nur ihr wahres Selbst. Es ruhte tief in ihr wie ein stachliger kleiner Ball.
    „Möchtest du einen Schluck Gerstenwasser?“, fragte sie unbewegt.
    Vielleicht legte ihr Vater ihr diese ruhige Frage als Schwäche aus, denn er verzog verächtlich die Lippen. Er verstand es nicht. Sie musste all ihre Kraft zusammennehmen, um nicht auf dem Absatz kehrtzumachen und aus dem Raum zu laufen. Denn in einem hatte Mr Turner recht gehabt: Es war selbstsüchtig von ihrem Vater gewesen – absolut und unglaublich selbstsüchtig –, ihre Mutter anzulügen, so zu tun, als heiratete er sie, und Kinder mit ihr zu zeugen, von denen er wusste, dass sie ihn nicht beerben konnten.
    „Nicht schon wieder das lauwarme Gesöff“, warnte er sie.
    Das Gerstenwasser war lauwarm, aber sie hatte nicht die Absicht, jemanden ins Eishaus zu schicken. In ihrer gegenwärtigen Verkleidung als einfache Pflegerin hätte sie am Ende noch selbst dorthin gehen müssen. Sie goss das Wasser ein, wie es war, ein winziger Akt des Aufbegehrens, ein Beweis, dass sie tief im Innersten immer noch Lady Anna Margaret war. Sie war keine namenlose Dienerin in einem großen Haus, die man nach Belieben herumkommandieren konnte.
    Sie beugte sich über den Duke of Parford und hielt ihm das Glas an die Lippen.
    „Pfui Teufel“, protestierte er, worauf ihm das Wasser am Kinn hinuntertropfte.
    Aber er trank, und sie tupfte ihm das Rinnsal mit einem Taschentuch vom Kinn.
    Ein argloser Künstler hätte dieses Tableau möglicherweise mit Vater und Tochter tituliert. Vielleicht hätte er die feine Struktur des Taschentuchs einfangen können, mit dem sie ihrem Vater das Gesicht abtupfte, die Hand, die sie ihm tröstend auf die Schulter gelegt hatte. Gut möglich, dass er jedes Detail wahrgenommen und auf seinem Bild als Gesten der Liebe interpretiert hätte.
    Doch das waren sie nicht, nicht mehr. Margaret hatte ihren Vater einmal geliebt. Vielleicht liebte sie ihn noch. Aber derzeit
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