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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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draußen gekommen waren und ihn mit großen Augen anstarrten.
    Im Laufe der letzten paar Monate hatte er sich daran gewöhnt, angestarrt zu werden.
    Hinter ihm kam das Pferd seines Bruders stampfend zum Stehen. Von oben blickten sie hinab auf Parford Manor, ein eindrucksvolles vierstöckiges, fünfflügeliges Gebäude, dessen Fenster im Sonnenlicht glitzerten. Zweifellos hatte jemand einen Dienstboten beauftragt, nach Ash Ausschau zu halten. In ein paar Augenblicken würde das Personal auf die Vordertreppe treten und sich in Positur stellen, um den Mann zu empfangen, der ihr neuer Dienstherr werden sollte.
    Den Mann, der eine Herzogswürde geraubt hatte.
    Ein Lächeln huschte über Ashs Gesicht. Wenn er das Erbe erst einmal angetreten hatte, würde ihn niemand mehr aufhalten können.
    „Du brauchst das nicht zu tun“, drang es von hinten an sein Ohr.
    Niemand könnte ihn mehr aufhalten, außer seinem kleinen Bruder, um genau zu sein.
    Ash drehte sich im Sattel um. Mark hatte das Gesicht nach vorn gewandt, zu dem Herrenhaus unter ihnen. Er wirkte versonnen. Diese abgeklärte Konzentration ließ ihn uralt wirken, als fehlte nur noch der Bart eines Dorfältesten, um seine unerklärliche Weisheit zu unterstreichen, und gleichzeitig sah er unglaublich jung aus.
    „Es ist einfach nicht richtig.“ Marks Stimme war bei dem Wind, der an Ashs Kragen zerrte, kaum zu hören.
    Mark war sieben Jahre jünger als Ash, womit er in den Augen der Mehrheit als erwachsen galt. Aber trotz aller Erfahrungen, die er schon gemacht hatte, war es Mark irgendwie gelungen, sich einen Anschein beinahe schmerzlicher Reinheit zu bewahren. Er war Ashs Gegenteil – blond, während Ash dunkles Haar hatte, schlank, wohingegen Ash von jahrelanger harter Arbeit breite Schultern bekommen hatte. Vor allem aber wirkte Mark von Grund auf unschuldig, während Ash sich abgestumpft und verbraucht vorkam. Vielleicht war das auch der Grund, warum er als der Ältere in diesem siegreichen Augenblick seine moralischen Beweggründe nicht näher unter die Lupe nehmen wollte.
    Ash schüttelte den Kopf. „Du hast mich gebeten, dir für die letzten Sommerwochen ein Haus auf dem Land zu suchen, damit du Ruhe zum Arbeiten hast.“ Er breitete die Arme aus, die Handflächen nach oben. „Na bitte. Hier hast du es.“
    Unten im Tal begannen die Dienstboten sich zu sammeln und auf der breiten Eingangstreppe Stellung zu beziehen.
    Mark zuckte mit den Schultern, als ließe ihn dieser offensichtliche Wohlstand völlig kalt. „Ein Haus in Shepton Mallet hätte es auch getan.“
    Ashs Magen verkrampfte sich. „Du gehst nicht nach Shepton Mallet zurück. Nie wieder gehst du dorthin. Glaubst du etwa, ich würde dich am Market Cross einfach aus der Kutsche werfen und dich den ganzen Sommer dir selbst überlassen?“
    Da löste Mark endlich den Blick von dem Anwesen vor sich und sah Ash in die Augen. „Selbst du mit deinen hohen Anforderungen musst zugeben, dass das ein bisschen zu viel des Guten ist.“
    „Meinst du, ich würde keinen guten Herzog abgeben? Oder billigst du die Methode nicht, mit der ich mir eine Sommereinladung ins herzogliche Herrenhaus verschafft habe?“
    Mark schüttelte den Kopf. „Ich brauche das nicht. Wir brauchen es nicht.“
    Und darin lag Ashs Problem. Er wollte seinen Bruder für sämtliche Entbehrungen entschädigen, die dieser in der Kindheit erlitten hatte. Er wollte jede entgangene Mahlzeit mit einem zwölfgängigen Dinner ausgleichen, tausend Paar Handschuhe schenken für jeden Winter ohne Schuhe. Unter Einsatz seines Lebens hatte er ein Vermögen aufgebaut, nur um seine Brüder glücklich zu machen. Und dann erklärten die beiden, sie seien mit ein paar schlichten Annehmlichkeiten durchaus zufrieden.
    Schlichte Annehmlichkeiten würden Ashs Versagen nicht wiedergutmachen können. Daher hatte er es vielleicht ein wenig übertrieben, als Mark ihn endlich einmal um einen Gefallen gebeten hatte.
    „In Shepton Mallet wäre es ruhig gewesen“, sagte Mark beinahe sehnsüchtig.
    „Shepton Mallet ist so gut wie ausgestorben.“ Ash schnalzte seinem Pferd gerade in dem Augenblick, als der Wind sich legte. Das Geräusch, das als leiser Ansporn gedacht war, klang nun unangemessen laut. Das Pferd setzte sich Hügel abwärts Richtung Herrenhaus in Bewegung.
    Mark spornte seine Stute zum Trab an und folgte seinem Bruder.
    „Du hast die Sache nicht zu Ende gedacht“, erklärte Ash, über die Schulter gewandt. „Wenn Richard und Edmund Dalrymple
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