Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
Vom Netzwerk:
und sah dann zu seinem Bruder. „Schließlich liebe ich die Herausforderung.“
    Von ihrem Standort oben auf der kalten Steintreppe konnte Anna Margaret Dalrymple nur wenig von den beiden Herren erkennen, die sich dem Haus hoch zu Ross näherten. Doch was sie sah, verhieß für ihre Zukunft nichts Gutes.
    Ash Turner war sowohl größer als auch jünger, als sie erwartet hatte. Margaret hatte eher mit einem übertrieben unmännlichen und peinlich prunkvollen Auftritt gerechnet, etwa dass er in einer juwelenbesetzten Kutsche mit Achtergespann vorfuhr, wie es seinem Ruf als Nabob entsprochen hätte. Der Mann, der ihr alles genommen hatte, hätte eine bucklige Gestalt mit Glatze und höhnisch grinsender Fratze sein müssen.
    Doch dieser Mann saß mit der Anmut und Lässigkeit eines geübten Reiters auf seinem Pferd, und weit und breit war kein einziger protziger Edelstein auszumachen.
    Verflixt.
    Als Mr Turner näher trabte, hielten die Dienstboten – es fiel ihr schwer, sie als ihr Gleichgestellte zu betrachten, nachdem sie so lange ihr gedient hatten – den Atem an. Kein Wunder. Dieser Mann hatte durch seine ruchlosen Machenschaften ihren Bruder verdrängt, den rechtmäßigen Erben. Wenn Richard bei seinem Versuch scheiterte, die Kinder des Duke of Parford durch das Parlament legitimieren zu lassen, würde Mr Turner hier der neue Herr sein. Und wenn ihr Vater starb, wäre Margaret ein heimatloser Bastard.
    Behände stieg der Eindringling vom Pferd und warf die Zügel einem Stallburschen zu, der herankam, um ihn zu begrüßen. Während er ein paar Worte mit dem Butler wechselte, spürte sie die Unruhe ringsum, die durch das allgemeine Füßescharren und unsichere Händereiben nur noch verstärkt wurde. Was für ein Mensch war er?
    Sein Blick umfasste sie alle, hart und streng. Einen Augenblick ruhte er auf Margaret. Natürlich bildete sie sich das nur ein – ein reicher Kaufmann, der hergekommen war, um sein Erbe zu inspizieren, würde sich kaum für eine Dienstbotin interessieren, die ein formloses graues Gewand trug und ihr Haar unter einem strengen Häubchen versteckt hatte. Doch es schien, als blickte er ihr direkt ins Herz, als könnte er jeden einzelnen Tag der letzten schmerzhaften Monate sehen. Es war, als könnte er den schwachen Widerhall der Dame erkennen, die sie einst gewesen war. Ihr Herz tat einen schweren Schlag.
    Sie hatte sich darauf verlassen, dass sie in dieser Verkleidung unsichtbar für ihn wäre.
    Doch dann ließ er seinen Blick weiterwandern, als wäre sie im breiten Strom seines Lebens nur ein kleiner Wirbel gewesen, und begutachtete den Rest der Dienstboten. Das Zimmermädchen neben ihr hielt den Atem an. Margaret wünschte sich, er würde endlich zum Ende kommen und dann etwas Ekelhaftes sagen, damit sie ihn alle hassen konnten.
    Doch er lächelte. Es wirkte ungezwungen, freundlich, und er strahlte eine solche Fröhlichkeit aus, dass Margaret sich nun gerade ärgerte. Gelassen streifte er die schwarzen Reithandschuhe ab und begann zu sprechen.
    „Dieses Haus“, sagte er mit ruhiger, tragender Stimme, „macht einen hervorragenden Eindruck. Man sieht gleich, dass das Personal zum Besten von England gehört.“
    Margaret beobachtete, wie die Wirkung dieser Worte wellengleich durch die versammelte Menge lief. Die Leute richteten sich gerader auf, entspannten sich. Hände wurden entkrampft. Jedermann beugte sich ein Stück in seine Richtung, als wäre zwischen düsteren Wolken die Sonne aufgeblitzt.
    Wieder einmal hatte er ihr etwas genommen, einfach so. Diesmal waren es das Vertrauen und die Unterstützung ihrer altgedienten Hausangestellten.
    Mr Turner schien diese Grausamkeit gar nicht bewusst zu sein.
    Er zog den Reitrock aus, offenbarte dabei breite, gerade Schultern – Schultern, die sich eigentlich unter der Last seiner eigenen Schurkerei hätten krümmen sollen. Schließlich wandte er sich wieder an den Butler. Er tat ganz so, als würde er sich nicht auf das Land der Parfords stehlen, als hätte er dem Gericht nicht erst vor wenigen Wochen das Recht abgerungen, hierher zu kommen und sich ein Bild von der, wie er es ausgedrückt hatte, wirtschaftlichen Verschwendung zu machen.
    Smith, der Verräter, schien sich in seiner Gegenwart schon recht wohlzufühlen.
    Margaret hatte angenommen, dass das Personal ihr gehörte. Nach all den Jahren, in denen sie mit ihrer Mutter das Haus geführt hatte, hatte sie geglaubt, sie seien in ihrer Loyalität nicht zu erschüttern.
    Doch Smith

Weitere Kostenlose Bücher