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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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verfügen, um sich das Recht herauszunehmen, ihn zu … zu besiegen? “
    Hinter ihr war es lange still. „Sind Sie Ihren Dienstherren gegenüber immer so redselig? Ich hätte eigentlich gedacht, dass die Dalrymples Ihnen das gleich von Anfang an ausgetrieben hätten. Und, nein, Miss Lowell, ich würde den verkommenen Nachwuchs Ihres Dienstherrn nicht als unschuldig bezeichnen.“
    Margaret schloss die Augen. Sie war also verkommen? Womit hatte sie es nur verdient, dass ein Mann, den sie an diesem Tag zum ersten Mal gesehen hatte, sie derart beleidigte. „Ich habe der Herzogin gedient, als sie krank war.“ Das stimmte; sie hatte beinahe alle wachen Stunden im Krankenzimmer ihrer Mutter verbracht. „In den letzten Jahren war sie nie sonderlich gesund gewesen, aber als Sie aller Welt erklärt hatten, ihr Ehemann sei ein Bigamist und sie selbst habe die letzten dreißig Jahre praktisch als eine Ehebrecherin gelebt, haben Sie sie zerstört. Sie hat jeden Lebenswillen verloren. Ein paar Monate später war sie tot. Sie jetzt so lässig über die Umstände reden zu hören, die letztlich zu ihrem Tod geführt haben, ist absolut widerlich.“
    Turner antwortete nicht, worauf sie sich zu ihm umdrehte. Er hatte die Lippen zusammengepresst und betrachtete sie ernst. Er sah aus, als hörte er ihr tatsächlich zu, als hätte sie etwas Wichtiges zu sagen. Vielleicht war das der Grund, warum sie fortfuhr.
    „Nicht Sie waren derjenige, der sie drängen musste, etwas zu essen. Sie haben nicht zusehen müssen, wie das Licht in ihren Augen schwächer wurde und dann erlosch. Ihr Männer seht nie, welche Folgen euer Handeln nach sich zieht. Für euch zählt nur, dass ihr am Ende den Titel und den Besitz einsackt. Das ist gewiss nicht ehrenhaft.“
    Wieder folgte eine längere Pause. „Sie haben völlig recht“, sagte er schließlich. „Es war nicht ehrenhaft. Es war Rache. Ich bezweifle, dass Sie die komplexen Familienverhältnisse verstehen. Aber zumindest lag es nicht in meiner Absicht, der Herzogin den Tod zu bringen. Parford hingegen …“ Er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich glaube nicht, dass Parford dasselbe von meiner Schwester sagen könnte, wenn Sie ihn zu dieser Sache befragen würden. Und was diese nichtsnutzigen Knaben angeht, die er seine Söhne nennt? Ehrlich gesagt, nach dem, was sie meinen Brüdern in Eton angetan haben, hätte ich ihnen noch viel Schlimmeres gewünscht.“
    „Richard und seine Freunde müssen aber schon ziemlich grässlich gewesen sein, wenn Sie damit den Verlust des Titels rechtfertigen.“
    „Richard? Sie nennen den ehemaligen Marquess of Winchester beim Vornamen?“
    Statt darauf zu antworten, öffnete Margaret entschlossen die Tür. „Seine Gnaden wartet.“
    Turner warf ihr einen letzten forschenden Blick zu. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, während er sie nachdenklich betrachtete. Ihm war doch bestimmt klar, was dieser kleine Versprecher zu bedeuten hatte. Aber er schüttelte nur den Kopf und ging ins Zimmer. Sie folgte ihm.
    Im Laufe der letzten Monate hatte Margaret zu verbergen gelernt, wie sehr sie der Anblick ihres Vaters entsetzte. Natürlich wusste sie, dass er krank war. Doch in den Intervallen zwischen den Besuchen – und wenn es nur eine Stunde war – vergaß sie immer wieder aufs Neue, wie dünn und gebrechlich er in seinem Bett lag. Das Bild, das sie von ihm hatte, war das eines gesunden, robusten Mannes, überlebensgroß und unergründlicher als der Himmel. Diese Erinnerung haftete in ihrem Gedächtnis und ließ sich von etwas so Trivialem wie dem Wandel der Zeit nicht vertreiben. In ihrem Herzen blieb er immer derselbe. Ihr Vater war größer als sie, stärker als sie, beängstigender als sie.
    Die Wirklichkeit war grausam gewesen. Er war zu einem bloßen Schatten seiner selbst geworden, der gleichwohl mit derselben Hartnäckigkeit am Leben festhielt, mit der er nun aufrecht im Bett saß. Eigentlich hätte er sich hinlegen sollen.
    „Parford“, sagte Turner. Er steckte die Hände in die Taschen und starrte den alten Mann finster an. All seine muntere Redseligkeit war verschwunden. Düster und still stand er da und blickte zum Bett. Diese starre Haltung wollte gar nicht zu seinem lockeren Verhalten passen, das er eben gegenüber einer vermeintlichen Dienstbotin gezeigt hatte.
    Träge hob ihr Vater den Kopf und sah ihn an. „Turner.“
    Der starrte ihn lange an, wandte sich dann ab und betrachtete ein Becken auf einem Tisch in der Nähe. Als ihn das nicht
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