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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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entschuldigte er sich. „Das wollte ich damit auch nicht andeuten." Er machte eine hilflose Geste und fügte zögernd hinzu: „Aber bei der ersten Unterredung, die ich mit Burgoigne hatte, brüstete er sich damit, wie vorzüglich du ihm das Lager gewärmt hättest. Ich weiß", sagte er hastig, als er den Abscheu in Meriels Miene sah, „freiwillig hättest du dich ihm nie hingegeben. Du könntest auch empfangen haben, weil er dich genötigt hat!"

    „Dazu ist es nicht gekommen", erwiderte Meriel und hatte jäh das Gefühl, sich setzen zu müssen. „Seine Gemahlin hat dem Unhold rechtzeitig Einhalt geboten", erklärte Meriel, während sie, die Röcke raffend, sich rasch auf der Wiese niederließ.
    „Gottlob!" murmelte Adrian erleichtert. „Ich bin Cecily de Chastain zu großem Dank verpflichtet. Meinetwegen hattest du viel zu erdulden, doch zumindest das ist dir erspart geblieben."
    „Nicht an allem trägst du die Schuld", entgegnete Meriel verständnisvoll.
    „Das mag sein", räumte er ein. „Burgoigne hätte dich jedoch nie nach Wenlock Castle verschleppt, wärest du nicht vor mir geflohen. Aber ich sehe ein, dass meine Äußerung sehr ungeschickt war. In der kurzen Zeit, die seit deiner Entführung vergangen ist, hättest du nicht merken können, ob Burgoigne dich geschwängert hat. Ich werde das Kind als meines anerkennen. Somit sind seine Erbrechte nicht gefährdet, wenn unsere Ehe aufgelöst ist. Wirst du ... es mir, falls es ein Knabe wird, zur Erziehung überlassen, wenn es alt genug ist?"
    „Selbstverständlich", willigte Meriel in gepresstem Ton ein. Die Demut, die aus Adrians Worten geklungen hatte, war ihr noch fremder als seine Unnahbarkeit oder Zärtlichkeit.
    Adrian wandte sich ab, starrte mit leerem Blick vor sich hin und sagte steif: „Als du mit dem Tode gerungen hast, schwor ich, dir stets jeden Wunsch zu erfüllen. Stell deine Forderungen, damit wir miteinander ins reine kommen."
    „Ich möchte wissen, wer du wirklich bist", antwortete Meriel weich. „In Wenlock Castle ist mir eingefallen, was in der Zeit zwischen meinem Unfall und der Wiedererlangung des Gedächtnisses hier, an dieser Stelle, geschah."
    Adrian straffte sich und fragte rau, ohne sich zu Meriel umzudrehen: „Und an was hast du dich erinnert?"
    „An meine Genesung, deine Minne und . .. deine Liebe. Aber mir ist, als hätte nicht ich das erlebt, sondern eine andere, eine Fremde. loh weiß, dass ich auch dich liebte, doch selbst das erscheint mir irgendwie unwirklich. Ich fühle mich gespalten, und du bist es auch. Damals, nach meiner Vermählung, warst du nicht der Mann, der mich vorher ge fangenhielt oder der später Burgoigne getötet hat. Du warst so sanftmütig, so gütig und verständnisvoll. Ich hätte nie gedacht, dass es solch selbstlose Liebe gibt."
    Adrian drehte sich um und sah, dass seine Gemahlin aufstand, unschlüssig hin und her ging und an einem der aufragenden Schrafte stehenblieb.
    Die Stirn gegen den Stein lehnend, atmete Meriel tief durch, straffte sich und fuhr, den Gatten anschauend, eindringlich fort: „Wer bist du? Eine Versuchung Satans, ge schickt, um mich zu quälen, oder die Verkörperung des Guten, das mich mit seiner Liebe umfing und meine erblühen machte?"
    „Weder das eine noch das andere", widersprach Adrian bedrückt. „Ich bin ein Mensch, wohl eher Teufel denn Engel. Mein Leben lang habe ich diesen Zwiespalt empfunden, fühlte mich getrieben, die dunkle Seite meines Wesens zu bezwingen. Dann bist du mir begegnet, Meriel, und ich liebte dich vom ersten Augenblick an. Nicht nur, weil ich dich schön finde.
    Nein, du hast in meiner Seele etwas zum Klingen gebracht, das verschüttet war und sich nach dem Licht sehnte. Ich glaube, es ist dir gelungen, weil du ganz du selbst bist, so frei und ungezwungen, wie ein Falke. Abt Honorius hat mir einmal erklärt, wir würden oft das zerstören, was wir am meisten schätzen, und er hatte recht. Narr, der ich war, habe ich versucht, dich einzuengen, an mich zu binden, und nicht begriffen, dass ich deine Eigenständigkeit unterjochen wollte. Erst als du meinetwegen fast ge storben bist, habe ich das erkannt. Diesen Machtkampf hast jedoch du ge wonnen. Dein Wille ist zu stark, um ihn zu brechen. Ich werde dich nicht halten, nicht durch Gewalt oder die Maßgabe des Gesetzes. Ziehe also in Frieden, meine geliebte Meriel."
    So ehrlich hatte Adrian sein Innerstes noch nie offenbart, und ihr wurden die Augen feucht.
    Nun hatte sie die Gewissheit, wo
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