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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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Burgoigne, in seinem Blute liegend, und ihr Gemahl, der dem Wehrlosen den Todesstoß versetzte, dieser Mann, der auch sie einst eingeschüchtert, aber dennoch zärtlich geliebt hatte. Wie sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht, die gegensätzlichen Seiten seines Wesens zu begreifen.
    Die Besessenheit, die ihn getrieben hatte, schien verflogen zu sein. In Wenlock Castle hatte er keinen Versuch unternommen, sie zurückzuhalten, sie nur wie einen unerwünschten Gast angesehen, der endlich abreiste. Meriel war ihm nicht gram gewesen, im Gegenteil. Hätte Alan nicht eingewilligt, den Ort des Grauens unverzüglich zu verlassen, wäre sie wahrscheinlich zusammengebrochen. Dann jedoch, nachdem sie zu dem entsetzlichen Ereignis Abstand gewonnen hatte, wurde ihr klar, dass die überstürzte Flucht ein Fehler gewesen war. Adrian of Warfield war ihr Gatte, im Guten wie im Bösen, und der Vater des Kindes, das sie unter dem Herzen trug. Sie musste ihn davon in Kenntnis setzen, dass ihm ein Erbe geboren werden würde, doch was danach geschah, blieb offen. Sie wusste nicht einmal, was sie sich wünschte.
    Die Tür wurde geöffnet, und mit ernster Miene betrat Alan das Gemach.
    „Gibt es Ärger?" erkundigte Meriel sich besorgt.
    „Nun, das gerade nicht", antwortete er stirnrunzelnd. „Soeben ist ein berittener Kurier eingetroffen, der mir eine Botschaft deines Gatten überbrachte."
    Unversehens hatte Meriel das Gefühl, es könne sich nicht um eine gute Nachricht handeln.
    „Und was hat Adrian dir mitzuteilen?" fragte sie und legte den Stickrahmen beiseite.
    „Nun, im Wesentlichen läuft es darauf hinaus, dass eure Ehe getrennt werden kann, da du an Gedächtnisverlust gelitten und deine Einwilligung nicht unter normalen Umständen gegeben hast. Adrian wird alle notwendigen Schritte in die Wege leiten. Ich nehme an", fügte Alan mit boshaftem Lächeln hinzu, „es wird ihn viel kosten, den Erzbischof von Canterbury zu bestechen. Im übrigen willigt er ein, deine Zukunft abzusichern. Solltest du dich wieder vermählen, setzt er dir eine Mitgift aus, die aus mehreren Gutshöfen besteht. Zudem schickt er dir dein Eigentum, die Roben, den gesamten Schmuck, deinen Falken und eine Katze, die dich angeblich sehr vermisst. Ich muss sagen, er ist wirklich großzügig!"
    Sogar an Galam hatte Adrian gedacht! Das bedeutete, dass der Bruch vollzogen war.
    Unvermittelt fühlte Meriel Übelkeit, krümmte sich und bekämpfte den Drang, sich übergeben zu müssen.
    Alan hockte sich neben sie, legte ihr den Arm um die Schultern und fragte erschrocken:
    „Möchtest du einen Trunk Wasser?"
    „Ja, bitte", murmelte sie verstört.
    Er stand auf, ging zu einer Truhe, auf der ein Krug stand, und kam gleich darauf mit dem irdenen Gefäß zurück.
    Gierig leerte Meriel den Becher, reichte ihn dem Bruder und lehnte sich matt zurück.
    „Ich glaube, wir sollten ein offenes Wort miteinander reden", sagte Alan bedächtig. „Bist du guter Hoffnung?"
    „Ja."

    „Dann wird dein Gemahl es erfahren müssen."
    „Selbstverständlich."
    „Ich vermute, dass er unter diesen Umständen die Ehe nicht mehr annullieren lassen wird", bemerkte Alan und rieb sich das Kinn. „Möchtest du es?"
    Das war die Frage, die zu beantworten Meriel so schwerfiel. Sie beugte sich vor, stützte die Arme auf die Knie und barg das Gesicht zwischen den Händen. „Ich weiß es nicht!" flüsterte sie kläglich. „Bis jetzt habe ich dich nicht ins Vertrauen gezogen. In der letzten Zeit ist mir jedoch vieles eingefallen, was zwischen meinem ... meinem Unfall und der Wiedererlangung des Erinnerungsvermögens geschah. Alan, damals habe ich Adrian geliebt. Er war so gütig, so zärtlich und aufmerksam."
    „Liebst du ihn noch?"
    „Wenn ich das wüsste! Ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er Burgoigne erschlug! Es war nicht nötig, den Hilflosen zu erstechen. Dieses grauenvolle Bild steht zwischen mir und Adrian. Wie könnte ich mit einem Mann leben, der solcher Grausamkeit fähig ist?"
    „Ja, das verstehe ich", erwiderte Alan de Vere langsam. „Aber auch ich bin ein Kämpe und weiß, welcher Rausch jemanden überkommen kann, der um sein Leben kämpft. In solchen Augenblicken ist man zu allem fähig, zur Großmut ebenso wie zu unnachgiebiger Härte.
    Vergiss nicht, Ad rian wurde von Burgoigne herausgefordert, auf die niederträchtigste, gemeinste Weise. Wäre meine Familie ausge löscht und meine Gemahlin entführt worden, hätte ich mich gewiss nicht anders verhalten,
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