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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
Autoren: kram
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die Wurzel seines Verhaltens lag. Aus Liebe hatte er sie in Warfield Castle festgesetzt, und aus Liebe gab er sie nun frei, durchtrennte die Fesseln, die sie an ihn banden, wie bei einem Falken, den er mit dem Winde werfen wollte. Nichts hielt sie mehr, nur die Liebe, das stärkste aller Bande.
    Obgleich sie sich vorgenommen hatte, sich ihm niemals zu ergeben, brach sie dieses Gelöbnis leichten Herzens, ging zu ihrem Gatten und blieb vor ihm stehen. „Als ich herkam", sagte sie bewegt, „wusste ich nicht genau, was ich von dir wollte. Doch nun ist jeder Zweifel erloschen." Sie legte Adrian die Hände um das Gesicht, zog seinen Kopf zu sich herab und küsste ihn. „Gott ist mein Zeuge", flüsterte sie dann unter Träne n, „dass ich dich liebe. Ich weiß nicht, wie ich es je vergessen konnte. Vielleicht habe ich geahnt, dass ich nie wieder frei sein würde, wenn ich dir meine Liebe bekenne."
    Stürmisch drückte Adrian seine Gemahlin an sich und erwiderte ergriffen: „Es ist unwichtig, dass du es vergessen hattest. Jetzt zählt nur, dass du dich erinnerst. Ich glaubte, dich für immer verloren zu haben und fürchtete, auf Erden nie wieder glücklich zu sein."
    „Gottes Wege sind wunderbar", sagte Meriel ruhig. „Als ich vor den Ewigen Gelübden stand und unschlüssig war, ob ich den Schleier nehmen sollte oder nicht, habe ich Rat und Hilfe im Gebet gesucht. Ich sah mich am Scheidewege. Der eine, schmale und lichte Pfad führte geradewegs ins Klo
    ster, der andere, geheimnisvoll und verschlungen, in dunk le
    Ungewissheit. Doch der erste war mir versperrt. Ein Erzengel mit flammendem Schwert verwehrte mir den Zugang. Er war dein Ebenbild", fügte Meriel lächelnd hinzu und schob die Finger in Adrians schimmernd helle Locken. „Ich glaube, wir sind füreinander bestimmt, mein Geliebter. Doch das habe ich erst begriffen, als du mir die Freiheit gabst, mich selbst zu entscheiden."
    „Warum hast du mich beschwindelt, als ich dich hier auf der Lichtung nach deiner Herkunft befragte?"
    „Aus heutiger Sicht erscheint es mir töricht", antwortete Meriel kopfschüttelnd. „Damals fürchtete ich jedoch, Avonleigh zu gefährden. Ich hatte die schlimmsten Dinge über den Earl of Shropshire vernommen, und du sahst wirklich furchterregend aus."
    „Das ist genau der Grund, den Richard vermutet hatte. Ich werde trachten müssen, einen leutseligeren Eindruck zu erwecken", erwiderte Adrian schmunzelnd und sagte dann ernster:
    „Ich war voll des Glücks, als wir vermählt wurden, lebte jedoch stets in der Angst, was geschehen würde, wenn du dich des Vergangenen erinnertest. Erst jetzt weiß ich, dass wir wahrlich Mann und Frau sind."
    „Es tut mir leid um all die verlorene Zeit", flüsterte Meriel reumütig, „und um den Kummer, den ich dir bereitet habe."
    „Du musst dich nicht entschuldigen, Liebste. So elend, wie ich mich in der letzten Zeit gefühlt habe, meine ich, dass ich für meine Sünden hinreichend gebüßt habe." Adrian ergriff Meriels Hand und drückte zärtliche Küsse auf die Fingerspitzen.
    Ein wohliges Gefühl durchströmte Meriel, ein Prickeln, köstlich und erregend. „Wie gut, dass du nicht ins Kloster gegangen bist!" sagte sie und lächelte schelmisch.
    „Abt Honorius hatte recht", stimmte Adrian zu. „Ich bin nicht zum Mönch bestimmt. Ich könnte mir keine schönere Berufung denken, als dich zu lieben!" Er schmiegte Meriel an sich und gab ihr einen leidenschaftlichen, inbrünstigen Kuss. Sacht strich er ihr dann über den Leib und sagte verwundert: „Du bist so schlank! Es erscheint unvorstellbar, dass du guter Hoffnung bist."
    „Du wirst merken, dass es stimmt", entgegnete Meriel verschmitzt, „wenn ich morgen früh etwas bleich um die Nase bin!"
    - ENDE

    VERZEICHNIS DER MITTELHOCHDEUTSCHEN AUSDRÜCKE
    Angevinen: die Einwohner des Anjou; seit dem 12. Jahrh.
    angevinisch: die Bezeichnung für die aus dem Hause Anjou entstandenen Herrscherdynastien in England, Jerusalem, Sizilien und Neapel
    Bliaut: höfisches Obergewand aus kostbarem Stoff, über Cotte/Tunika getragen, gefüttert und mit langen Ärmeln
    Chevalier: Ritter
    Cotte : kleidähnlicher Oberrock für beide Geschlechter
    Dingwart : Richter
    Gambesson: über der Rüstung getragener, flachsgepolsterter Tuchrock mit heraldischem Zeichen
    Gereit : vollständige Rüstung mit Sattel und Zaum; Reitzeug von Pferd und Mann
    Handlehen: Lehen ohne Erbrecht
    Kämmerer: Schatzmeister im Schatzamt, auch Finanzverwalter des Haushaltes
    Kapetinger:
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