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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36
Autoren: S Westleigh
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nicht von seiner Seite, als er die fensterlose Kammer betrat.
    Odd Harry lag inmitten einer Blutlache auf dem Bauch.
    Maidstone und James Benjamin standen wie versteinert daneben, sprachlos angesichts des schrecklichen Anblickes, der sich ihnen bot. In Harrys Rücken steckte ein Messer, von dem nur noch der hölzerne Griff zu sehen war. Harrys Hemd, von Messerstichen durchlöchert und mit Blut getränkt, hing in Fetzen an seinem geschundenen Leib. Der Leichengeruch erfüllte den kleinen Raum. Catherine hielt sich ihr Taschentuch vor Mund und Nase.
    Vorsichtig trat Maidstone näher, um nicht in das Blut zu treten, beugte sich über den Toten und zog behutsam das Messer heraus. Dann betrachtete er es genauestens. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Genauso geschärft wie das Messer, das er Lady Caldbeck geschickt hat. Und wie es aussieht, hat er getobt vor Wut. Hat blind vor Zorn auf den armen Kerl eingestochen.“ Er gab James Benjamin einen Schubs. „Such weiter, Junge, sieh nach, ob du noch etwas finden kannst.“
    Alle vier durchsuchten die Kammer, aber es waren keine weiteren Messer oder andere Waffen zu finden, obwohl es überall Anzeichen gab, dass der Raum bewohnt gewesen war. Auf einem unbeholfen zusammengezimmerten Tisch standen Lebensmittel und Geschirr, und ein zerknittertes Laken lag auf dem Schlafplatz in der Ecke. Ein Häufchen Asche fand sich in der Feuerstelle.
    Maidstone kniete nieder und legte seine Hand darauf. „Sogar noch etwas warm. Das Blut ist ja auch noch nicht getrocknet. Er hat es letzte Nacht getan – oder wohl eher heute Morgen, nachdem wir die Suche aufgegeben hatten.“
    Traurig schüttelte Catherine den Kopf. „Der unglückliche Mann. Du hast sicher recht, Charles. Er ist dazu gezwungen worden.“
    Charles kniete neben dem Leichnam, achtete aber sorgfältig darauf, seine graue Kleidung nicht mit dem Blut zu beflecken. „Anscheinend war es Harrys Aufgabe, uns abzulenken. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Mörder Angst hatte, Harry würde schließlich doch versuchen, jemand davon zu erzählen. Vermutlich hat er gar nicht gewusst, dass er Beihilfe zu einem Verbrechen leistete, bis er sah, dass Lady Caldbeck entführt werden sollte.“
    „Jawohl, so könnte es gewesen sein. Wahrscheinlich hat er die Pakete abgegeben, ohne überhaupt zu ahnen, was darin war. Aber dann wollte der Mörder mehr, wollte wissen, wie man hineinkommt.“ Maidstone richtete sich auf und wischte sich den Staub von den Händen. „Und er hat es herausgefunden.“

20. KAPITEL
    C harles war dem Himmel dankbar für die zwei folgenden Tage, an denen alles ruhig blieb. Er ließ die Öffnungen zu allen Geheimgängen zumauern und hielt sich fast ständig in Catherines Hörweite auf. James Benjamin wachte im Hintergrund, und Maidstone verließ sein Quartier im Dorf und bekam ein Zimmer auf Wulfdale zugewiesen. Dennoch war Charles angespannt und gereizt.
    Catherines Durchhaltevermögen versetzte ihn in Erstaunen. Sie war strikt dagegen, sich zu schonen, und widmete sich ihren täglichen Aufgaben mit eiserner Entschlossenheit. Zudem bestand sie darauf, von ihm durch das Labyrinth von Räumen geführt zu werden, das sich gegenüber ihren Zimmern auf der anderen Seite des Flures befand. Sie begründete ihren Entschluss damit, dass sie keine Lust habe, sich jemals wieder in ihrem eigenen Zuhause zu verlaufen.
    Manchmal jedoch, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, bemerkte Charles, wie ein ängstlicher Ausdruck über ihr Gesicht huschte. Und einmal bemerkte er, wie sie am Fenster stand, den Blick starr ins Leere gerichtet und eine Hand auf den Leib gelegt.
    Bei all ihren Planungen für das Wohlergehen ihres Kindes hatten sie niemals mit solchen Gefahren gerechnet. Ungeachtet der Versicherungen Dr. Daltons, machte sich Charles Sorgen um seine Frau und sein Kind, haderte mit sich und dem Schicksal, dass er sie nicht vor diesem Martyrium schützen konnte.
    Für den Nachmittag war die amtliche Untersuchung von Harrys Tod angesetzt. Sowohl Charles als auch Maidstone waren verpflichtet, daran teilzunehmen und als Zeugen auszusagen. Dann musste er Catherine allein lassen, und das beunruhigte ihn aufs Äußerste. Obwohl alle erdenklichen Vorkehrungen für Catherines Sicherheit während seiner Abwesenheit getroffen worden waren, erschienen sie ihm unzulänglich.
    Er hatte immer noch ein ungutes Gefühl, obwohl das jeder Vernunft widersprach. Von seiner Dienerschaft umgeben und unter James Benjamins wachsamen Blicken
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