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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36
Autoren: S Westleigh
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neben sich. Ihre eigene Waffe lag auf ihrem Nähtischchen, eine fortwährende Mahnung, in welcher Gefahr sie schwebte.
    Hardraw beschäftigte sich in Catherines Ankleidezimmer, nur ein paar Schritte entfernt, und vor der Tür war eine ganze Truppe von Lakaien damit beschäftigt, alles auf Hochglanz zu bringen, das sich auch nur entfernt dazu eignete, geputzt zu werden. Catherine seufzte. Mangelnde Gründlichkeit konnte ihrem Mann niemand vorwerfen. Wenn er doch nur schon wieder zurück wäre.
    Im Laufe des Nachmittags hatten sie und James Benjamin jedes nur denkbare Gesprächsthema erschöpfend behandelt – zuerst natürlich Pferde, dann das Wetter, Essensgewohnheiten sowie Sitten und Gebräuche in Yorkshire. Der lebhafte Reitknecht schaffte es sogar, sie mit seinen Schilderungen zum Lachen zu bringen, aber spät am Nachmittag kam die Sprache unweigerlich auf die schreckliche Angelegenheit, weswegen sie in diesem Zimmer saßen.
    „James Benjamin, du hast doch dein ganzes Leben hier verbracht. Hast du denn keine Vermutung, wer diese schrecklichen Verbrechen auf dem Gewissen haben könnte?“
    Ihr Leibwächter zuckte die Schultern. „Nein, Mylady. Ich kann mir nicht vorstellen, wie überhaupt irgendjemand so etwas tun kann, geschweige denn jemand, den ich kenne.“
    „Hast du die Opfer gekannt?“
    „Aber sicher. Mrs Ribble war immer gut zu mir und eine wunderbare Köchin. Sie hat mir hin und wieder einen Leckerbissen zugesteckt. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, dass … Nun, ich möchte nichts Unfreundliches sagen. Es war ihr Auge, sie wissen ja.“
    „Ja. Das ist mir auch aufgefallen. Dadurch war es zu Anfang etwas schwierig, den Gesprächsfaden nicht zu verlieren.“
    „Genauso war es – und bei der anderen war es so ähnlich – Mrs Askrigg.“
    „Tatsächlich? War ihr Auge auch …?“
    „Nein, Mylady. Nicht ihr Auge. Das war in Ordnung. Sie hatte ein großes dunkelrotes Mal im Gesicht, und ich wollte nicht darauf starren.“
    „Nein, natürlich nicht. Also ein Muttermal, jemand hat gemeint, wie ein Portweinfleck.“
    „Ja, so haben sie es genannt.“
    „Schon merkwürdig, dass beide solche ungewöhnlichen Merkmale hatten, und die Tochter der Mukers …“
    „Sie war mehr als seltsam, Mylady.“
    „Armes Ding.“ Catherine blickte eine Weile versonnen vor sich hin, denn dieses Gespräch hatte sie auf einen Gedanken gebracht. „Ich frage mich … Könnte es sein, dass er sie deshalb ausgewählt hat? Der Mörder, meine ich. Weil sie gezeichnet waren?“
    „Wie kann man das wissen, Mylady? Es ist seltsam, aber Sie haben doch nichts Eigenartiges an sich, Mylady, und trotzdem hat er’s auf Sie abgesehen.“
    Catherine schauerte. „Sag das nicht! Vielleicht habe ich in seinen Augen einen Fehler. Mein Haar oder …“
    James Benjamin fand dies wenig überzeugend. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    Catherine jedoch ließ der Gedanke nicht mehr los. „Nun sehen wir zunächst einmal von mir ab. All die anderen Opfer waren irgendwie unvollkommen – und ich bin ganz gewiss auch nicht vollkommen, wenn man’s genau nimmt. Wen kennst du sonst noch, den er deshalb ins Visier nehmen könnte?“
    Nachdenklich runzelte James Benjamin die Stirn. „Ich weiß nicht, Mylady – außer, er sieht das Mädchen, das sie von Skipton mitgebracht haben, die mit den krummen Beinen.“
    „Laurie!“ Die Erkenntnis traf Catherine wie ein Schock. „Mein Gott! Warum habe ich nicht eher daran gedacht?“ Catherine sprang auf. „Sie ist in Gefahr. Wir müssen …“
    Ehe sie den Satz vollenden konnte, erscholl das nun schon bekannte, durch Mark und Bein gehende grässliche Geheul. „Nein! Nein, nicht schon wieder!“ Entsetzt hielt Catherine sich die Ohren zu, konnte aber nicht verhindern, dass ein weiteres Aufheulen sie vollends zur Verzweiflung trieb. Nein! Bitte nicht. Es würde wieder geschehen. Jedes Mal, wenn dieses höllische Gebell erklang, starb ein Mensch … „Er ist es! James Benjamin, wir müssen etwas tun. Auf der Stelle!“
    „Nein, Mylady.“ Der Stallbursche war sofort auf den Beinen und packte seine Pistole. „Hier ist doch niemand.“
    „Aber es ist immer das Gleiche! Ich höre das Geschrei, und am nächsten Tag wird jemand getötet. Wir können nicht tatenlos hier sitzen!“
    „Nein. Wenn ich Sie aus diesem Zimmer herauslasse, wird Seine Lordschaft mich umbringen.“
    „Unsinn!“ Catherine zweifelte nicht daran, dass ihr Mann sehr ungehalten sein würde, doch sie war wie
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