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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder
Autoren: Rebecca Gablé
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berichtete Athelstan trocken. »Sie residiert in der Halle und scheucht das Gesinde herum. Nur zu ihren Kindern ist sie liebevoll, das muss man ihr lassen.«
    »Immerhin.«
    »Sie lässt ausrichten, sie habe nicht den Wunsch, dich zu sehen.«
    Alan lächelte flüchtig. »Das trifft sich gut.« Er überlegte einen Moment, dann entschied er: »Athelstan, du bleibst bis auf Weiteres mit den Wachen und den Männern von Blackmore hier. Ich möchte, dass ihr Susanna und ihre Kinder beschützt, bis wieder Ruhe im Land herrscht. Baut ihr eine ordentliche Halle, und dann reißt diese Burg ab.«
    »Was?«, fragte Ælfric entsetzt. »Aber es ist eine hervorragende Anlage …«
    »Sie wurde ohne Erlaubnis der Krone errichtet, und darum wird sie wieder abgerissen«, erklärte Alan, und sie hörten, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm darüber zu streiten. »Es wird höchste Zeit, dass geltendes Recht wieder befolgt wird, und dort, wo ich Einfluss habe, geschieht das ab heute. Susannas Sohn kann den König um die Erlaubnis ersuchen, eine Burg bauen zu dürfen, wenn er erwachsen ist. Bis zu dem Tag steht er unter meiner Vormundschaft. Das gilt auch für seine Mutter. Erinnere sie daran, wenn sie dir Schwierigkeiten machen will, Athelstan. Sei möglichst höflich zu ihr, aber lass dich nicht herumkommandieren. Du bist hier als mein Steward. Klar?«
    Athelstan sah aus, als wisse er nicht so recht, wie ihm geschah, aber er nickte. »Hättest du Einwände, wenn ich sie irgendwann heirate?«, fragte er dann. »Falls sie will, meine ich natürlich.«
    Alan schüttelte den Kopf. »Ich kann dir nicht reinen Herzens zu diesem Schritt raten, aber tu, was du für richtig hältst.«
    Seine beiden Cousins lachten.
    »Und was machst du?«, fragte Ælfric.
    »Ich reite nach Hause.«

E PILOG
Westminster, Dezember 1154
    Wie Alan vorhergesagt hatte, musste Henry nicht lange auf seine Krone warten.
    Der Tod des Kronprinzen hatte König Stephen den letzten Lebensmut geraubt, und im Winter war er krank und hinfällig geworden. Der Vertrag, den er mit Henry geschlossen hatte, hatte sein Reich zum ersten Mal seit seiner Krönung so weit befriedet, dass Stephen es gefahrlos bereisen konnte, und alle, die ihn auf seinem langen Weg von Grafschaft zu Grafschaft, von Kloster zu Kloster begleiteten, merkten, dass König Stephen Abschied nahm. Er starb am 25. Oktober im Jahre des Herrn 1154, und am Sonntag vor Weihnachten krönte Erzbischof Theobald Henry Plantagenet und Aliénor von Aquitanien in Westminster Abbey.
    »Sie ist eine wunderschöne Königin«, raunte Philippa beim anschließenden Krönungsbankett ihrem Mann zu.
    Simon schaute unauffällig zu Aliénor hinüber. »Ja«, stimmte er zu. »Die Krone steht ihr hervorragend. Genau wie Henry.«
    »Höre ich einen Hauch von Stolz, mein Gemahl?«
    »Sagen wir, Zufriedenheit.« Aber Simons dunkle Augen leuchteten, als er Henry auf seinem prunkvollen Thronsessel auf der Estrade betrachtete. »König von England, Herzog der Normandie und von Aquitanien, Graf von Anjou und Maine. Und das mit einundzwanzig Jahren.«
    »Die anderen Herrscher der Christenheit können einem beinah leidtun«, bemerkte sie trocken.
    »Genau wie seine Brüder.« Simon schaute zu Geoffrey und William Plantagenet, die mit Henry und Aliénor an der hohen Tafel saßen und missmutig an ihren Schwanenkeulen kauten. »Wir werden sie im Auge behalten müssen.«
    Unauffällig drückte Philippa unter dem Tischtuch seine Hand. »Aber nicht heute, Simon de Clare.«
    »Sie hat recht, Simon«, bemerkte Alan, der an Philippas anderer Seite saß. »Zur Feier des Tages könntest du heute ausnahmsweise einmal darauf verzichten, hinter jedem Baum einen Meuchelmörder zu wittern. Davon abgesehen ist Geoffreys und Williams Erbitterung nichts, verglichen mit König Louis’.«
    Leises Gelächter erhob sich, und es enthielt einen unüberhörbaren Hauch von Schadenfreude. Im vorletzten August hatte Aliénor Henry einen gesunden Sohn geboren, und der bedauernswerte König von Frankreich, dem sie in fünfzehn Ehejahren nur zwei Töchter geschenkt hatte, schäumte seither vor Wut. Er hatte zur Geburt des kleinen William weder gratuliert noch Geschenke geschickt. Doch Simon war zuversichtlich, dass Louis’ Missgunst und Verwünschungen dem Jungen nichts anhaben konnten, denn er war an dem Tag zur Welt gekommen, da Eustache de Boulogne sein Leben verloren hatte. Gott hatte es so gefügt, dass England keinen Tag ohne Kronprinz sein sollte, und viel deutlicher
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