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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder
Autoren: Rebecca Gablé
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hätte er sich kaum offenbaren können: Das gekrönte Paar dort oben an der hohen Tafel hatte eine Dynastie begründet, und es war dieses Geschlecht und kein anderes, das Englands Zukunft bestimmen sollte.
    »Wie lange dauert ein Krönungsbankett?«, fragte Miriam Alan leise.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er ebenso gedämpft. »Dieses hier ist mein erstes.« Er sah sie scharf an, und sein Blick glitt unwillkürlich zu ihrem deutlich gewölbten Bauch. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte. »Sei beruhigt, es gibt keinerlei Anzeichen, dass ich in Westminster Hall an Henrys Krönungstag niederkomme.«
    Aber diese Schwangerschaft war ihr schlimmer auf den Magen geschlagen als jede zuvor, wusste Alan, und der Anblick und die Gerüche so vieler Speisen, von denen die wenigsten koscher waren, machte ihr zu schaffen.
    Nach einer weiteren Stunde wurde sie indes erlöst. Als es dämmerte, stand der König von der Tafel auf, um das Ende des Festmahls anzukündigen, und schlug zum Abschluss der Feierlichkeiten zwei Dutzend junger Männer zu Rittern, die sich bei der Eroberung der Midlands und der Verteidigung von Wallingford besonders hervorgetan hatten. Die Edelleute, Lords und Ritter in der festlich geschmückten Halle ließen ihren jungen König und seine Königin lautstark hochleben. Wenig später zogen Henry und Aliénor sich zurück.
    »Irgendwie ist es nicht zu fassen«, murmelte Godric kopfschüttelnd auf dem Weg nach draußen. »Schon wieder ein König auf dem englischen Thron, der kein Wort Englisch kann.«
    »Das wird er lernen«, entgegnete sein Bruder zuversichtlich. »Oder spätestens der kleine William. Du weißt doch, wie’s mit den Normannen war. Die haben’s auch irgendwann begriffen.«
    Bevor sie sich am nächsten Morgen auf die Heimreise machten, schickte der König nach Simon und Alan. Verwundert folgten die beiden Freunde der Wache zu den königlichen Gemächern, die in einem schlichten, aber stabilen Holzbau nur einen Steinwurf von der Klosterkirche entfernt lagen.
    Henry begrüßte sie mit den Worten: »Wir brauchen in Westminster einen neuen Palast … Oh, steht schon auf. Ich krieg jedes Mal einen Mordsschreck, wenn ihr vor mir kniet.«
    Alan und Simon erhoben sich und tauschten ein Grinsen.
    »Ein neuer Palast, Sire?«, fragte Alan. »Ich hätte gedacht, was gut genug für Urgroßvater William war, sei gut genug für Euch.«
    »Er muss unempfindlich gegen Kälte gewesen sein«, gab Henry verdrossen zurück.
    »Was vermutlich daran lag, dass er so fett war«, warf die Königin ein, trat über die Schwelle und schloss die Tür. »Lord Helmsby, Lord Wallingford. Eine Freude, Euch zu sehen.« Ihr war es nicht peinlich, als sie vor ihr auf ein Knie sanken, aber sie forderte sie mit einer routinierten und höchst huldvollen Geste umgehend auf, sich wieder zu erheben.
    »Es gibt Dutzende von Dingen, die wir zu besprechen haben«, eröffnete Henry seinen beiden Freunden. »Ich verstehe wirklich nicht, warum ihr vor Weihnachten noch nach East Anglia zurückwollt. Ihr müsst wieder aufbrechen, sobald ihr dort seid, wenn ihr zum Hoffest zurück sein wollt.«
    »Wir werden uns sputen«, versprach Simon.
    »Na schön.« Henry seufzte. »Dann jetzt nur schnell das Wichtigste. Lord Helmsby, ich wünsche, dass Ihr Sheriff von Norfolk werdet.«
    Alan sah ihn ungläubig an und schüttelte den Kopf. »Das kannst du dir … könnt Ihr Euch aus Eurem gekrönten Haupt schlagen.«
    »Ich glaube nicht, dass es noch angemessen ist, wenn du so mit mir sprichst, Alan«, bemängelte der junge König ein wenig nervös und fügte an Simon gewandt vorwurfsvoll hinzu: »Du solltest ihn doch vorwarnen.«
    Simon seufzte verstohlen. »Ich habe es nicht übers Herz gebracht«, gestand er. »Es war so ein froher Tag …«
    Alan warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Vielen Dank, alter Freund, dass du mich hier ins offene Messer laufen lässt.«
    »Oh, keine Ursache.«
    »Alan«, begann Henry beschwörend. »Ich bitte dich …«
    »Spart Euch die Mühe«, fiel Lord Helmsby dem König rüde ins Wort. »Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, für die Krone Eurer Mutter Krieg zu führen. Jetzt habt Ihr sie. Werdet glücklich damit und lasst mich zufrieden. Ich habe wirklich genug getan und denke nicht daran, in Eurem Namen irgendwelche Unglücksraben aufzuknüpfen oder ihnen die Hände abzuhacken. Und außerdem …«
    »Wir werden das Recht reformieren, Alan. Ich schwöre dir, dieses Land wird bessere Gesetze bekommen, als es sie je
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