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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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zweite ungeklärte Angelegenheit ist die Sache mit Evelyn.
    Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie mich einfach so fallenlässt. Wir waren uns einmal sehr nah.
    Sehr nah.
    Sie hat mir alles über Titten beigebracht.
    Meine Mom und sie setzten sich gemeinsam gegen die finstere Macht des Paddy Costello zur Wehr.
    Kann der Alkohol sie wirklich so verändert haben?
    Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig ja. Alkohol macht Menschen kaputt. Als Erstes verliert ein Abhängiger die Kontrolle über seine motorischen Funktionen, als Zweites seinen Anstand. Ich habe Männer gesehen, die ihre Kinder für ein Tetrapack Wein an Fremde verscherbelt haben. Vielleicht hat mich Evelyn für einen niemals endenden Vorrat an Brandy in echter Penthouse-Qualität ziehen lassen, aber inzwischen hatte sie ein paar Tage Zeit, um sich einzuleben, und vielleicht bedauert sie es jetzt, ihren Neffen auf so schäbige Weise verraten zu haben.
    Möglicherweise wird sie auch von Edit mit der Drohung erpresst, mich umzubringen: Unterschreib, sonst kriegt Dan eins aufs Dach, so ungefähr, hinterhältig genug ist sie. Auch wenn es nicht sehr überzeugend klingt, vielleicht liebt mich Evelyn doch mehr, als ich dachte.
    Ich muss es herausfinden. Immerhin sieht sie aus wie meine Mom, und es gibt nicht so viele gute Menschen in meinem Leben, als dass ich einen davon leichtfertig abschreiben könnte.
    In den letzten Tagen rief ich also immer wieder im Penthouse der Costellos an und legte auf, wenn Edit dranging.
    Ich weiß. Ganz schön kindisch, aber was anderes ist mir nicht eingefallen.
    Gestern hatte ich Glück, und ein Hausmädchen oder eine Putzfrau, die noch keine diesbezüglichen Anweisungen erhalten hatte, nahm den Anruf entgegen.
    »Miss Evelyn?«, sagte sie. »Ich gebe ihr das Telefon, aber sie ist ganz schön blau, also wundern Sie sich nicht, okay?«
    Ich nehme an, die Dame war neu. Sollte Edit sie feuern, würde ich ihr sofort eine Stelle im Green & Yellow anbieten. Sie sagt, wie’s ist.
    Mir bleibt nicht viel Zeit am Telefon mit Evelyn – kaum hat sie Hallo in die Muschel gelallt, höre ich schon Edits schneidende Stimme im Hintergrund.
    »Wer ist das, Evelyn, Liebes? Wer mag das sein, der dich zu sprechen wünscht?«
    Wer mag das sein, der dich zu sprechen wünscht? Viel zu viele Wörter in nur einem Satz.
    Ich habe geschätzte zehn Sekunden, also mache ich das Beste draus.
    »Weißt du noch, der Eisladen, Ev? Montagmittag bin ich da. Jeden Montag, bis du dort auftauchst.«
    Kaum habe ich es gesagt, ist die Leitung unterbrochen.
    Seit unseren Besuchen im Eisladen ist viel Zeit vergangen. Ich hoffe, Evelyns alkoholvernebeltes Gehirn kann auf die richtige Erinnerung zugreifen.
    Auf jeden Fall werde ich hinfahren und warten, jeden Montagmittag. Irgendwann müsste es Evelyn doch schaffen, sich aus dem Bett zu quälen.
    Cal Gerbers Tigon Hotel befindet sich unten an der Küste in Atlantic City und ist nicht gerade das, was man als erstklassige Adresse bezeichnet. Okay, es verfügt über einen Pool, aber ich wette, die Filter werden nicht regelmäßig sauber gemacht, und in der Lobby hängen Glücksspiel- und Snackautomaten.
    Nichtsdestotrotz bringt der Laden aufgrund seiner Lage direkt an der Strandpromenade eine Menge Geld ein, und die Gerbers sind so was wie die Hiltons von Atlantic City. Cal Junior, der Sohn und Erbe, verbreitet jede Menge dummes arrogantes Zeug in den Klatschzeitungen, die Teenagertochter scheut das Licht der Öffentlichkeit, studiert Hotelmanagement an der Universität, hat aber ein bisschen was über ihr geheimes Tattoo durchblicken lassen, was zu endlosen Spekulationen in US Weekly führte.
    Aber früher, bevor das Hotel Promistatus erhielt, hieß es schlicht The Royale, und die Eisbecher dort galten als die besten auf dem Strip. Als Mom und ich während unserer Reise zum alten Paddy Costello dort abstiegen, lud mich Evelyn jeden Tag auf einen Eisbecher ein. Für mich war dies das Schönste an der ganzen Reise, und seitdem habe ich eine Schwäche für Eisbecher.
    Aber ich habe mich auch deshalb für das Tigon als Treffpunkt entschieden, weil Jason und ich vor zwei Jahren dort mal bei Boxkämpfen an der Tür standen und den doppelten Lohn dafür bekamen. Wahnsinn, wie viele reiche weiße Jungs glauben, es mit einem Profi aufnehmen zu können, nur weil sie mal bei einem Boxkampf in der ersten Reihe saßen. Einer hat mich tatsächlich mit einem sanften rechten Haken erwischt, wofür ich ihm im Gegenzug zwei Finger
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