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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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besteht darin, dass man so nah wie möglich an der Wahrheit dranbleibt.«
    »Dann hast du also wirklich in Texas im Knast gesessen?«
    »Ja. Und vergewaltigt wurde ich auch. Die Polizistin hat mir die Geschichte ja auch nur wegen meiner selbsterniedrigenden Ehrlichkeit abgenommen. Ich hab mich nackt ausgezogen, im übertragenen Sinne.«
    Ich stöhne. Dieses verdammte Land. Alle haben sie Stanislawski gelesen.
    »Was hat dir Zeb geboten?«
    »Einen Tausender.«
    »Einen Tausender dafür, dass du Sofias Ehemann spielst?«
    »Genau, Mann. Ich hab meine Entlassungspapiere gefälscht und einen super Ehemann gegeben.«
    Das hat er. Ich bin drauf reingefallen, Ronnie auch.
    »Was ist mit Sofia?«
    Nicht-Carmine lächelt stolz, und ich will verflucht sein, wenn da keine Träne in seinem Auge schimmert. »Sie hat’s total geschluckt. Stell dir das mal vor. Scheiß auf Al Pacino. Ich sollte seinen Oscar bekommen.«
    Und ich sollte diesen Idioten nicht so sehr hassen, aber ich tu’s. Für mich ist er zum leibhaftigen Carmine geworden, und es fällt mir schwer, ihn anders zu betrachten.
    »Was hast du gemacht? Die Situation ausgenutzt und Sofia missbraucht? War’s so, du Schauspielkünstler?«
    »Ich hab niemanden missbraucht«, sagt der Mann, aber seine Rattenaugen flitzen im Raum herum, als würde er ein Schlupfloch suchen, und ich weiß, dass er mir nicht die volle Wahrheit sagt.
    »Hast du schon mal Deer Hunter gesehen? Bestimmt hast du das. Ein Method Actor wie du steht doch auf so was.«
    »Ja, hab ich gesehen«, sagt Nicht-Carmine, und auf seiner Stirn zeigen sich Schweißstriemen.
    Ich spanne den Revolver. »Dann weißt du ja, was als Nächstes passiert.«
    Das reicht. »Ich wollte es ihr besorgen. Für eine ältere Lady ist sie noch gut in Schuss, aber sie hat ständig Dan zu mir gesagt.«
    Ich kann mir vorstellen, dass ein Typ wie er durchaus damit leben kann, Dan genannt zu werden, wenn er dafür über Sofia rutschen darf.
    »Und?«
    »Und sie meinte, mein Ding sei kleiner, als sie’s in Erinnerung hatte. Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Hat mein Selbstvertrauen zerstört. Und dann ist mir noch eingefallen, dass Zeb gesagt hat, du würdest mich in Stücke reißen, wenn ich mich an der alten Dame vergreife, da konnte ich dann nicht mehr.«
    Alte Dame? Sofia ist noch keine vierzig. Ein bisschen Wahnsinn habe ich immer parat, und ich lasse etwas davon durchschimmern.
    »Dann hast du sie also sitzenlassen? Schon wieder.«
    »Hey, hey, warte mal, Mann. Ich bin nicht Carmine. Ich hab sie noch nie sitzenlassen.«
    Ich überlege mir, ob ich ein paarmal abdrücken soll, nur um ihm eine Lektion zu erteilen, aber wofür? Er hat nichts anderes getan, als Sofia das Gefängnis zu ersparen. Also führe ich ihn zum Notausgang und trete ihn auf die Gasse raus.
    »Hey, was soll das?«, protestiert er.
    Ich weiß, dass ich mich moralisch auf wackligem Boden bewege, da mir der Mann einen Gefallen getan hat, aber er hat sich an Sofia rangemacht, und deshalb kann ich mich nicht überwinden, ihm die tausend Dollar zu geben. Stattdessen werfe ich ihm dreihundertachtzig hinterher, so viel habe ich noch in der Brieftasche. Soll er Zeb wegen dem Rest auf die Nerven fallen. Ich würde zu gerne sehen, wie er ihm mittels Method Acting sechshundertzwanzig Dollar aus der Tasche zieht.
    Es macht mich fertig, aber ich muss es sagen: »Ich sollte mich wohl bei dir bedanken. Dein Auftritt war so echt, so überzeugend, dass ich nicht anders kann, als dich zu hassen und zu wünschen, du wärst tot.«
    Nicht-Carmine sieht aus, als wollte er weinen. »Danke, Mann. Das ist ein Kompliment.«
    Aber von Komplimenten kann man sich nichts kaufen. »Wo ist dann mein restliches Honorar?«
    »Sprich mit Zeb«, sage ich. »Der kümmert sich drum.«
    Ich weiß nicht, ob der Mann mit dem Vorschlag einverstanden ist oder nicht, denn ich schlage die Tür hinter ihm zu.
    Jetzt muss ich Zeb wieder reinlassen, der sich vor Selbstgefälligkeit kaum einkriegen wird, er wird Entschuldigungen verlangen und sich selbst seligsprechen, weil er mir angeblich so viel Gutes getan hat. Ich hasse Zeb, wenn er selbstgefällig ist. Wenn ich es genauer betrachte, war ich von Zebulon Kronskis Launen in letzter Zeit grundsätzlich nicht besonders angetan.
    Ich muss mir einen besseren Amigo zulegen.
    Ich öffne die Bürotür, und da steht das kleine Arschloch, mit verschränkten Armen und hochgezogenen Brauen wartet er auf seine Entschuldigung.
    »Hast du mir was zu sagen,
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