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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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niedergestreckt hätte) geteilt und dabei Die fabelhafte Welt der Amélie angesehen haben, den wahrscheinlich unbrutalsten Film aller Zeiten.
    Wir haben gelacht.
    Mit französischem Akzent.
    Ich weiß noch, dass ich dachte: So könnte es doch immer sein.
    Sofia tickt am optimalsten, wenn sie ihre Medikamente mit zwei Gläsern Wein einnimmt. Dann sieht sie mich plötzlich scharf, und wir können gemeinsam Filme gucken wie zwei verliebte Mittvierziger.
    Und ich liebe sie. Ich liebe sie wie ein Highschool-Schüler die Königin des Abschlussballs.
    Simon Moriarty, der seit meiner Zeit bei der irischen Armee immer mal wieder als mein Therapeut fungiert, hat mir erklärt, ich würde nach dem Unerreichbaren streben, um dadurch ewig rein zu bleiben. Aber was zum Teufel weiß er schon? Auf dem ganzen Planeten gibt es keinen Mann, der liegen könnte, wo ich liege, ohne dass ihm das Herz aufgeht.
    Und glauben Sie mir, Sofia ist nicht unerreichbar. Seit wir uns angefreundet haben, hat sie ihr Bestmögliches getan, um erreicht zu werden. Aber ich kann es nicht, und dieses gemeinsame Rumliegen macht es nicht besser.
    Sofia schlägt die Augen auf, und ich denke, bitte, Gott, mach, dass sie mich erkennt.
    Mit einer Stimme, die so rauchig ist, dass Katzen allein aufgrund des Klangs schnurren würden, sagt sie: »Hey Dan. Wie geht’s?«
    Und da ist er: der perfekte Augenblick. Ich präge ihn mir schnell per Zwinkerfoto ein, dann erst antworte ich.
    »Mir geht’s richtig gut«, sage ich, und das ist die Wahrheit. Jeder Tag, an dem ich nicht Carmine sein muss, ist ein guter Tag für D. McEvoy.
    »Warum liegst du da obendrauf?«, fragt sie und fährt mir mit dem Finger übers Gesicht, bleibt mit dem Nagel an meinen Bartstoppeln hängen. »Komm unter die Decke, ins Warme.«
    Könnte ich machen. Warum nicht? Erwachsene in gegenseitigem Einvernehmen und so weiter. Aber Sofia kann in null Komma nichts umschalten, und wer bin ich dann?
    Carmine?
    Ein Fremder?
    Und weitere Traumata oder Hirnspielchen kann sie wirklich nicht gebrauchen.
    Also sage ich: »Hey, wie wär’s, wenn ich dir einen Kaffee bringe?«
    Sofia seufzt. »In zwei Monaten werde ich vierzig, Dan. Die Uhr tickt.«
    Ich versuche zu lächeln, aber es wird eine Grimasse draus, und Sofia hat Erbarmen.
    »Okay, Dan. Kaffee.«
    Sie schließt die Augen und streckt sich, ein langes Bein gleitet unter der Daunendecke hervor.
    Ich glaube, vielleicht trinke ich jetzt auch einen Kaffee.

    Ich lasse sie mit ein paar Kissen im Rücken und einem dieser Cappuccinos aus Tütchen im Bett sitzen, sie liest Caribbean Cruising , eine Zeitschrift, die sie schon hundert Mal gelesen hat, obwohl sie in den vergangenen zwanzig Jahren nur ein paarmal aus dem Haus gegangen ist. Wir beide versprechen uns etwas, bevor ich aufbreche. Ich schwöre hoch und heilig vorbeizukommen, wenn ich im Kasino fertig bin, und mit ihr Manons Rache zu gucken, was nicht gerade meine Lieblings- DVD ist, aber Sofia schwört, sie wird ihre Pillen nehmen, die ich in einer Tasse auf ihrem Nachttisch bereitgestellt habe.
    Ich bin optimistisch, dass ich heute Abend erneut auf Wolke sieben schweben werde.
    Es könnte der Anfang von etwas richtig Gutem sein. Sofia wird wieder klar im Kopf, und ich lerne ein bisschen Französisch. Das Kasino kommt in die Gänge, und schon seit einem halben Jahr hat niemand mehr versucht, mich umzubringen. Und – sieht man von den wenigen Pennern ab, die ich mit einem Arschtritt aus dem Club befördern musste – das Allerbeste ist: Ich musste schon lange niemandem mehr weh tun.
    Daran könnte ich mich gewöhnen.
    Man kann glücklich sein. Es ist möglich. Ich habe Menschen in Parks beobachtet oder draußen vor den Theatern. Himmelherrgott, ich hab sogar schon höchstpersönlich ein paar sehr glückliche Exemplare kennengelernt. Vielleicht bin ich ja jetzt selbst mal dran?
    Sei bloß nicht zu gut gelaunt, ermahne ich mich. Das Universum duldet Glück nie lange, wobei das wahrscheinlich nicht der Titel eines der Ratgeberbücher sein wird, die kurz vor Weihnachten die Buchhandlungen überschwemmen.
    Ich halte im Gehen nach glücklichen Menschen Ausschau, um mein Argument zu untermauern, bin aber noch keine fünf Straßenecken weit gekommen, als mein Handy klingelt. Ohne aufs Display zu schauen, weiß ich, dass mich Zebulon Kronski anruft, einer meiner wenigen Freunde. Ich weiß es, weil er »Dr. Beat« von Miami Sound Machine als seinen persönlichen Klingelton eingestellt hat.
    Das allein sagt
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