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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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schon einiges über meinen Freund Zeb. Man muss sich nur mal fünf Sekunden lang die kubanisch-amerikanische Polyphonie anhören, und schon hat man, ohne den Mann je gesehen zu haben, eine präzise Vorstellung. Zeb ist also Arzt, versteht sich. Er hält sich für einen Checker, daher auch der retro-coole Miami-Sound, und außerdem ist er ein dreistes Arschloch, das sich einfach so ein fremdes Handy unter den Nagel reißt und an den Einstellungen rumfummelt. Wer steht schon auf so was? Das Handy eines Mannes ist eine sehr private Angelegenheit, damit macht man keinen Blödsinn. Ich hab noch nie jemanden sagen hören: Hey, du hast an meinem Bildschirmschoner rumgemacht, super.
    Das alles ist wahr: Zebulon Kronski ist ein dreistes Arschloch von einem Schönheitschirurgen, das sich selbst für einen Checker hält. Wären wir uns unter normalen Umständen begegnet, hätte ich wahrscheinlich den Raum mit geballten Fäusten verlassen, nur um ihm nicht die Lichter auszuknipsen, aber als wir uns kennenlernten, war ich mit den UN -Friedenstruppen im Libanon stationiert und steckte bis zum Hals in der Scheiße, und so wurden wir bombige Blutsbrüder. Manchmal überlebt man den Frieden nur mit einem Freund aus Kriegszeiten. Der Umstand, dass wir in Nahost auf gegnerischen Seiten standen, spielt dabei keine Rolle. Wir sind beide zu alt, um noch an Seiten zu glauben. Ich setze mein Vertrauen einzig in Menschen. Und nicht in allzu viele.
    Im Prinzip stand ich ja auf gar keiner Seite. Ich stand mittendrin.
    Ich warte, bis Gloria Estefan mit dem Takt fertig ist, dann zücke ich mein iPhone.
    »Hallo«, sage ich und halte mich an die irische Maxime, niemals freiwillig zu viele Informationen rauszurücken.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Sergeant«, sagt Dr. Zebulon Kronski und träufelt mir mit seinem bestenfalls in Hollywood glaubwürdigen irischen Akzent Gift in die Ohren.
    »Morgen, Zeb«, erwidere ich müde und misstrauisch.
    Ich kenne einen bei der Army, der am Telefon nicht mal durchblicken lassen würde, dass es tatsächlich Morgen ist, weil sich dadurch seine Position unter Umständen besser einkreisen lässt.
    »Hast du den Akzent geübt?«, frage ich. »Ist gut.«
    »Echt?«
    »Nein, nicht echt, du Hornochse. Dein Akzent ist so schlecht, dass er schon rassistisch ist.«
    Die Attacke ist ein bisschen billig, weil Zebulon gerade erst mit dem Schauspielunterricht angefangen hat, sich aber schon für einen Charakterdarsteller hält.
    Ich hab so was Verschrobenes, gestand er mir mal nach einer Flasche Illegalem aus den Everglades – vielleicht, vielleicht aber auch nicht, steckte sogar ein Stück Alligatorpenis drin. Ein bisschen was von Jeff Goldblum und ein Hauch von diesem Typen, der Monk spielt. Weißt du, was ich meine? Ich hab mal bei irgendeiner CSI -Serie vorgesprochen. Der Regisseur meinte, ich hätte ein interessantes Gesicht.
    Ein interessantes Gesicht? Das kannst du singen, Bruder.
    Wie ein normales Gesicht, das zwischen zwei Panzerglasscheiben zerquetscht wurde. Andererseits ist meine eigene Visage auch nicht gerade aufsehenerregend. Der mürrische Ausdruck des harten Mannes steht mir schon so lange ins Gesicht geschrieben, dass er hängenblieb, obwohl der Wind längst gedreht hat.
    Unbeeindruckt von meinem Rassismus-Vorwurf kontert Zeb mit ungeschönten Neuigkeiten.
    »Mrs Madden ist gestorben, Dan. Wir sind mega gefickt.«
    Zeb und ich stehen beide auf den Begriff »mega« und behalten ihn in einer Zeit des ständig im Mund geführten »Wahnsinns« und der schrecklichen Missverständnisse zwischen den Generationen in Hinblick auf »krank«, »krass« und »porno« Situationen vor, die dieses Adjektiv wirklich verdienen.
    Mein Herz gerät ins Stottern, und das Telefon scheint mir schwerer zu wiegen als ein Backstein. Ich hätte ans Glücklichsein nicht mal denken dürfen; das hab ich jetzt davon.
    Mrs Madden tot? Schon?
    Die Information ist falsch. In meinem Leben gibt es derzeit keinerlei Spielraum für Schwierigkeiten. Meine Probleme hängen dichter aufeinander als Patronen in einem Magazin.
    Sie darf nicht tot sein.
    »Erzähl keinen Scheiß«, sage ich, will aber nur Zeit schinden, damit mein Herz seinen Rhythmus wiederfindet.
    »Ich erzähl keinen Scheiß, alter Ire«, sagt Zeb. »Ich hab gesagt mega . Bei mega versteh ich keinen Spaß, das ist unser Code.«
    Normalerweise wäre ich nicht so erschüttert, wenn eine Dame, die ich nicht mal persönlich kenne, den Löffel abgibt, auch nicht, wenn sie aus
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