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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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er lässt die Sache unter den Tisch fallen.«
    Zeb schmunzelt. »Ach ja? Und vielleicht hat mein Onkel Mort ein Miezekätzchen, aus dessen Arschloch ich Koks schniefe, bevor ich es ficke. Mike lässt ganz bestimmt überhaupt nichts unter den Tisch fallen.«
    Onkel Mort und ich haben das ein oder andere Mal gemeinsam einen gehoben, und jetzt ist Zeb schuld daran, dass sich ein weiteres groteskes Bild in meine Vorstellung gräbt.
    Plötzlich erfasst mich dasselbe eisige Entsetzen, wie wenn man aus Versehen eine E-Mail über ein Superarschloch an genau dieses Superarschloch forwardet.
    »Zeb, bitte sag mir, dass dir der untröstliche Mike nicht gegenübersitzt und zuhört, wie du Witze über seine arme, kürzlich verstorbene Mutter reißt.«
    »Natürlich nicht«, sagt Zeb. »Ich bin ja kein Vollidiot.«
    »Also, woher willst du dann wissen, dass er nichts unter den Tisch fallen lässt?«
    »Ich weiß es«, sagt Zeb denkbar ruhig, »weil mir Mike einen seiner irischen Kleeblattschmocks vorbeigeschickt hat. Momentan sitze ich auf dem Rücksitz seines Wagens und lasse mich in den Brass Ring chauffieren.«
    »Dann komme ich besser gleich vorbei«, sage ich und beschleunige meinen Schritt.
    »Genau das hat der Kleeblattschmock auch gesagt«, erwidert Zeb und legt auf.

    Ich mache mir ernsthaft Sorgen, dass mein Wachhund, Corporal Tommy Fletcher, eigenmächtig aktiv wurde und die alte Dame an eine Autobatterie angeschlossen hat. Mit Gewalt hatte er noch nie Probleme, obwohl er sich auf Facebook selbst als liebenswerten Teddybär beschreibt. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass ein Großteil von Tommys denkwürdigen Scherzen auf Momente extremer Brutalität zurückzuführen sind. Zum Beispiel gab es da vor vielen Jahrzehnten mal eine Nacht im Libanon, in der Tommy und ich mit unserem Colonel zwischen einem Wachturm und einem Bunker auf einem matschigen Hausdach festsaßen und dem Zischen der Hisbollahgranaten lauschten, die über uns hinwegsausten. Ich schwöre bei Gott, dass ich die Melodie von »Jealous Guy« heraushörte und dachte: Matsch? Im Nahen Osten dürfte es doch gar keinen Matsch geben.
    Aber der Matsch war gar nicht das Hauptproblem. Schlimmer als die zähe Pampe oder das uns entgegenkommende feindliche Feuer war die Todesangst und wie sie sich bei unserem Vorgesetzten äußerte. Der Colonel, der blauäugig genug gewesen war, seine Jungs auf Wachposten zu begleiten, war jetzt der Ansicht, er dürfe eigentlich gar nicht hier sein und könne daher unmöglich sterben.
    Begreifen das diese dämlichen Idioten nicht? , wiederholte er mehrfach mit zunehmend schriller Stimme. Ich wollte mich doch nur ein kleines bisschen solidarisch zeigen, verdammt noch mal. Dafür darf man doch niemanden umbringen.
    Und der Colonel behielt recht, die Hisbollah hat ihn nicht getötet, sondern ihm lediglich ein Auge und ein Ohr abgenommen, was Tommy nur wenige Stunden später in den Truppenunterkünften zu der Bemerkung veranlasste: Typisch Offizier. Erwischt man ihn auf dem falschen Fuß, hört und sieht er nichts mehr.
    Wenn’s um geistreiche Sprüche geht, war Oscar Wilde ein Waisenknabe gegen Corporal Thomas Fletcher.

    Ich beschließe zum Brass Ring rüberzurennen. Downtown Cloisters ist nur ein paar Straßenecken entfernt, und ein Taxi hätte dem neuen Einbahnstraßensystem des Bürgermeisters folgen müssen, was darauf angelegt zu sein scheint, ehrliche Bürger auf dem alltäglichen Weg zur Arbeit in wutschäumende Psychopathen zu verwandeln. Außerdem verschafft mir der kleine Dauerlauf einen klaren Kopf, auch wenn ein joggender Affenmensch in Lederjacke erstaunte Blicke auf sich zieht und die verdatterten Passanten für den Bruchteil einer Sekunde fest davon überzeugt sind, augenblicklich ausgeraubt zu werden.
    Männer meiner Statur sollten sich möglichst nicht schnell bewegen, es sei denn beim Wrestling in einem Cage-Match, und normalerweise gebe ich mich schön unbedrohlich zwischen schreckhaften Zivilisten, aber heute handelt es sich quasi um einen Notfall. Ich sage quasi , weil ich relativ sicher bin, dass Mike in seinem eigenen Laden keinerlei Gewalt anwenden wird, außerdem hätte er Zeb wohl kaum Gelegenheit gegeben, mich vorzuwarnen, wenn er mich töten wollte.
    Mike weiß, was ich draufhabe, und er hat einen Vorschlag für mich. Ich wette, er hat seinen Auftritt minutiös geprobt.
    Siehst du, mein Junge. Ich bin Geschäftsmann. Und was wir hier haben, ist eine Geschäftschance.
    Nur dass er
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