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Hinterhalt

Titel: Hinterhalt
Autoren: Garry Disher
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die Riding und Phelps auf dem Parkplatz des Motels an der Ipswich Road zeigten. Noch einige andere, die die beiden in einem Wagen vor einem Geschäft abbildeten, zwei gestochen scharfe Nahaufnahmen von Männern, die sie nie zuvor gesehen hatte, beide tot, beide in riesigen Blutlachen, der eine auf einem Teppich in irgendeinem Raum, der andere im Freien auf einem Kiesweg.
    »Wer auch immer diese Nachtaufnahmen gemacht hat, er versteht was von seinem Geschäft«, bemerkte Vincent. »Zoom, Infrarot-Technik, gute Arbeit.«
    »Ich weiß nicht, wer diese Leute sind. Ich habe sie nie gesehen.«
    »Ach kommen Sie!«, Vincents Stimme klang matt und lustlos. Er war klein, wirkte zugeknöpft, ein Bürokrat - beide, auch Clyne, waren so.
    »Habe sie nie gesehen.«
    Wortlos drehte er zwei weitere Fotos in ihre Richtung. Sie zeigten sie an der Tür des Motels, wie sie zuerst Riding, dann Phelps hereinließ.
    »Ich darf doch wohl Freunde treffen, wenn mir danach ist?«
    Clyne beugte sich über ihre Schulter und stach mit ihrem abgekauten Zeigefingernagel auf einen der Männer vor dem Motel ein. »Dieser Mann wurde in der Bank erschossen. Wir kennen seine Identität, es handelt sich um Jeffrey Riding. Dieser Mann — «, sie zeigte auf Phelps, » — ist uns ebenfalls bekannt, er heißt Brian Phelps. Nach ihm wird noch gefahndet.«
    Vincent deutete auf die Aufnahmen der Toten. »Dieser Mann wurde ebenfalls in der Bank erschossen und der andere wurde tot auf dem Campus der Universität aufgefunden. Ihre Identität kennen wir nicht.«
    Er machte eine kurze Pause. Zwei weitere Aufnahmen lagen mit der Rückseite nach oben vor ihm auf dem Tisch und nun deckte er eine davon auf. »Der Mann, der uns jedoch am meisten interessiert, ist dieser hier.«
    Wyatt beim Verlassen des Motels, eine grobkörnige, verwackelte Aufnahme, die durch Wyatts Vorsichtsmaßnahmen zusätzlich an Aussagekraft verlor. Er hatte den Kragen hochgeschlagen, eine Mütze tief ins Gesicht gezogen und die Brille mit dem dicken schwarzen Gestell auf der Nase.
    Anna versuchte es mit einer Gegenfrage. »Ihnen waren die Pläne also bekannt? Sie haben uns die ganze Zeit beschattet?«
    Vincent blickte über ihre Schulter hinweg zu Clyne. Sie gaben sich ein Zeichen und die Frau blies ihren schalen Atem erneut in Annas Haar. »Sieht so aus, als hättet ihr da draußen ein paar Feinde, Anna. Diese Aufnahmen haben wir vor einigen Stunden per Kurier erhalten. Mit einem anonymen Begleitschreiben.«
    Vincent beugte sich vor zu ihr. Anna schauderte. Jetzt ließen bereits beide die notwendige körperliche Distanz vermissen. »Ein Bürger, der seine Pflicht tut?«, fragte Vincent. »Oder die Konkurrenz? Klären Sie uns auf.«
    »Im Prinzip kräht kein Hahn danach«, sagte Clyne hinter ihrem Rücken. »Wir haben genug Beweismaterial, um Anklage gegen Sie zu erheben. Wir werden schon eine Erklärung für die Toten — «
    »Es waren Mitglieder Ihrer Gang, zum Beispiel. Alle hatten einen Anteil zu bekommen«, sagte Vincent.
    »Und damit wäre der Fall abgeschlossen«, ergänzte Clyne. »Sobald wir Phelps und den anderen Typen gefunden haben.«
    »Phelps zu kriegen ist ein Kinderspiel«, meinte Vincent. »Den hier, den wollen wir haben. Den wollen Sie doch auch haben, nicht wahr, Anna? Da war doch was zwischen euch?«, bohrte Clyne.
    Anna zog den Kopf ein, ein verzweifelter Versuch, der Frau in ihrem Nacken zu entkommen. »Ich habe noch nicht telefonieren dürfen. Schließlich habe ich das Recht auf einen Anwalt.«
    »Kein Anruf, nicht wenn begründeter Verdacht besteht, dass Sie Ihre Komplizen warnen wollen«, erwiderte Vincent.
    Er drehte das letzte Foto um. Wyatt war immer noch etwas verschwommen, aber es war klar zu erkennen, dass er ihr den Arm um die Schultern gelegt hatte. An diesem Sonntagnachmittag vor einer Woche an der South Bank. Stolle, dachte Anna plötzlich. Wer außer den Cops konnte eine solch umfassende Überwachung durchführen? Irgendwie hat er mitbekommen, was wir vorhatten, hat seine Nase reingesteckt und ist gierig geworden.
    »Ist er gut im Bett, Anna?«, Clyne atmete tief aus und klopfte sacht mit der Hand auf Wyatts Foto. »Hat er’s Ihnen gut besorgt?«
    Vincent lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Behalten Sie’s in guter Erinnerung, Schätzchen. Es war der letzte Schwanz, den Sie für lange Zeit gesehen haben.«
    »Eine attraktive Frau wie Sie«, begann Clyne von neuem, »mit schönem Haar, makelloser Haut, aus gutem Hause, gebildet, eine Frau,
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