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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels
Autoren: Stefan Wolf
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Lösung
fiel ihm ein: Bodyguards.
    Bachheym beschäftigte vier.
Zwei für sich, einen für seine jetzige Frau Colette-Marie-Fleur — eine geborene
Olga Dringsler, deren Neu-Name viel gekostet hatte — und einen für Hendrik:
nämlich den eiskalten Jens Landres. Der sollte dem Göttersöhnchen nicht von der
Seite weichen, was freilich im grauen Alltag nicht immer machbar war. Die
Leitung der Internatsschule hatte sich strikt geweigert, Landres Logis zu
geben. Unmöglich! Da hätte ja jeder vermögende Schüler seine Entourage ( Gefolge) einmieten können. Also wohnte Landres in der Stadt. Und tanzte an auf Pfiff
— auf Handy-Signal — , sobald Hendrik die schützenden Mauern des
Internatsgeländes verließ.
    Eine 90 %-Lösung, die aber bis
jetzt funktioniert hatte. Sie bestand seit mehr als einem Jahr, und in dieser
Zeit hatte sich zwangsläufig eine Vertrautheit zwischen den beiden entwickelt —
eine Vertrautheit, die mehr das Wort Komplizenschaft verdient.
    Landres wurde zwar vom alten
Bachheym gut bezahlt, aber Hendrik verfügte über viel mehr als diese
Entlohnung, hatte ein eigenes Konto, eine unversiegbare Geldquelle.
    Und die benutzte er auch, um
»den Jens« — natürlich duzten sie sich — zu schmieren. Für Geld tat der
Bodyguard alles: besorgte Haschisch zum Rauchen, Zigaretten und Alkohol
sowieso. Außerdem nahm er, Landres, den 15-Jährigen mit in Filmvorführungen und
Etablissements ( Nachtlokale ) zu denen unter 18 kein Zutritt ist.
    An diesem Sonntagabend, genau
um 20:30 Uhr, traf Landres am Eingang zum Wiechern-Park — also im Süden der
Stadt — zwei Typen. Der eine hieß Leo Kunze, war 30, arbeitslos und gebaut wie
ein Geldschrank. Arthur Livinski war mehr die Bauart Stahlfeder, also knochig,
außerdem ständig in Bewegung und hakennasig.
    Landres rauchte — fünf pro Tag
bewilligte er sich — und hatte den Kragen seiner Lederjacke hochgeklappt. Kunze
und Livinski mampften. Am Kiosk auf der anderen Straßenseite hatte sich jeder
eine halbe Pizza gekauft.
    »Schmeckt fast so gut wie der
Bachheym-Fraß.« Kunze leckte sich die Finger ab.
    »Besser.« Livinski aß mit
Behagen. »Nachher hole ich mir noch ‘ne Portion.«
    »Ein Glück, dass Hendrik das
nicht hört«, meinte Landres. »Er ist stolz auf seinen Alten.«
    »Wäre ich auch«, sagte Kunze.
»Der vergiftet die Menschen und wird dabei immer reicher. Würde gern wissen, ob
er selbst frisst, was er herstellt. Oder ist er Vegetarier wie Hitler und hat
‘nen chinesischen Koch für vitaminreiche Schlankkost.«
    »Hendrik kriegt kistenweise
Konserven von zu Hause. Angeblich isst er sie auch.«
    »Und wozu brauchst du uns?«
    »Für einen Job. Leichte Sache.
1000 Euro für jeden. Das Geld kommt von Hendrik.«
    »Will er diesmal Heroin?«,
fragte Livinski.
    »Es geht um ‘ne Knüppelei.«
    »Sieh einer an«, grunzte Kunze.
»Und wen sollen wir verbeulen?«
    »Einen Jungen.«
    »Warum machst du das nicht?«
    »Ich darf meinen Job nicht
missbrauchen. Es besteht kein unmittelbarer Anlass. Wenn ich gewaltsam einen
schaffen würde, sähe das verdammt schräg aus, und ich hätte die Bullen im
Nacken.«
    »Lass hören.« Kunze hatte für
die beiden Typen das Wort genommen. Livinski hörte zu.
    »Es ist einer aus der Klasse.
14 Jahre alt, groß, athletisch und nicht von Pappe. Vielleicht wäre es
sicherer, ihr bringt noch ‘nen Dritten mit.«
    »Soll ich mal lachen? Mit Atze
habe ich jede Saalschlacht gewonnen. Wir brauchen keine Verstärkung. Also?«
    »Die Sache ist die: Morgen früh
sechs Uhr geht’s los zur Klassenfahrt. Ins Witwen-Stein-Tal. Die Jugendherberge
liegt nördlich von Heimgarten — ist ‘n Dorf — am Rande des Naturschutzgebietes.
Eine zerklüftete Landschaft mit Felsen und Schluchten. Keltische Kultstätten
sind dort und ein Wildgehege gibt es auch. Die Klasse 9b besteht aus 16 Jungen
und sieben Mädchen. Dazu der Klassenlehrer Dr. Jörg Midler und eine
Schülermutter, die mitfährt: Tanja Hesse, allein erziehende Mutter. Ich kenne
sie noch nicht. Sie fährt mit, weil ja auch die Mädchen Betreuung brauchen. Und
ich bin natürlich dabei.«
    »Damit sich der
Millionärs-Schnösel nicht in die Hose macht, wenn er über die Straße gehen
soll.«
    »Hendrik ist ganz okay«,
entgegnete Landres ziemlich lahm. »Natürlich verwöhnt wie der goldene Affe vom
Sultan. Aber dafür kann er nichts. Trotz aller Kohle ist er ein armes Schwein.«
    »Wieso?«
    »Sein Vater hat nie für ihn
Zeit. Seine Mutter ist eine total Fremde. Er kennt
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