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Hinterhalt am Schwarzen Fels

Hinterhalt am Schwarzen Fels

Titel: Hinterhalt am Schwarzen Fels
Autoren: Stefan Wolf
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— und schlug mit dem Flaschenboden auf den steinernen Sims.
    Die Flasche brach ab.
Champagner spritzte. Die Flasche war zur gefährlichen Waffe geworden mit einem
mehrzackigen, scharfen Ende.
    Große Geste, dachte Tim. Wie im
Film. Große Geste der harten Typen. Natürlich würde ich diesen Flaschendolch
niemals gebrauchen. Aber die Geste erzielt hoffentlich Wirkung.
    Er ging zur Couch. Landres’
Unterkiefer begann zu zittern.
    »Erste Frage«, sagte Tim. »Wo
ist das Versteck der Terroristen?«
    Landres schluckte, sein Gesicht
wurde schiefer und schiefer, Farbe war dort ohnehin nicht mehr — abgesehen vom
Blut aus der Nase.
    »Ein Bauernhof«, murmelte er.
»Der Unterströter-Hof am Rande vom Naturschutzgebiet.«
    »Sieh einer an.« Tim nickte.
»Ja, ich weiß, wo das ist. Zweite Frage: Sind die Kids alle dort — Rebecca,
Paula, Hendrik, Kevin, Detlef und Gabriel?«
    »Ja. In zwei Kellerräumen.
Ihnen geht’s gut. Ich habe darauf bestanden, dass ihnen nichts geschieht. Das
war meine Bedingung, denn...« Er stockte.
    Auch Tim hörte die Stimmen vor
dem Haus. Dann schrillte die Türklingel. Langsasse sprang zum Fenster und
spähte durch den Spalt im Vorhang.
    »Polizei. Überall Polizei.
Kommissar Glockner steht vor der Tür.«
    Wie denn das?, dachte Tim.
Gibt’s noch ‘ne zweite Spur hierher? Jedenfalls — willkommen im richtigen
Moment! Das erspart uns einen Anruf.
    Mit Glockner, seinem
Assistenten Wespe und zwei weiteren Beamten kamen Gaby, Karl und Klößchen
herein.
    »Papi war plötzlich da mit
seinen Leuten«, flüsterte Tims Freundin. »Und sehr erstaunt, uns zu sehen. Wir
mussten natürlich sagen, was Sache ist.«
    Langsasse war bereits dabei,
Gabys Vater zu informieren. Glockner musterte den Leibwächter mit unverhohlenem
Widerwillen, wandte sich dann an Tim: »Das Hühnerei unterm Auge hat er
sicherlich von dir.«
    »Notwehr, Herr Glockner. Dr.
Langsasse ist Zeuge.«
    »Trotzdem werde ich dir nachher
die Ohren abreißen, überhaupt allen, die TKKG heißen.«
    Tim grinste. »Ich möchte sofort
meinen Anwalt sprechen.«
    »Ich übernehme das«, lächelte
Langsasse, »ohne Honorar.«
    Wespe, der wieder mal schrille Klamotten
trug, hatte Landres erklärt, dass er verhaftet sei, und ihm Handschellen
angelegt. Alle sahen zu, wie er abgeführt wurde.

    »Ich habe einen
Durchsuchungsbefehl«, erklärte Glockner. »Deshalb sind wir hier. Landres ist
durch einen anderen Umstand in unseren Fokus (Brennpunkt des Interesses) geraten. Nämlich durch die Eifersucht einer Frau. Ihr kennt sie. Laura Dunkert.
Ja, die Sekretariatstante, wie Gaby sie nennt. Landres hat eine Beziehung mit
ihr angefangen. Aber Laura spürte wohl oder sah Anzeichen, dass sie nicht die
Einzige in seinem Blumengarten war. Jedenfalls hat sie ihm nachspioniert und
rausgefunden, dass er sich noch eine Freundin hält: Paola Beneviste. Als ich
heute Nachmittag abermals alle Betroffenen vom Überfall auf die Schule befragt
habe, hat Laura mir das verraten. Ich war sofort alarmiert. Denn Paola
Beneviste ist uns aus den Akten bekannt. Hinzu kam, dass mein Töchterlein«, er
fasste Gaby am Ohr, »heute Mittag Inspektor Bienert anrief und sich — unter
einem Vorwand — nach der Frau erkundigte. Leitlinien zeichneten sich für uns
ab: Landres — Paola — Rebecca — die einsitzenden Terroristen... Ich weiß nicht,
ob wir bei der Durchsuchung was finden. Aber das ist auch gar nicht mehr nötig
nach seinem Geständnis.«
     
    *
     
    Schon bei Anbruch der Nacht war
der Unterströter-Hof von einer Hundertschaft Polizei umstellt. Unbemerkt
blieben die Beamten im Schutze der Dunkelheit. Als in dem alten Bauernhof die
letzten Lichter erloschen, erfolgte der Angriff. Kein Schuss fiel. Kein
Widerstand war zu brechen. Die Terroristen wurden gleichsam im Schlaf
überrascht.
    Westor, Galeb und Leutke
versuchten, eine rote Kapsel zu schlucken, die sie im Brustbeutel bei sich
trugen, aber das wurde verhindert. Eine Todeskapsel? Für pathetischen Freitod
in auswegsloser Situation? Jeder Terrorist hatte eine Kapsel. Später wurden die
analysiert im gerichtsmedizinischen Labor, und das Ergebnis verblüffte.
    Die Kapseln hätten eine Art
Scheintod ausgelöst, einen Zustand des Betroffenen, der oberflächlich
betrachtet nach endgültigem Ende aussieht. Aber Stunden später wäre der >
Tote< wieder erwacht. Und getürmt. Denn einen verstorbenen Terroristen wie
einen lebenden zu bewachen, ist nirgendwo üblich. Ein schlauer Trick also, um
die Biege zu machen. Und
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