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Hinter Geschlossenen Lidern

Hinter Geschlossenen Lidern

Titel: Hinter Geschlossenen Lidern
Autoren: Joe Waters , Carolin Wagner
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Zimmerkellner zu bemerken, der einen Servierwagen mit Champagner im Eiskühler durch die nächste Tür auf der linken Seite schob. Dann kam er wieder heraus und ging grüßend den Flur entlang an uns vorbei, als hätte er nicht gerade eine Bombe gelegt, die mich gleich zerfetzen würde, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte.
Clive blieb schwankend stehen. “Sag mal, ist das nicht dein Zimmer?”
    Bingo! Ich sah zur Tür, als müsse ich überlegen. “318, stimmt.”, sagte ich dann. Was blieb mir auch anderes übrig?
    “Bekommst du noch Besuch?”
“Nee, war bestimmt eine Verwechslung.”, sagte ich schnell und versuchte, ihn weiterzuschieben. Wenn er einmal stand, war es nicht so leicht, seine träge Masse wieder in Bewegung zu setzen.
“Aber ...”
“Ich ruf da gleich an. Wird sich schon aufklären.”, beruhigte ich ihn, fischte ihm seinen Schlüssel aus der vorderen Hosentasche und schob ihn in sein Zimmer. Es war stockdunkel. Der Regen prasselte in einem plötzlich heftiger werdenden Schauer gegen die Fensterscheiben. Als ich Clive endlich aufs Bett fallen ließ, war ich nass geschwitzt. Das Hemd klebte mir am Körper und spannte über der Brust. Ich fand, es war noch schwüler geworden als am Nachmittag.
Ich zog ihm die Schuhe aus und wollte ihm auch die Jacke von den Schultern zerren, als er mir plötzlich in den Nacken griff und meinen Kopf zu sich herunterzog, bis mir seine funkelnden Augen so nahe waren, dass ich die türkisfarbenen Sprenkel darin sehen konnte. Er roch nach Bourbon und Malzbonbons und irgendwie sehr vertraut.
“Du bist mein bester Freund, Lee, weißt du das? Mein einziger richtiger Freund.”, flüsterte er und nebelte mich dabei mit seinem Alkoholatem ein. Dann ließ er sich zurück in die Kissen sinken, hielt mich aber weiter gepackt, als hätte er seine Hand in meinem Nacken vergessen.
Ich versuchte, seinen Klammergriff zu öffnen, was nicht ganz einfach war. Er war gut trainiert und ich wollte ihm ja nicht wehtun. Er war schon fast eingeschlafen, als es mir endlich gelang, mich zu befreien.
Gerade wollte ich mich aufrichten, als ich hörte, wie er im Halbschlaf meinen Namen flüsterte. Ich beugte mich zu ihm hinunter. Er murmelte etwas, was ich nicht nichtig verstand, was sich aber so anhörte wie: “Ich liebe dich, Freund.”
Ich war gerührt und gab ihm einen Gutenachtkuss auf die Stirn.
“Ich liebe dich auch, Clive.”
Dann deckte ich ihn zu, regelte die Klimaanlage, damit er Luft bekam beim Schlafen und ging in mein Zimmer.
Bis auf den Sektkühler war es leer. Ich sah mich um, trat auf den Balkon, aber auch hier war niemand. Der Regen hatte jetzt aufgehört. Die Wolkendecke brach auf und in der dampfenden Nässe spiegelte sich der Mond.
Unten auf der Straße gerieten ein paar betrunkene Hotelgäste mit zwei Einheimischen in blauen Overalls aneinander, die aussahen, als hätten sie nach der Arbeit einen Absacker zu viel getrunken.
Jetzt verlangte jede Partei von der anderen, den Weg freizugeben. Schließlich kam es, wie es kommen musste. Einer der Hotelgäste holte sich eine blutige Nase. Seine Freunde scharten sich um ihn wie verschreckte Hühner und die Blaumänner zogen johlend ab. Gerade war wieder Ruhe, als ich hinter mir das Ploppen eines Sektkorkens hörte.
Ich fuhr herum und da stand er: 'der Husar auf dem Dach' mit einem Handtuch um die schmalen Hüften und ließ den Champagner in die Gläser schäumen.
“Ich dachte, ich mach es dir mal etwas einfacher, diskret zu bleiben. Du hast doch nichts dagegen, dass ich noch kurz geduscht habe?”
Der Kerl war wirklich dreist. So einfach vorauszusetzen, dass ich ihn wollte ... konnte man mir meinen Zustand schon so deutlich ansehen? Ich war sprachlos, wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, also pickte ich mir eins seiner Worte heraus.
“ Diskret ? Mein Freund hat den Zimmerservice gesehen. Jetzt kann ich mir etwas ausdenken, wie ich ihm den Champagner um Mitternacht erkläre.”
Wahrscheinlich hätte ich ihm noch ganz andere Sachen an den Kopf knallen sollen. Zum Beispiel, wie er dazu kam, in mein Zimmer einzubrechen. Leider fiel mir nichts Geistreiches ein. Mein Schwanz klagte angesichts dieses leckeren, halbnackten Typen mit einiger Vehemenz sein Recht ein und pochte steif gegen den Hosenschlitz. Naja, schließlich hatte der Kleine da unten seit drei Wochen Hunger leiden müssen. Mochte sein, dass ich ihm etwas schuldig war. Aber ganz so schnell wollte ich mich nicht geschlagen geben.
Das Glas, das der Fremde mir
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